• ii !..»* 1
^v« vr/A
BOUGHT WITH
THE IXCOME FKOM
OF SOMERVILLE,
(Class of 1828,)
Digitized by Google
Digitized by Google
o
3} c n
§. uon
%'ortugal. ®panitn. Stolien. Sdiottlaiib. ©nglanft.
$annot>er.
ÄJm SJcrlagc ber ^clttnngfdjcn •gx’fbud^anfclung.
1847 .
Digitized by Google
lfZZZs/3
/v?/, •
//
. \
Digitized by Google
$$p(ferftiittmetu
- » m i iggf t H
Digitized by Google
V o r u> o r t.
3tn $. t). g.
33on SujitanienS buftgem ffilütenjlranbe,
Si8 tno ber Srenta blaue gluten fotzen,
•&ebt ftcb au8 äJlprt unb Sorbecr, fdjroarj nom Sranbe,
Uralter Tempel Sau, jerfdjeUt, jerbrocfjcn.
Unb um ber SJtarmorfäulen ipradjtpoluten
3ie^n ftc!> be8 ipilben 3Bein8, be8 Spl>eu8 9tanfen,
Um beu ergrauten grie8 in 2lbenbgluten
Sic (Genien pcrgangner Seiten fdjtpanfen.
Sin mübeS Solf rufyt auf ben iporpfjprplatten,
Sem nichts geblieben au8 beö StuljmeS Sagen,
2118 feiner eignen ©djanbe bunPler ©chatten,
2118 ju ber ©aiten Älang tiefbangcS Klagen.
Unb in ber Srujl ffiegeijierung be8 ©tränen,
Unb einer ©eibenfprarfje füfjeS klingen,
Safj , »o nur je bie meinen Sieber tönen,
SoH Sufi unb fieib , tief burd) ba8 §erj fte bringen.
Digitized by Google
VI
«
Doch ob fte rauftet auch in ^örac^t = Slccorben,
©ie mecEet nicht bas 6d;o im ©emüthe,
©leich jener, bie im flammbermanbten «Rorben
gmfaltet tragt beS ©cifteS reic^fie 33lüte.
Doch ijl ein «Dtenfchenherj in allen Eanben
Dajfelbe fletS, unb wenn c8 rein empfunben,
Sauchjt eS im ©lücf, meint in beö ©chmerjes SSanben. —
UnS alle hält ber 6rbe ©eijt gebunben.
Unb biefe Eieber, bie in fdjönen ©tunben,
2lm fremben ©tranb, cerflärt mein einfam Eeben,
Die id) bir ^ier jum fdjlidjten Äranj gebunben,
©ie mögen befj ein gültig 3eugni§ geben.
3mar flnb fie nur Herbarien ju vergleichen 5
Der frifctje ©albbuft fehlet biefen Äränjen,
Doch bringen SBotfcfjaft jie ans buftgen «Reichen,
Unb roecfen 2lh nun 9 en Don tuärmern Eenjen.
3Benn fte in ftch fo viel beS ©chönen tragen,
Dag h'tt unb bort, in ^eilgen SIbenbflunben,
©ie an ein SJtenfchenherj, leie flingenb, fchlagen,
$ab ich ber 9Rühe fchönjien Eoljn gefunben.
Digitized by Google
*
3 it f) a i t.
SSortuort.
spo rtugal.
fui; Comoens.
Zo nette.
Unerwartet 3
3$r fflilb 4
höc^fieS 2 eib . 5
Sitte 6
2Barnung 7
(Erinnerung 8
hoffnungslos 9
SelöSteS Slät&frl 10
ßiebeSjauber 11
Seme 12
©ibetfprud) 13
©leides ©djicffal 14
15
ffierroanblung 16
Ganjonc 17
(Entfernung 21
(Zonett oon Sa De Äirania.
Stbenb 25
Digitized by Google
©arcao.
Ser fliatecrcnftiaoc
3. 3. Sa <Cunl)a.
VIII
26
*2111 ton Xofc.
Kfaggefang 27
©legie.
8uij ©amoenS.
©panten.
gornan^en t>om gergarto M gorgig.
ffit, bet Graf Eon Santfjo Etat ....
. 37
©ineä Snqeä ju ©ernarbo
39
Sfn bem ©ofe Eon Sflfonfo’S
. 42
©rief unb ©oten jum ©ernatbo
. 45
3ft ton bittern 3$rAntnfIuten
. 48
Sfn bet (Spike jepn Getreuer
■ 49
Stn bem gu§ bcS ftfjmaqen Grabmals
. 53
oman uh oon SMerntn unb Enranbartc.
O ffielerma, o ©elerma
. 56
Unb in Wranfreidj in ffielertnaB
. 58
SJtomanun von SBraooncl unb ©uabalara.
Stfloonel oon ©aragofia
61
5Barb bem .Könige bie SJtclbung
. 63
Staponel von Saragoffa
. 65
■SJfag aucp gleich am trüben Eienfiag ....
. 67
3n bem Sdiatten eines 8orbeerS
. 70
Sc&roer bctabcn mit bet Seute
72
Eie S&crauSfotbcrung.
Tarife an üaibc
74
GineS ®agS in einet Sc&entc
. 76
Digitized by Google
IX
Sdjafft mein launig Sieb mit Sorgen 79
$3&brenb bcr Slpril nod) blühet 80
5Dlorgcn6 am 3obanne8tage 82
©djiifce midj Satt, rote Me OMnfe fliegen .... 83
SJläc^tiger ©bro 85
5Beil bie SDlutter midj gefehlten 87
©r, bet midi liebet, midj liebet, bet bat midi .... 88
Sage mit bet ©remite 90
Stau , Siebfter, bet Siebe nidjt 91
Eutd) bc8 $elIefponteS gluten .93
§ero fianb, be8 SieblingS batrenb 91
Italien.
©iacomo fcoparbi.
©rftc Siebe 99
©legie 103
Sdjitffal 106
Da8 Unenblidje —
Der Slbenb be8 geiertageS 107
Sin ben SJlonb 109
Sin ipn felbfl HO
91ad)tgefang eines Ritten in bcr afiatifdjen ftöüfte .111
Ugo /oscolo.
Sonette.
Du bcilge (Söttin, bie bet Sieber SDlenge 11S
SSeim lobe be8 SruberS 117
2Kcin 58ilb 118
Witornelle.
Siebe 119
SebenSregeln 121
Digitlzed by Google
X
Sieb 122
SlomaneSca 124
SitlaneUa 125
(Suarini. 3^tt Äugen 126
IHidjelagnolo ßuonarotti.
Eftaoen 127
Sdjlaf ein 129
©d)Otüanl'.
James Ijogg.
®ie £ere Don ffife 133
9J}acgregor 145
©er SIbt Bon SJbac Äinnon 150
©len Äoin 161
@d)ön SKatg 167
Sobcrt ßurno.
Sanft fenft fttfj ber Äbenb 169
Sd)ön i(l unb falfd> 170
3d) ging einen traurigen Sang 171
5£Bie ifl bie 9Iad)t fo trüb unb lang 172
©djarf toc&t ber äöinb auf ©onodjMjeab 173
ßnglanfc.
färb ßtjron.
■Monbnadjt 177
Sfyomas illoorc.
®u Äbenbgeläut, bu Äbenbgeläut 178
Än 3utia 179
Digitized by Google
XI
an — 180
©er ©ipfel ber Söogen im ©onnenliibt lacfjt . . . .181
SBenn alles fctö auf ben Siamen »erroebt 182
Söie füfi ifi mir bie Stunb, wenn ünrirlidjt fmft .183
© glaub mir, ob alle bie 9teije »erglübn 181
SBerrcunbeteS Sieblein, o fomm bu ju mir 185
© nenn nidjt ben Slamen, tap ibn rubn in bet 9!atf)t . • 186
©a8 Sobtenfcpiff 187
■fjortp, bie SSedpcrbbmne flingenb 188
D glaube bodj nitijt, bap mein £erj immer lae^t . .189
©ie £arfe, bie in 3!ara8 fjall 190
©ft in ber fiitlen Siacpt 191
O 3ugenbglü(t, fo lang »ergangen 192
hinweg ben ©edjer! ob ber SBein 193
O fort ber £b r äne trüber @d)ein 191
© fteb mich nidit fo lätbelnb an 195
ßenrt) Kirke tDfjitc.
SSebmutb 196
Sieb 198
©infamfeit 199
©er manbernbc Änabe 200
©djlummrrlieb 201
Wn einen ffreunb 202
Uljomag Campbell.
Trennung 204
Äinber 205
per© ßtjofbc Spellet).
aiajlor ober ber ©eift ber ©infamfeit 207
Digitlzed by Google
XII
f. <£. fanbon.
£c6 ©tfang 210
Der Äönig 6c6 EfltnS 213
«Ite '-Ballalt 216
S t tid) tigung : 155 3 - 23 t>. o. litä ewige Sagt für einige Sagt.
Digitized by Google
Digitized by Google
Cut3 Cötnats
qtf. 1524 ju Ciffabon, gefl. 1579.
<S01ICttC.
1. (Hnetwattet.)
(^9 orbnet flinf bas fü§c SSögetein
Siit jartem ©d?nabel feine bunten ©dringen,
33om 2Mütenjh>eig bie gellen Söne flingen,
SEBifb, regellos, im golbnen ©onnenfdjein.
6in 3äger toanbclt burd) ben gorfl allein,
€Dtüb oon beS aßaibtoerfs Weiterem ©elingen»
Saßt iljm burdjs #erj beS Pfeiles ©pifjc bringen,
Sereitet tfjm bas Sßcfi füll, fall unb Flein.
©o toarb mein <£>erj oom füfjen Seib getroffen,
Da es am frofjjlen in ber 33ruft mir fpielte,
Dbfcfyon es längfl oerbammt toar oom ©efdjufe.
2luS beinern Slug, fo Flar, fo gro§ unb offen,
SSerflecft ber ©cfjii | naefy meinem SSufen jielte,
Der id> geblenbet mar oon beinern ©liefe.
Obras de Luis de Camocns. Lisboa 1783, Fonscca. Parnaso lusitano.
Paris MDCCCXXVU.
r
Digitized by Google
4
2. (3&I ©ilb.)
blonbe Jgmar in tbeüenmeidjem ©lanje,
3ufammen halb bon frönet #anb gebunben,
SSalb frei, bom buftgen SÄofenfranj burdjmunben,
Umgiebt ba8 Slntlifc, tr>ie mit einem Äranje.
3(>t Slugen, bie itjr fJralt in reinem ©lanje,
-gelljlammenb tbie bie ©onn’ in SDiorgenflunben,
Die ii>r ba§ $er}, bie «Seele mir entmunben, —
®ut, bajj bie gerne midj bor eutf) berfdjan je !
£>, fiifeS ßädjeln, baS bu toirfi geboren,
3nmitten meiner perlen unb Äornüen,
£), ba§ bein ©djo Häng in meinen Dfyren!
ffienn ber ©ebanfe fdjon ba« #er$ um(lricfte.
Die Steije, bie bie ^Jbantafie befcfjtboren,
SBenn id? bicf> fälj? — o bujj icfy bi$ erblicEte.
Digitized by Google
5
3. (¥>cd>ft»S Seit )
»8 ifl8, mag biefe SEBclt mir fönnte geben,
Dafj i^r mein Jperj in Siebe follte fragen?
91ur 6fel faf; irf>, #aj? unb Sünbe ragen,
Unb wie ber lob entPeimct allem Streben;
Dod? fättigt nie ba8 geben je bag geben:
Den gröfiten Sdjmerj, meifj i$, fann man ertragen,
Unb giebts ein tiefreg 2Beb — bie febmerften Älagen
£ab idj gehört — i<b trag eg oj?ne ©eben.
68 mollt ber Sob mich jebem Seib entheben,
Da8 je mid? treffen fönnte; al8 entfagen
3$ jener mufft, t>ab icb bie gurcfyt oerloren.
giebloftgfeit allein fab id) im geben,
3m Sob ben Sc^merj, ber übrig ifi jn tragen,
gür bie8 allein, fo fdjeintg, bin itfj geboren.
Digitized by Google
6
4. (Sitte. )
£> tt meine Seele, bie fo früfj gefefuebcn
$lu8 biefem fieben, baS bir nietyt gefallen,
2Sefct rufyfl bu emig in be6 Rimmels fallen,
3nbe§ id> leb im flöten ©efjmerj ^ienieben.
233cnn bort noefj ijl ©ebäeljtnifj bir befdjieben,
3u bir hinauf ber Cfrbe Älagert fc^atlen,
£5 benf ber Sieb, bie bir einfl mol gefallen,
Die bu in meinen ©liefen nidjt oermieben.
Unb menn bu glaubfl, baf? 6tmaS mög tterbienen
Der ©efymerj, mit bem mid? bein ©erluft ummoben,
Die Gual, ber feine #ülfe ifl erft^ienen:
©o bitte ©ott, ber bid) fo früfj natf> oben
(Entführte, ba§ ief) bort bir möge bienen,
©o fcfynell mie er biefy Ijier bem ©lief enthoben.
Digitized by Google
7
5. (SBarmittg )
£§n bir feb ich ben 2en§, ben blütenpoden,
Den jugenbfcbönen, glänjenb aufgegangen.
Denn beinen Sippen, beinen weichen SBangen
3ff 3tof an Stof unb 3?elf an 9felP entquollen.
©o herrlich hat Statur bicb fcbjmücfen tooüen,
5Dlit ihrer ftbönjien garben reitbjlem prangen,
Da§ 33erg unb SBalb erfüllt ein heif? Verlangen,
3n 2iebe8weh be8 gluffeä 2Bellen rollen:
Doch witljt bu nicht, ba§ wer bicb liebt, bie «Blüten
Slbpflücfen bürfe, ftcb jum Ärans ju flechten,
5Birjl balb bu febn wie flüchtig fte oerglübten:
Denn wenig hilft e«, baj? ber Sieb bie echten
Suflblümelein in beinern Slntlig blühten,
Drägft bu im (Seift be8 Unfrautö 2Bujt, be8 fcblecbten.
Digitized by Google
8
6. iSrinnetuug-)
$ßenn 9Ibenb8 ifl bic Sonn hinab gegangen,
Die 2Belt erfüllt bcö 3roielicht8 £eilge$ Schweigen,
®eh ben 2Balb entlang, umraufcht bon 3weigen,
Unb benf bet fußen geinbin mit ©erlangen.
#ier feb id) wel>n ber goibnen ßocfen Schlangen,
Dort auf bie $anb ba8 fdjöne ^>aupt fte neigen,
Salb froh, &alb trüb, wie ihr allein e8 eigen,
3e&t ruhte fte, jefct iff fte fort gegangen.
$ier faß ich, hier t)at mich ihr SlicE getroffen,
9118 fte bie hellen 9lugen aufgefchlagen,
Salb fiolj unb halb bocf) auch, al8 bürf ich hoffen;
#ier lachte fte unb bort hört ich ffe flagen:
Unb folgern eitlem Sinnen immer offen,
3Rufj ich bc8 2eben8 leeres SicfjtS ertragen.
Digitized by Google
9
7 .
tyjn biefer ©lut wirb fidj fein Stjier ergeben,
2ifo allein fü< nit^t ben fflfittag tagen;
Den glommen, bte er muf? im 3nnern tragen,
Äann, bte er liebt, allein nur Äüfclung geben.
@S ftfieint al8 ob bie Serge felbfi erbeben
Sei feiner Qualen bangen ärauerflagen,
Dorf? an ein SSteinberj jte »ergebend fcfRagen,
Sa8 einer anbern Siebe ift ergeben.
Som SBanbeln in bcm Dicficfyt ganj ermattet,
3n einen Sudjenflamm Ijat feiner ©djmerjcn
Die trüben SErauertoorte er getrieben :
»#offt niefit auf Söeiber, bie il>r lieb einfl gattet,
Denn alfo f$uf Statur bie leisten #er$en,
Dafj fxe im SBetfifel nur bejiänbig blieben."
Digitized by Google
10
8. («elöstt« SMUfri.)
SC»f feiner SJutter ©cfjoofi im ©d>laf oerfunfen,
9iuljt 2Imor, unb fo fd)ön, bafj er erreget
Da« $erj felbff, baS ifjn fonft fcfjaut unbemeget,
Dafj er bie CDiutter felbfl macfjt liebeStrunfen.
3m Slnfdjaun ifl fte ganj in if>n Perfunfcn,
Der biefe SBelt in SJeib ju flürjen pfleget ;
Dodj jener leif’ im Draum bie Sippen reget:
„Du bijt es bie jurn Sranb aufföürt ben gunfcn.*
©alifo, ber im SiebeSfpiel erfahren,
Unb ber baS SGBefen ©eiber früf) erfannte,
(Spricht fo, beS SlätijfelS ©inn ju offenbaren:
„Ob mid> beS Änaben §)feil audj oft perbrannte,
©or beffen ®ift idj nie mid? fonnt bemalten,
Der SSJiuttec ©cfjonljeit tiefem ©djmerj bocf> fanbte."
\
Digitized by Google
11
9. t Siebt« janier.)
^er Stugen jarle«, fanfte« Umfit^f^auen,
D&n ba§ man jtefyt motyin; fafl roie errungen
Sin lieblicfj gabeln, bemutlj8t>oll burttybrungen,
Darin man glaubt, groljfinn uerflccPt ju flauen;
©djamfjafte«, ruhige« ©idjfelbflnertrauen ;
Sin #erj, oom tieffhn grieben mg umfcljlungen ;
Unb eine ©üte, bie allein erflungen,
ffio roolfenlo« ber ©eele #immel blauen;
Unb eine Sanftmut!? unb ein furttytfam SBagen;
Sin Sangen, of?ne @(§ulb, ein ^eitre« Süden;
Sin lange« unb gefyorfame« Srtragen:
Da« jtnb bie 3teije, roeldje mi$ umjlritfen,
Da« ©ift ber Sirce, bem bie Äraft erlegen,
De§, ben termanbelt l?at iljr jauberifd? 9?irfen.
Digitized by Google
12
10 .
fcie ifjr burctyflrömt, beg Xajo treidje SßMcn,
Die äBitfen, beren ©rün eur Äu§ erneuet,
Die fPflanjen ifcr unb ®Iüt unb ®Iatt erfreuet,
Da« -§tr$ be« Wirten mailet fröf)lid> fötnellen:
3$ weif? nic^t ob idj beinen Sauf, ben fdjneüen,
SRein füf er ©trom, je triebet fe^> e« freuet
Sin franfe« #erj, befj ©liicf ift aU jerfircuet,
Die Hoffnung fclbft, ftc^ bir nodj ju gefetten:
Denn alfo fjat e« ba* ©efdjitf beftfjloffen,
Daf? e«, in bem mir anbre ©terne tagen,
2Jlicf> übergab bem ©t^merje jum ©enoffen :
©eljnfudjt natf) bir, ba« ficib ba« i$ mufj tragen.
Um jene flagt, burdj anbre Süft ergoffen,
Unb anbre SEBeilen flöten meint Ziagen.
Digitized by Google
13
11. (SÖ»bttfptB(t.)
$0ie Siebe ijl ein unjtdjtbareS geuer;
3ft eine SSJunbe, beren Sdjmerj oerborgen;
äufriebentjeit, bie Streit gebiert unb Sorgen;
©in Scfymerj, ber frfjmerjloS fdjmerjet ungeheuer;
©erlangen, bem nichts ijl unb alles treuer;
©in einfam in ber ©lenge fein »erborgen ;
(Sin ©lüct, baS oon bem Unglücf flctS muf borgen;
©eroinn »erleitjenber ©erlujlerneuer;
ein ftd> freiwilliges ©efangengeben ;
Des Sieger« Sieger ifls ein willig Dienen;
3ft eine Sreue, bie ben Xob uns bringet:
Dod> fönnte je jur Harmonie »erfdjwebeti
3m ÜRenfdjenljerjen, ba jte ijl erfdjienen,
Die Sieb, bie fletS in Dijfonanjen flinget?
Digitized by Google
14
12. (@ieitt>ee S^idfal.)
(5jö ijl bern bunten ©cfjmetterlinge eigen,
Dafj, wo er fteljt ber Äerje glömme blinfen,
6r fie umfreifen mufi, in fte cerjinfen,
©iS feine Slfclje IjüUt beö SobeS ©djroeigen:
Demfelben ©t^icffal roirb mein feooS ficf> neigen:
3$ eile beiner Slugen ®lanj ju trinfen,
Die mir jum Sobe um fo fiterer winfen,
$118 icfj nerjiänbig rnäfjne mid? ju jeigen.
3$ meijj mie oiel bie trunfnen ©liefe fragen,
3$ freifj mie tjod) jidj ^eben bie ©ebanfen,
Unb bafj be8 Dobes ©Urningen mid? umfdjlagen:
Do$ bulbet Siebe fein un(idjre8 ©djfranfen,
9tccfj meine ©eele, bie ben Sdjmer} ju tragen,
$118 i^ren größten Stu^m bir mögte banfen.
Digitized by Google
15
13. (Sittl.)
@o oft id> auf bie Seit fcl)au, bie oergangen,
$ab «Reue bes ©efdjefynen ict) empfunben;
3d) faf), bafj all bie 3eit umfonjt entfdjwunben,
Daf? tf>öricf?t war mein hoffen unb mein Sangen.
«Rad; meinem Scib nur trug i(f) Ijeifj ©erlangen!
3Ba§ icf) erreicht, fdjlug ftetö mir rieffit ffiunben 5
2Benn id) beS ©lüefeg wärmflen Äufs empfunben,
5Bar aud) bie le^te Hoffnung fefjon oergangen.
Die <S$löffer, bie bie ^^antajte erhoben,
3m Slugenblid, ba id) ben ©iebel Fränjte,
@ai) id) jte, mie ein SQJorgentraum, jerjloben.
3Bie mannen Drug l)at biefe mir gewoben!
Sin leerer £aud) ifl, wa8 fo golben glänjte;
38e() bem ber fjofft ! wef), wer oertraut auf Dben !
Digitized by Google
16
14. (SBtrwanblititg.)
Sßag locft if>r mid ), ber ©e^nfudjt füge Sieber ?
?06t meiner Hoffnung rootit i&r mid? betrugen?
Vergangne Beit roirb ftd) jurücf nid?t fügen,
llnb t^äte fteg, bie 3ugenb feljrt nidjt »Uber.
©d)on fenft bie leiste ©tunbe i&r ©efieber!
£>ie Soge flojjn in leidjtbefd)tpingten Bügen;
3d) glaube jefct nicfjt mef>r an füge fiügen;
SSor einem anbern ©eifJe finf id> nieber.
ffierroanbelt ijl, mag efjmalg mid) entjücfte,
6in anbreg morben, unb in biefen Sagen,
SKug id) cerbammen, mag mi$ einfl beglücfte.
6g lieg bag ©t^icffal mir ber SSünftfye feinen
9?ad> fünft’gem ®lütf aug meineg 3rrtl)umg Sagen,
®ie nur nadj meiner 9tul)e lüflern fcbeinen.
Digitized by Google
17
(£att$one.
15.
$D?ir gegenüber liebt bie faf|le Stirne
Sin ©erg empor mit ungehalten ©liebem,
Son ber 3?atur gesagt, öb, oljne geben?
Äein Guell, fein ©ad| entjltömet feiner girne?
Äein ©ilb fd|läft bort; mit glänjenben ©efiebern
$ebt fub fein ©ogel, feine ©lätter beben.
Der Stame, ben ba« SSoIf i(|m l|at gegeben,
#eif?t „glüdlidj", »eil er ifl ein Drt Poll ©rauen.
Sr fyebt ftd| au« ben ©ogen
Sin jener oben Stelle,
©o jroifdien Slfrifa be« ©teere« SBeHe,
Unb Jemens gelfenflüfte fiel) gezogen,
©o einjimal« ©erenice mar ju flauen,
©enn bid| ba« Schiff getragen
©on bort l>er, mo »erjinft ber #immel«tt>agen.
Dort fiebfl bu jene« ffiorgebirg jtd| lieben.
Da« Slfrifa« öjilicpe ©rcnje bilbet,
Slrdraata, fo marb e« einji benennet,
Slrdmata, oor biefem; iljm gegeben
•§at in ber Seiten ©anbei ein oertoübet
©olf jefct ben Flamen, roelcpen ©iemanb fennet.
Sin biefe« SDZeer, ba« f>ier mit milbem Drange
Slufbäumenb hütet burdi bie gelfenpforte,
Jpat midi in trüben Sagen
©lein Scpicffal feft gebunben;
Unb fyier, an biefem fernen, «lüften Drte,
©om furjen geben füll, »on meinen Klagen,
Sin flüdjtge« Slngebenfen fein gefunben,
Der id| bon meinem geben
Die fleinen Steile ring« ber ©eit gegeben.
Digitized by Google
18
#ier $ef>rt icf> nufeloS auf einfl trübe Sage,
©infame, trübe, etenbe, gebunben,
©rfüllt bon ÜRüfcfal, bittren äorneSgluten,
5Ri(^t8 wollenb, nichts; erliegenb faft bem Schlage
Des ©chidfalS? brennenb ^ei§ bie ©tunben
Der 2RittagSfonne? fair beS SReereS gluten;
Die fiüfte bicf unb fot^enb, #aud> beS Äranfen;
9Rir feinblich felbfl bie eigenen ©ebanfen,
Die fonft ich als ben beften ©chufc empfunben
3nt Äampf mit meinen ©djmerjen;
3nbem fte mir erneuen
Vergangner ©tunben furjeS ©lütferfreuen ; —
Denn ich auch burfte in ber SBelt einfi Werjen.
©ie fchaffen tiefre Dualen meinen SBunben,
3nbem jurütf fte bringen
Vergangner greuben feligeS ©elingen.
-Stier weilte id) mit foldjerlei ©ebanfen,
Da« ©ein, ben Dag oerjefjrenb; fte erhoben
2Ri<h auf ben glügeln t)od), jum tiefen galle.
SÖBol war es leicht in jener $öh §u fcfywanfen!
Unb aus ben Draumen, bie mich ^olb umwoben,
Umgiebt Verjweiflung mich mit lautem ©djalle.
(SS wanbeln jtcf> bes DraumeS greuben alle
3n Dränen um, felbfl unbewußte Älagen,
Die burch bie 2üfte bringen.
Die ©eele, bie gebunben,
ViS in baS üRarf burchbohrt bon Dobeswunben,
Vom ©djmerj berührt, Dom qualbollften SRiflingen,
9Rufj ohne ©chufj beS ©t^icffals ©chlag ertragen,
3jl wehrlos unb mit Veben
Dem unerbittlich ftoljen preisgegeben.
Digitized by Google
i ■
19
SRir blieb im geben Feine Stubefieße,
9iotf> eine Hoffnung, wo in furjem grieben,
SRein rnübe« #aupt bie dualen mög Dermeibetti
Sich geib ifi alle«, unb ber geiben Quelle!
Doch tobtet« nicht, bamit, wa« mir belieben
Sin ^art ©efchicf, ich alle« mög erleiben.
D, bafi ber ©türm ftth legte meiner geiben!
Schon fcbeint«, al« ob ber SEBinbe roilbe Stimmen
Serubigt ftcb jerjtreuen;
Slßein be« Rimmels ©roßen.
Da« Sebicffal, unb bie Stern, bie unbeilooßen,
2ln meinem fteten geiben jtcb erfreuen 5
Die mächtigen im wilben 3orn ergrimmen,
•Ob einen Staub, ob einen
3erbredjlicb irb’ft^cn SSurnt, unb ach fo fleinen!
Senn für fo Diele« geib ich nur gewönne,
Da|j icb e« freier wüfjt’, in fernen Sagen,
Sin flare« Slug würb, mein gebenfenb, beben s
Dafj biefe trübe Stimme nicht jerrönne,
Sepor fie bürft an fdjöne Obren fcblagen
Der, für bie einfi oergönnt mir war ju leben j
Dafj, ihrem frübern Selbft jurüefgegeben,
Unb übcrblicfenb fchneß, tief im ©emüte,
Die längft entfehwunbnen Sage
S3on meinen füfjen Schmerjen,
©eliebter ©chulb, Dom üöabnftnn mir im #erjen,
Den ich für fte gefugt, für fte ertragen;
D bafi, ob fpät, ba« ßJlitleib fte burchglüh’te,
Dafj boch in ihrem Snnern
211« aßjubart fte flrafte ihr Srinnertt.
Digitized by Google
20
$ics fcfjon allein, müjjt ichS, mürb flc^ ermeifen
S118 füfjer Srojt für aH mein fünftig geben,
Dies mürbe grieben frhaffen ben Sefrhmerben.
O Herrin! mie fo reich mu§ ich bich greifen,
Da§ bu, bem greubefernen, fonntefl geben
©d)on in ©ebanfen jebeS ©lücf ber Srben!
Sefchmört mein ©eijl bie himmlifchen ©cberben,
Sntfiiehen alle Seiben, alle Qualen.
Sich, fchon ein Deingebenfen
ÜJlacht jtcher mich unb fräftig,
DeS SobeS Slit£ genüber, milb unb heftig.
Unb menn bie Hoffnung mir ben Srofl mill fehenfen,
Da§ heiter beine Haren Slugen flralen,
©oüt’ einfl jurücE ich fefjren,
gühl ich mein Seib fich fchnefl in Sufi oerfehren.
«Dlit meiner Hoffnung leb ich hier unb frage
Die liebesfel’gen SBinbe, melche mehen
San borther, mo bu meilfl, nach bir, mein geben,
Die Sögel frag ich, ob jte bich gefrhen?
9Bo, mie, an melcher ©tunb, an roelchem Sage?
Unb mas bu thufl, unb melche bich umgeben?
Schon fühl ich froh ben ©eift ftcf> neu erheben,
Unb frifrhe Äraft, mit ber ich mill befiegen
DaS ©djicffal unb bie Älagen,
Slllein, meil ich bich frhen,
Dir bienen foll, bir liebenb nah’ fall flehen.
Den Änoten löst bie äeit, ben fie gefchlagen.
Doch mujj ber ©ehnfucht Qualen ich erliegen;
©ie öffnet alte SSunben
Unb frhafft mir neue qualenoolle ©tunben.
@o lebe ich, unb fragt ©efang, bich giner,
SEBarum ich benn nicht flcrbe?
©o fannfl bu ihm ermiebern: meil ich flerbc.
Digitized by Google
21
16.
gitfferming.
§J$it ungewohnter glamme
SSerfengen ew’ge Sohen
(Sin (Silanb, ba8 im fernen Dft gelegen;
Semohnt nom fremben Stamme;
3n bem be8 SBinterg Drohen
Den grünen ©chmutE erneut ben SGBalbgel;egett.
Die ^ortugiefen pflegen,
€D?it blutgefärbtem 6ifen,
Der ^errfepaft biefeg Sanbeg;
Statt eine« ©ürtelbanbeg
De8 ÜJteereö SSBeUen fehnenb eg umfreifen;
2lm Äräuterfcpmutf ber (Srbe
Erfreut ber »lief jugleich fuh unb bie beerbe.
Dem Scpicffal hat’« gefallen.
Da)? hi er e * n £h e tl entfepwänbe
SSon meinem Beben, bag ber Seiben Srbe,
Damit bie Sobtenpallen
De8 Kriege« gifenpänbe
«Dtit »lut unb mit grinnerungen färbe.
5öenn iep fobiel erwerbe,
2116 Saufcp für biefeg #eute,
Dafj einfi in ber ©efepiepte
3 cp lebe, im ©ebiepte,
Daran ein fcpöneg 2luge fieh erfreute,
aBürb gern icp ©lütf unb Sehen
güt ein fo füf e6 Slngebenfen geben.
Digitized by Google
22
biefeS Selbffbetriigen,
gü&l i$ mit SEBiberflreben,
«&at mi$ mit falf$en Hoffnungen gebunben.
3$ min mi$ ni$t belügen,
2) er Sob Kirb mir ni$t geben,
2Ba§ i$ im langen Seben ni$t gefunben.
©$on Iängft ifl mir entf$Kunben
SJtein einft’geS ©lücfoertrauen:
SBenn i$ mein Seib erblicfe,
SSetjag i$ am ©ef$icfe ;
©elbff auf ben Stob fann i$ ni$t boffenb flauen.
3) o$ a$! Kenn preis gegeben
3$ ber SerjKeiflung märe Kürb j$ leben.
5BaS immer i$ erblicfe,
®a§ es mir fein ©rfiaunen
©rmecfe, Hält SSerjKeiflung mi$ gebunben.
®a« f$afft ein fremb ©eftbicfe:
©8 finb ni$t meine Saunen,
®ie glommen Kecfenb, Kel$e mi$ oerKiinben.
2Ber glaubt, bafj meine ©tunben
Die gur$t, ba§ i$ pergeffen
S3ermö$te, trüben fönnte! —
D, ba§ ein ©ott Pergönnte,
irgenb eine gur$t mi$ fönnte preffen!
21$, in ber Siebe SSanben
Jpot oljne gur$t bie Hoffnung je beflanben ?
Serlieren fann gebulbig
Stur, Kern bie gur$t gemorben,
Unfelig ber, Ker fann ocrlieren nimmer !
Deß bift bu Htrtin f$ulbig.
es gnügte, mi$ ju morben
ein 2lugenb!icf, ko i$ bi$ f$aute nimmer.
SJtit froher Hoffnung S$immer
s
Digitized by Google
23
$a|t bu mid) fc^tüer betrogen.
Dorf? ba« f$afft mir ttn #erjen
Die leibentiefjlen ©dunerjen,
Dap nid>t einmal ber 3orn bein Slug umjogen,
Dap id> fo Mein erfdjienen,
©o füpe Dual nidjt einmal §u eerbienen.
9Jticf> ijielt bie Sieb umfangen
©o milb, fo jornoerlje^let,
2öie jte mir jefct in meinem Beib erfdjeinet.
9lid>t gröp’re Straf empfangen
ftann jener, ber gefeijlet,
5118 wenn, oerbiente ©traf il?m wirb oerneinet.
$Bie man bom Uranien meinet,
Dem Sirmen, fttymersgefdilagen,
SSom Slrjte aufgegeben,
Der furj nur nod) ju leben,
Dem feinen 2Bunf$ bie greunbe mein oerfagen:
©o pat, bie mid) oerjeljret,
Die Sieb, aud) ©e^nfudjt, ^ojfnung mir gemäljret.
Unb l)ier, in biefen ©tunben
SSergang'nen ©liidS ©ebenfen
Srneut bem gernen jtd) in bangen Sagen.
2Ber ()ätte je gefunben
3n mir ein ©d)ulbberfd)ränfcn,
©o fernerer ©träfe mürbig, gu ertragen ?
Dap bu mief) fo gelingen;
giir eine ©tfyulb fo Meine,
©o ferneren 3in8 oerfdjreiben,
$eipt, §etrin, SBudjer treiben.
Dodj fann, bap id) in ber SSerbaitnung meine,
3ufriebenf)eit bir geben,
©o mög in iljr berjeljren jtd) mein Beben.
Digitized by Google
24
Du Strom, bu frönet, flarer,
Unb ihr o grüne Säume,
Die ihr geregten Sieger« ©tim befränjet,
Sur geiziger Sewaljrer
©iefyt wie, buntgolbne träume,
9Iuf einem ©tamm eerfchieben $rucht erglänjet,
Daf e« euch ewig lenjet!
Daf nicht bie Beit euch breche!
3n eurem ©chufc empfunben
$ab Binbrung icb ber SBunben,
©o glänjt bom Sonnenlicht be« fOlonbe« gläcbe:
Daf Beit auf Beit empfinbe,
Daf Trennung nicht baS Beben überwinbe.
Du wirft, ©efang, in ber Serbannung leben,
Sin nacfte« SBort im Beeren,
Si8 bich bie Beit jum Scho wirb oerfehren.
Digitized by Google
25
®onett
»Olt
£a t»e Jtliranba,
geh. 1495 ju ßoimbta, geft. 1558.
Sbcnb.
Sonn ifl grofj, ber 83ögel Sieb oerflungen,
2)er ©inb entfcfüief auf abenbfüfjlen 0d)tDingen»
2>er ©ajferfall, be§ Üöne leis oerflingen,
$at in ber ©ruft bie Scfunerjen mad) gefungen.
D eitle ©eit poll leerer ©anbelungen !
Ä'annft bu ein #erj je mit ©ertraun bur^bringen?
®a§ §eute tt>irb ein ©Jörgen ft^nell tjerfdjlingen,
©erloren ift, tt>a8 Faum nocfy mar errungen!
Jpier fal) id) Statten cinji unb buftge ©lüten,
3Den grünen ©tranb bie Flaren ©eilen fd?lagen,
(Mang ber ©ögel tjört id>, falj iljr ©rüten.
3e|t ftumm unb tobt bie ©eit! 3cb auch muff tragen
Sin anbreS Äleib, befj garben all »erglühten: —
gür fie rnirb halb — für tnidj Fein grü^ling tagen.
2
Digitized by Google
26
(Öarrdo
1778.
25cr ©fllccrctifflflüc.
(SJefrfjmiebet an bie maurifcbe ©aleere,
SJom Scblummerlieb beS Sturmes eingefungen,
2lm JRuber fefl bie #änb ins Äreuj gefcblungcn,
Verträumt ber glcnbe ber £necbtf«baft Schwere.
2IIS ob er feiner Äetten lebig wäre,
$at frifcbeS ©liid bie Seele tief burebbrungen s
llnb uom ©efang ber SBogen ^eQ umflungcn
0cf)tt>ebt bie ©eliebte ladjelnb auf bem SDieerc.
Sic ju umarmen fpringt er non ben ^lanfeti,
ÜBor Sebnfutbt jitternb flrebt er ibr entgegen —
®a Hingen fcbrill ber febweren Äette JRinge.
(Srwatbenb füblt er bie ©aleere febwanfeti,
Siebt natfte SIrme ficb ant SRuber regen,
Jpört taufenbfacbcS SBebgefcbrei erflingen.
Digitized by Google
27
J. <21. P« Cunlja.
2lu Peit &ob.
Alaggcfang.
baä beö ScbmergeS Schlag, ber micf) »erlebte?
3 fl es bcs Dobeö fcbarfgefdjliffne Älinge?
3 <b bin bereit! gejl Ijatr icb ob ber le(ste
Stbwertjcblag mir in ba 8 9Jtarf be$ gebend bringe.
Du leichter $aucb, ber Seele afjnenb Dauerten,
Unterblieb 3<b, wobin tüiUfl bu entfebweben?
SÖBirfl bu erlösen, wie ber Äerge geulten.
Die fcbufsloS iji bem SBinbe spreiS gegeben?
5lcb, wenn allein ba 8 geben wollt entfliegen!
5ßa8 ijl ba 8 geben unb bie 2Selt? — ein Statte!
Docb eine Seele, bie fiel? foü entgieben
Der, bie fte lieber als (td) felb|i einfl batte!
Unb (ierben, ebne ibr bie #anb ju reifen,
Der fid) bie gange Seele mögte neigen,
Sieb, ebne bat i<b 0 eben fonnt ein Beiden,
5Sie fe^r unb gang idj war unb bin ibr eigen !
D, £immel — wenn — botb itb will mich ergelen,
Unb foü fein neuer IDtorgen mir mehr tagen,
So mögen giiftdjen, bie ooriiberfebweben.
Dies gebewobl gu meiner Siebe tragen:
2 *
Digitized by Google
28
Scbmol, bu fcböne ©ottbeit meines Bebens,
gür bie in jjeijjer reiner Sieb ich glühte,
3n füfjer Siebe, hoch es mar DergebenS,
Das Scbicffal brach bie 9>flanje in ber Slüte.
SebmoU lebrool! bo<h roiffe fufscS Seben,
Dein eigen bleibt, maS bleibt con meinem ©Sefen,
Seb glücflicb, glücflicb mit, märft bu gegeben
3u eigen mir, id) emig mär gemtfen.
Doch miebcr broljt bie ft^arfgcf^liffne Älinge,
3$ fühl jurücf bie milben Scbmerjcn Febren,
Um meinen ©lief flicht ftcb bie bunfle Schlinge,
3$ fann bie SRac^t mir nicht bom Sluge mehren.
Unb bu, o unbegreiflich hbh c ® ©Sefen,
DeS ©ScltaÜS Seele, Äönig biefer 6rbe,
Das unftebtbar burchbringet alle ©Seien,
3n bem ich einen ©ater ftnbcn merbe.
3u beinen §ü|jen, bas bu mir gegeben,
©ring ich jurticF mein menfchlich ^erj, bas reine;
Das bu mir fchuffl, jum ©uten ^et^e@ Streben,
Srrthum unb Schmäche, boch ©erbrechen feine.
Die fromme greunbfehaft mög ihr ©Serf »ollbriitgcn,
DaS traurigle|te an ber bunfeln Pforte;
DaS übränenopfer bei ber ©locfett Älingen;
Den Stein erbeben, einfach, ohne ©Sorte.
Die greunbf<baft möge leife bir es flagen,
$afl feine Siebe bu für mich empfunben,
Unb flüjternb bir ins Cbr bie ©Sorte fagen:
®r, ber bid? liebte, ift ber ©Seit entfehmunben.
Digitized by Google
29
Unb trenn bie Äüfic, bie jo oft gefefjen,
Der bidjte 9Balb, mief) bir ju güjjen liegen,
Der oft gehört mein fyeijjeS 2iebcflef>en,
3n roeidjc Sräume beine Seele tniegen;
GcrjlicPe nid;t bie ©eufjer tief im $er$en,
giod) in bem Sluge toeiefjer Sffiefymutl) DIjränen,
Du, bie geliebt mie feine — oljne ©cfymerjen
2afj reben fte t?on toefjmutljfüjjem Seinen.
Unb fpricb c$ auä mit lang oerbaltnet Älage:
„D feiten ifl fo treue fiieb, fo reine,
©lein mar er gan$, jum ®nbe feiner Sage,
Unb lebt er bort, iji er aud) bort ber ©feine!"
Digitized by Google
30
(glcflic.
St u i $ 6 a m o c n e.
/X5
^$n Scfymerj bcrfunPen, ben er Diel erfahren,
Eüib burdjfcfjtoeift beS (pontuS roüjle Stuen,
Serbaitnt ton feines SSaterfyaufeS 2aren:
Sein liebes ©eib fotl er fortan nidjt flauen,
Die feine greube, nicfyt ben fiifjen Änaben,
gern feinem Slicf beS SatcrlanbeS ©auen:
Stuf immer iji beS ^erjenS ®lü<£ begraben.
Den Sergen flaget er unb ben ©efiaben,
Sie fcfjtoer bie ©Otter iljn getroffen Ijabcn.
(fr blieft hinauf, mo (jell auf luftgen ^faben
Die Sterne manbeln; baS ©efefc bebenFenb,
Das Srb unb #immel fü^rt am erogen gaben.
Den gifcf) jteljt er, bur$8 ®teer bie gloffe lenfenb,
Das ©ilb ben ©alb burdjfdjmeifen, ftd) im Sreife
Der angeborenen SRatur bef^ränfenb;
SluS feinen Guellen, in gemeiner ©eife,
Jgierbor ben Strom ergiefjen feine gluten,
Ä'rt)fiallen!lar unb fefjnfuc^tSDoü unb leife.
Unb roie bie ©efen feft auf jtcf> beruhten,
3ft Dom ©efefc er einfam auSgefctyloffen,
Unb nichts im SlU füfylt gleiten ScfjmerjeS ©luten.
Digitized by Google
31
Die ÜKufe nur blieb ifym jum 2eibgcnofTen,
Die SSerfe, bie in fü§er ©efjnfudjt flogen,
Der ©cf>rei beö ©djmerjefl, burcf) bie Slun ergoffen.
Dem gleich fdjeint mir in biefen Äummertagen
Das 2cben, bem beS ©lücfeS 53ranb »erglühte,
Der einjl bie glommen l)od) empor gefcljlagen.
Jg»ier blicE ic^ auf ber 2ufi oermelfte Slüte,
Die nie entfdjminbet bem ©ebäcfjtnig beffen.
Der heilig jte beroaljrt, tief im ©emütlje.
<§ier fei) icf), mie fo balb ber Siufym oergejfen,
5öie ber jtdj taufdjt im manbelbotlen 2eben,
Der glaubt, bog bauernb fei maS er befeffen.
2Iud) miß ©rinnerung ben Urofl mir geben.
Dag flein nur meine ©djulb; irf) mug erbulben
Den ©{fjmerj, bag ©träfe trof mein fdjulbloö ©trcben.
Denn ©träfe, bie mir leiben olm Söerft^ulben,
2Rad)t un8 ber ©träfe ©djulb oergeffen fcfmefle.
Denn fc^merjlitb ijl, maö unoerbient mir bulben.
Unb menn ber ÜJlorgenröt&c golbne $clle
Der ©onne Dljor erfd)liegt, Dljautropfcn jiralen,
Die 9iad)tigall füg flöget an ber Quelle,
Äommt mir ber ©cfjmerj, ben icf» ju taufenbmalen
3m ©djlaf oergog, in machen Dräumen mieber:
3öa$ Slnbren grieben giebt, mir fdjafft cS Qualen.
©rma$et jmar, boefy ferner bie Slugenliber
(Unaufgemecft, bo$, bag ic£ beffer fage,
Den gritbc fenft, Unfriebe nid)t fjernieber.)
Digitized by Google
32
3u einen $ügel meinen ©ram idj trage,
2Iuf feiner ©tim bin nieber id> gefeffen,
Dort 1 afj icfy frei bie 3iigel meiner Slage.
©efättigt ganj oom ©djmerje, boü gemeffen,
£ajj fefynenb idj umljer bie ©lide fdjmeifen,
5Jlad) jenem Drt, ben icfy fann nie oergeffen.
Dod) fdjau icf> nichts, als felfger ©erge Streifen,
Unb blütenlos unb glanjloS obe ©Hefen,
Die einfl id) fal> im ©d>mud beS griifylingS reifen.
3cf> felje flar ben golbnen Dajo fließen,
©ebedt mit ©arfen, welche mit ©erlangen
Dafyin nadj bem erfeljnten ©lüde fdjiefien.
Die will ben SEBinb im meinen ©egel fangen,
3nbef? oon einer anbern Stuberfc^Iäge,
ÄnjftaUne fluten flingenb ^eü burdjbrangen.
Unb mie beS ©tromes ©Sellen mich erregen,
©predj id; mit jenem fo im füllen ©Seinen,
Den nichts bodj fann jurn Mitgefühl bemegen.
D galtet an, i^r gluten, raf$, i^r reinen,
Ä'önnt i&r &in»eg autb mid> mit eu$ nidjt tragen,
Die Dfyranen bod; entführt, bie idj mufj »einen;
©iS jener tjeitre SKorgen mir »irb tagen,
Da idj baljin gel), »o iljr Ijingefttymommen. —
Dod) »irb für midj je biefe ©tunbe fdjlagcn?
©o großes ©lud, es fann fo fdjnell nid>t fomtnen;
Unb el; ein foltfier tiefer ©cfjmerj vergangen,
3ft »ol beS £eben6 lefctcr ©tral oerglommen.
Digitized by Google
33
Tod) wenn ber bittre Üob mich wirb umfangen,
SSon hier bie Seele fübrenb ungebulbig,
3n folgern Scbmerj, mobin wirb ftc gelangen?
2Benn Uantaluö unb Sitan traren fcbulbig,
So mar ber IRufym bocb ürofi für ihre Scbmerjen,
X)ocb unbefannte, fermere Sital erbulb icb.
2Da8 fdjaffet tiefen Äuminer meinem #erjen.
Denn alfo ijt beS SJJlenfcben Sinn gefaltet,
I>aj? leicht er fantt, ma« Stubm oerleibt, oerftbmerjen.
3nbe§ ber ©ram allmächtig mit mir galtet,
Unb neugefebärft beö UngliicfS Pfeile Flingen,
DenF icb be8 StubmeS, ber mir längjl oeraltet:
S3i$ emge SRacbt mich beeft mit ihren Scbmingen,
©iS icb bielleidpt erfebeinen feb bie Stunbe,
üie mir jurücFerfebnteS ©lücF mirb bringen —
3ßenn e§ noch Teilung giebt ffir biefe SBunbe.
Digitized by Google
Digitized by Google
37
9Iomatt}en vom SSernatbo bei (Sarpto. *
l.
Der .König Don Sflfonfo ter Keufdje befiehlt ten Örafen ron Saibanna
gefangen ju nehmen, fciefer eerfünbigt ipm Me (Seburt SPernarbos, intern
er tijm benfelben empfiehlt. ?
@r, ber ©raf £on ©ancho $iaj,
SSoit ©albamta »rar fein 5Rame,
üJJit ber ©chroeiier Don SllfonfoS
heimlich jtch rerbunben hatte.
Ch ne SEBiffen i^reö ÄönigS
S3eibe ftdj oermahlet hatten >
Unb es roucbS aus ber SSerbinbung
33on Sarpio halb Sernarbo.
Darob grollt 2lIfon8, ber Äönig ;
33oten er jum ©rafen fanbte,
9?acb ©albanna, »ro er roeilte,
Da|j er an ihm nehme 3tacbe.
Äam ber ©rafe nach Seon,
3Bo ber Äönig mächtig maltet.
©eine Slnfunft in Scon,
SBarb ihm Urfach bittern ©rame«.
* Romancero castellano. G. ß. Depping. Leipzig. F. A. Brockhaus. 18*4,
Digitized by Google
38
Daj? ber Äönig, ibn ju ebren,
3btn entgegen nicht gegangen,
#ielt er für ein f$Umme8 Seiten,
®af* ber gürfi in 3orn entbrannt fei.
SBeil aßein er tt>ar gefommen,
SBie ber Äönig e8 entfanbte.
S118 ber Äönig e8 oernommen,
Dafj gefommen fei ber ©rafe,
©anbte er nad> feinen Stottern,
23a§ jte nehmen ibn gefangen,
SBenn, bie #änbe ibm ju Püffen,
(Singetreten fei ber ©rafe.
Sllfo raarb ber ©raf gefangen,
Der ftcfj fo beim #errn beftagte:
,,^err, wie bab icb Such beleibigt,
Da§ 3bt mich f» bebanbelt?"
„®rnf. Du baft bies mol terbientj
Denn icb toeijj es, toaö oerbanbeit
3mif(ben Dir marb unb ber Scbroeßer,
galfcber, fcblecbtgeftnnter ©rafe.
»3 cb öerfpretbe Dir unb fcbroöre,
Da^ id? fcbroer Dieb »iß bejhrafen,
®afj Du nie in Deinem geben
Dag ©efängnifi foßft oerlaffen.
«Dafj in ibm Du fterben merbeft,
Dort in £una, fefl in SJanben.«
„3br, ©ebieter, feib ber Äönig."
Diefeö , meinenb, fpracb ber ©rafe.
Digitized by Google
39
„Du mirjt Deinen ©iüen (jabcn
©ir genüber, bem öafatten.
$err, idj bitte Didj, als ®nabe,
Dafj Du ju Dir ne|mjt Sernarbo,
„Der geboren in Slfhirien
Unb ein ©oljn tfl Deine« Stamme«,
Der ni$t fdjulbig meiner ©$ulb ijt,
3$ allein bin’«, ber geirrt tyat.«
2 .
eioita ©andjej, r»ctd?e ben fflernatbo erjogen l>at , entbecft ifem bajj et
ber legitime Soljn bc8 ©tafen ©albanna unb ber Donna ©imena ift,
rceldjeö bet Änabe, ber ftct; für einen natürlichen ©o$n be« ÄonigS &ielt,
nicht roupte. ßeb&after ©rfjmerj ©ernarbo«, als er ba8 @d)icffal feiner
©Item erfährt.
gine« Sage« ju Sernarbo
Sllfo fpradj gloira ©andjej,
Die uon feiner äorten Äinbfjeit
Slufgejogen ijat ben Änaben:
„©iffe biefe«, ©otjn, gewiflicfy,
©eil Du bittenb mid) gefragt ^aft,
Dajj Du nidft ber ©oijn SUfonfo«,
SRicfft be« Äeufdien bift ein Saftarb."
So entgegnet iljr Sernarbo :
„Dod; gejeugt bat mitf> ein SaterV"
„Soljn, Dein ffiater mar ein Witter,
©ar ein gbelmann, fein Sauer?
Digitized by Google
40
„SSBar ber ©raf Don ©ancfw Diaj,
3fl ©albanna feine ©raffd)afti
Dich gebar Donna ©imena,
3n bes Königs #aufe waltenb.
»Da fie feine ©chwefler war,
DeS SerbrecfienS fucht er 9tache,
3n bem fejien ©chloß oon £una,
#ält gefangen er ben ©rafen.
„Unb jugleich auch Deine ÜJtutter
#ält er (tt^er fefl oerwahret,
SGBeil, ob öffentlich bie She,
9lie t>on ihm boch anerfannt war,
SSeibe einfam fich oerbanbcn,
33ift Du bennoch, ©ohn, fein aSaftarb.
»Unb um fernerer fich ju rächen,
©röfjreS Uebel Dir ju fd)affen,
Dich enterbenb, hat ben granfen
©eine Sleich’ er überlaffen.
„Deshalb fehlest, mein ©ohn, erfcheint es
SUler SOBelt, bafj Deine Slrme
Dulben, bafj ber gute ©rafe
£eibe, alternb unb gefangen."
„Deffen bijl Du, 9Jtutter, fchulbig!
aSBcil gefchreiegen Du fo lauge,
Denn wenn ich gewußt es hätte,
£ängfl befreit wär fchon ber aSater."
Digitized by Google
41
„SBenn idj aü bie langen 3a^re,
Die mit mir, mein ©ofyn, Du toarejl,
£ab gehütet baS ©efyeimnif,
Jg>ielr bie gurtet mid? beö Sprannen.
„©taub an biefeS, ttaä idj fage:
SBiffe, bafi Du überlaffen
Dem ©efcproäge bift be8 SSolfcS,
5ßeldjem Dein ©efdjitf befannt ijt."
3f>r ertoieberte SSernarbo:
„Diefes, ÜRutter, foll micp ftacpeln,
Daö ©erebe foll ein Sporn fein
9J?ir, bem ©obn beS toürbgen SaterS."
Stuf fdjlug er ben J3licE jum $immcl,
©anj in Spänen war gebabet
©ein gefränfteS ft^öneS Slntlifj;
ffilit gepreßten Sippen fpracf? er:
»9Hit ben greunben efyrenooü
Darf itp nic^t fortan mefjr roanbeln,
üftit ben SKauern miH icf> fämpfen,
S3i8 icp tobt bin unb in SSanben.
„SBiS ba8 ©djicffal mic^ am tiefflen
^>at erniebrigt unb gefdjlagen,
Unb menn bie ©efatjr am größten,
Unb ber rechte Slrm ermattet:
„2Benn Sllfonfo bann als Soljn mir
grei nicpt giebt ben lieben Sater,
SEBerb icp ifyn oerfolgen, toie
©inen gtaufamen Sprannen."
Digitized by Google
42
3.
gä tritt ecjälilt, nne SSetnatbo erfuhr, rotr feint gltctn gttrefen. Stint
Jflagtn unb fein Streit mit btm Jtönige, bei rcrldjtm tr füt feinen
Sater, ben ©raftn, bittet.
Sin bem $ofe Don SllfonfoS
ßebte Reitern ©innS Sernarbo,
Denn er mufjt nietjt, ba§ fein Sater
3m ©efängntfi lag in Sanben.
Sielen mar cS fernerer Summer,
Sßiemanb botty ju reben magte,
.Seiner wagt eS, weil ber Sönig
Sillen e8 oerboten l>atte.
3meie boef) oor Sillen fdjmerjt es,
3meie feiner SInoermanbten,
Siner mar SaSco be SERenbej,
Den befümmert ber ©efangne?
Unb SelaSquej mar ber Slnbre,
Dem e8 in ber ©eele brannte.
Das ©ef>eimnif? ju enthüllen,
©ie ftcf> an jmei Damen manbten.
Sin jmei jlolje ßbclbamen,
Damen bod? oon großer 5Dia$t au(§,
(5ine mar Urrata ©andjej
Unb ffllaria mar bie Slnbre.
SKelenbcj, ber oielberüfjmte,
Unb fiuero oon SelaSquej
3m ©etyeimcn eines DageS
ÜJlit ben beiben Damen fpradjett.
Digitized by Google
43
Sprayen: „eifrig Iafit Such bitten
$öflicb meine frönen Samen,
Sa§ 3b r an Sernarbo faget,
3rgenb toie unb eines Sage«,
„Sie gefangen ifi fein Satcr,
Sr, ber ©rafe non ©albanna,
Sa§ er {hebe, toie er fönne,
<5rei ju matten tyn ber Sanben.
»Sa bcm Sönig toir gefcbtooren,
3^m ju fd>toeigen tum ber ©atpe."
2US bie Samen fafjn Sernarbo,
Cffen fte if>m alle« fügten.
211$ Sernarbo cS ücrnommen,
Übergro§en ©cbmerj empfanb er,
SUfo, ba§ in feinem Äörper
©onj ju ©iS baS Slut erjlarrte.
2118 er einfam tr>ar im 3immer,
Schwere S^räncn nieberrannen i
Unb in bunfeln Srauerfleibern
gef? oor feinen Äönig trat er.
2U8 iljn biefer alfo flaute,
©oldje ©orte ju ifjm fpratp er:
»38illft Su etroa jefct, Sernarbo,
93?ir nach meinem geben trachten?"
©o Sernarbo: „#err unb Äönig!
9li(f)t natb Seinem geben tratet icb,
Sod) es fcf>merjt midj, ba§ mein Sater
giegt im ÄerPer lange 3a^re.
Digitized by Google
44
„$err! weil ich e« wol berbiente,
SSitt id) Dich um biefe ©nabe.
Daß Du frei mir gebjl ben SSater."
Drauf ber Äönig jornig Ijabernb:
„0chnell entferne bid? bon mir,
Unb baß bu e8 nimmer toagejt,
Wir ju reben bon ber ©adje,
9Jeuen würbe e« bicf> wahrlich!
Unb ich fdjwöre unb berfpredje.
Die ich lebe, alle Sage,
Daß bu außer bem ©efängniß
Stimmer fe^n follfl Deinen 83atcr."
93ernarbo mit großer Srauer
Sllfo ju bem Äönig fpradj er:
„$err Du bijl mein Äönig, unb
SBie bid?« gut bünft, wirjt Du ^anbeln.
„Doch ich ^ebe auf ju ®ott,
3u ber Jungfrau meine $anb aucb,
Daß fte Dir an« $erj e« legen,
Srei ju machen ihn ber Sanben»
„Denn ich werbe nie ermüben,
Dir ju bienen alle Sage."
Unb ber Äönig liebt unmäßig.
Doch ben 3üngling, trofc bem allen.
Unb er jeiget bie« je öfter
gr ihn fcßauet alle Sage»
Deshalb warb Sernarbo immer
gür beS Äönig« 0ohn gehalten.
Digilized by Google
45
4 .
SBerrattj, rotieren fcer jtijnig gegen ©ernarto bereitet. Diefer madjt bem
felben summte, befeftigt feine Stabt Carpio unb trip mit bem ftönige
jufammen; eb fallen beteibigenbe ©Sorte unb ©ropungen ton beiben Seiten.
iBrief unb Soten jurn IBernarbo
fjlad) ßarpio ber Äönig fanbte.
Diefer boefy, ber febr oerftänbig,
$eimlicb ben SBerratb er abnet.
©arf ben ©rief jur @rbe nieber,
Unb jum Soten alfo fpracb er :
„greunb, Du bij* ein ©ote, biefen
Darf unb will icf> nic^t oerflagen.
„DiefeS boeb jum Äönig magfi Du,
Der bicrfyer Did) fanbte, fagen:
Da§ iti? it)n, unb bie wie er ftnb,
Sieben nicht unb nid?t fann ad)ten.
„Slbet weil er midj geforbert
©erb id) fommen, wo er waltet.*
Unb er fanbte ju ben ©einen,
Diefe ©orte alfo fpradj er:
«©iermal -ipunbert ber ©etreuen
©eib 3fyr, bie mein ©rob 3b r bratet,
^»unbert geben nad? ßarpio,
Um ba8 ©cfjlog mir ju bewachen.
„.fjunbert anbre füllen büten
©or ben geinben mir bie ipfabes
3wei ber $unbert geben mit mir,
Dafj icb geb bem Äönig Antwort.
Digitized by Google
46
„Sollte SöfeS uns begegnen,
Schlimmer wäre jurüef ju fairen."
Sllfo ritt er hin jurn $ofe
9?uhig in gemejfnen Sagen.
SBtrnarbo.
„®ott erhalt Dich, guter Äönig,
Unb fo Siele mit Dir manbelnl*
*cr ftbitig.
»Schlimm miHfommen mir Sernarbo,
Schlechter Sohn beS fchlechten SaterS !
Dir jum 2ebn gab ich Sarpio,
Das Du roilljt als Srbe galten."
SBcrnarfco.
„3hr betrüget Such, mein &önig!
Unb 3br faget nicht bie SEBahrbeit;
SEBenn ich ein Serrätbcr märe
#iitt ich früher Such berlafien.
„Damals, roollt 3b r gebenfen,
2lls Such $err bei Snrinal,
geinbeSfchaaren eng umgaben,
Die fo fchimpflich Such be^anbelt;
„Welche Such baS §)fcrb getöbtet,
Unb Such felbfi ju morben brannten.
Der Such üor ®efabr befchirmte,
Sernarb , ber Serrätber , mar es.
«Damals gabt 3b* mir ßarpio.
Sollen SlecbtS, als Srbe gabt 3tmS,
Unb berfpracht beS SaterS Freiheit,
Doch Su’r Söorf, eS marb nicht SBabrbeit."
Digitized by Google
47
®cr König.
„ganget ihn, 3b r meine Slitter!
Der mit mir ju regten waget."
SBcrnarbo.
„£ier herbei! 3b r bie 3weibunbert,
Die mit mir ba8 Srob 3b r brätlet!"
„$eute ifl ber Sag gefommen
Der ung allen 6b re
2llg ber Honig biefeö wabrnabm,
Solche 2Sorte alfo fpracb er:
iBet König.
„2Sa8 ifl biefeg, Don Sernarbo,
Daj? Du fo in 3orn entbrannt biß?
35508 ein ©enfeh in Oc^erj gerebet,
SRimmft Du auf, al8 fei eg ®abrbeit'^
„3<h gab, Scrnarb, Dir (£arpio
Hellen 9iccht8, a!8 lirbe gab ich8."
Scrnarbo.
„Solche Scher je, Jperr, mein Honig,
Sinb nicht Scherje, um ju lachen.
„§ajt Serräther mich gefehlten,
Sinen Sohn beg flechten SBaterg;
3ch begehre nicht ßarpio,
Äannfi eg felbet nun bemachen;
Denn trenn ich eg haben wollte,
©ü§t id) trol eg ju erlangen."
Digitized by Google
48
5 .
Jflagtn c<6 ©raftn Saltanna in ffintm ©ffängniffe, intern er fufc een
fcintm fefjon berühmten ©ofint eergefffn glaubt.
3(1 oon bittern Ifcränenfluten
Das ©efängnif gonj gebabet,
Die oergofj Don ©ancf>o Dia},
Sr, ber ©rafe t>on ©albanna.
3n ber ©infamfeit beS ©rameS,
geulten SlugeS alfo flagt er
Sin Sllfonfo unb bie ©Zweiter
Unb ben ©ofjn aud> Don SSernarbo:
„Sin bei ein bie Slugenblitfe
Der t>erl>afjten langen 3af>re,
Die icf) war gefangen, ftinben
Diefe meine grauen $aare.
„SllS iü) in bie8 ©$lof getreten
©profte faum ber glaum beS SarteS,
Der, um meiner ©ünben willen,
SBeif jefet ifi unb lang geworfen.
„Äonntefi, ©ofyn, Du midj oergeffen '<
Stief baS ©lut Did) ni$t bei Kamen,
Kidjt mein ©lut in Deinen Slbern
Da§ Du mir bie greiljcit fdjaffeji?
„©icfyer jenes pielt juriief Dieb,
Das Du oon ber «Kutter ^attefl i
©lut beS ÄönigS, unb Dir fcfyeinet,
Daf icfy litt gerechte ©träfe.
Digitized by Google
49
„Sill 3f>r Drei feib meine geinbe.
Slicljt genügte bem ©lücEtterlaffnen,
Saf? bie gremben ijjn Verfölgen,
SBirb fein eignes Slut ifjn Raffen.
„Sille, bie Ijier ju mir fommen,
Sieben mir non Seinen Saaten;
©age mir für men, menn Su nicljt
gür ben eignen SSater ijanbelft?
„#ier lieg i$ in ferneren Sanben,
Unb meil Su mir nidft bie $anb reidffl,
ÜJlugt bu mol ein fd)le<!>ter ©ofjn fein,
Ober icfj ein fdjlectyter S3ater.
„Sotlj oerjei^, menn icfj ®id> fränfte,
SBeil mir SBorte ßinbrung fdjaffen.
Su, ber gerne, fdjmeigft, inbeffen
ittlir bie Stjräne fliefjt, bem Sitten."
6 .
töernarbo (tfdjemt an Oer Spipe einiger feiner Getreuen Bor bem Äö«
rüge unb wirft ipm feint ^ärte unb Sreulofigfett gegen ben Grafen,
feinen ffiater, Bor. ®er Äönig befiehlt , ipu gefangen ju nehmen, fiept
jebotp Bon bem Serfutfje ab, al$ er bie trofeige Haltung ber ©enojfen
SernarboS bemerft, unb leugnet feinen Sorfap. Scrnatbo entfernt ft(b
unjufrieben unb triumpbirenb.
Sin ber ©pifje jeljn Oetreuer,
SSor bem Äönig flonb SBernarbo,
ttJlit bem $ut in feiner #anb,
Sljrfurt^tSoott unb floljer Gattung.
3
Digitized by Google
50
SInbrt breimalljunbert flanben
Slawen ring8t)er be8 ^alajteS,
®anj pertljeilet, itoei ju jmeien,
Daf fie SRiemanb bodj gemährt.
„©djlimm millfommtn fetfl Du, fpradj tr,
Du Serrätljtr §ier im ©aalt,
©ofyn perrät&erifdjer SSätcr,
Unb geboren im Senate.
»Der Du burd) !Berratl> Garpio
^ältft , befj SSorftanb idj Did) machte?
Dcd> pertraue meinem ©orte,
Daf? an Dir idj neunte 8Rad>e.
„Do$ ba§ bet JBerrätyer jeuge
Den ffierrätljer ijt nicf)t anberS?
ÜKülje nidjt, Didj ju entfdjulb’gen,
Denn gntföulb’gung nimmer &ajt Du."
Diefe ©orte ^ört SBernarbo,
Unb er fpridjt mit finjicrm Slntli|:
„@d)le$t feib 3^t beraten, Äönig,
Unb es lügt, wer fo mich anflagt.
„Denn mein SSater mar fo mädjtig,
Daf er Deines alten ©tammeS
®üte nidjt nod) ®nabe brauchte? —
Slübefannt iji biefe ©atjrfjeit.
„Unb mer fagt, er fei Serrat^er,
©er es benft nur, lügt geroaltig,
©ud), mein Äönig, ausgenommen,
gtiebermärts pon Sud? bod> alle.
Digitized by Google
51
„2Bol belohnt jtnb meine Dienfle,
SSicI unb gro(j, mit biefem Stamen,
Unb tnelleicbt roürb es geregt fein,
Dafj fte fänben fiier 23ea<btung.
»51ber eigen ifl8 bem Unbanf,
3fl ibnt eigen, Äönig, fag itf),
@utc Dienjie ju cergeffeu,
Um be8 DienfteS 2obn ju fparcn.
„gineS bocf> follt’jt Du gcbenP fein,
3jt ein SInbreS Dir entfalten:
2118 fte bort bei Slomeral,
3cnem jtoeifelbaftcn ©cblacbtfetb,
Dir ba8 SRofi getöbtet Ratten
Unb Du rangejl in ©efabren,
„®ab getoanbt icb Dir ba8 meine,
Der SBerrätber, wie Du fageft,
Dieb, roie Du e8 roeifjt, befreienb
2Iu8 ber mörberiftben gelbfdjlacbt.
„Da mit freubetmllen ©orten
©it jum Danfellobn oerfpracbfl Du,
Unbeftbäbigt, unperleget
grei ju geben meinen ®atcr.
„©djleebt nun baff ®u ®ein SSerfprecben,
Äöniglidbe« ©ort gehalten ;
Denn als Äonig fnberlicb
©cbmatber Dreue 3eitben mar e8,
Dafj, Du meifjt e8, Deiner 3ta<be
3m ©efängnijj flarb mein SSater.
3*
Digitized by Google
52
„Sffienn id? mär, ber fein i$ foüte,
$Bät ber ©oljn, wie er’« crmartet’,
3Begen feine« SEobe« an Dir,
S5o $icf)8 fcfymerjte, näfjm iS) IRadje.
„#üte Dicf), benn einjlmal« merb icf)
5Ro$ an Dir mi$ rächen maifrlidj,
Daf? Du meiner eingebenf feifl,
2öenn Du Fömmft ju großen ©traben.«
„Sangt if>n, meine {Ritter, fag iS),
Den 5Baljnftnnigfrecf>en, fangt ityn,
Da§ er ficrbe, ber mir broljet,
Dafj er ftnne meine ©cfyanbc!
„©reifet iljn!" fo rief ber Äönig.
Slber SRicmanb trug Verlangen,
Denn fte fallen, bafj Sernarbo
Um bcn Slrm ftc^ fc^lug ben UJfantel.
9Rtt ber $anb ba« ©cfymert ergriff er,
Unb er fpratf): ,,@« rü^r fid> Siiemanb!
Sin Sernarbo, beffen Degen
©elbft ein Äönig nimmer ©tanb ^ält;
Unb 3fyr mifjt mol, baf? er fdjneibet.
Die 3fyr feine ©cfjärf erfahren."
Schnell bic 3ef>n jum Äampf ftdj rüfien,
211« fte broljenb bie ©efafjr fafyn? •
2ln ba« ©djmert bie $änbe greifen,
SSon ber ©djulter fällt ber SSJtantel.
Digitized by Google
53
SBilben 3orneg an bk ©eite
Sreten bi$t fte bem Sernarbo;
©eben, mie eg ifi befcbloflen,
©cpnell bag Seiten autfj ben Slnbcrn.
Siefe fyeben flarP bcg ©djlofTeg
Sifentfyore aug ben Singeln,
Stufenb: „$od) S3ernarbo lebe!
Unb eg flerbe, tuet i(?m nadjflellt!"
Sllg er fo fte falj cntfdjloffen,
@prad> ber giirfl mit peiterm Slntlifc :
tf 5öag a(g ©tberj icfj meinte, fyabt 3pr
Slufgenommen , fcfjeintg, alg 2Bat>rl>eit.«
„©djerjenb nehmen mir cg Äönig !"
©ab Sernarbo il>m bie Slntmort.
iDf>ne ©ruf? bann mit ben ©einen
©cf>ritt er aug bem (jofyen ©aale.
Unb mit i^m bie £reimalf>unbert,
Äriegerifdjer , ftoljer Haltung,
©klugen tücit jurürf ben ÜRantel,
Unb entblöfjten reicfje SBaffen.
Uub ber Äönig jlanb erfcfyrocPen,
SBte'g beg Unrec^tg rechter 2ol?n mar.
7 .
Secrnarbo flogt über bem (Stabe feine« Sätet«, unb nimmt not, ib>i
ju tädjen.
Sin bem gufi beg fdjmarjcn ©rabmalg
ffion Sarpio, liegt Sernarbo,
3n beg fyeilgen Üempelg SJlitte,
Sluf bie Äniee ^erab geloffen.
Digitized by Google
54
gbeüeutc t>icl unb Stitter
Sinb bei ibm, bie Slnberwanbten,
2lu8 Serttmnbtfchaft ober greunbfcfiaft,
Sinb im Draucrfleib fic alle.
Der Dbfequien ju toarten
Äamen fte be8 ©rafen 0ancho,
.§eifie S^räneit fte oergoffen
2lu8 ber Srufi, ber manne8ftarfen.
gingebüllt in Srauerfleibern
Unb im .fperjen tiefe Sraucr,
Doch fo fiarf unb fo getoaltig,
2Bic toenn fte in Söaffen toanbeln.
3efct mit leifer SSorte ÜRurmeln,
3efct mit lauter 9febe Stalle,
Don Sllfonfo , feinen Äönig
gr beim ^immcl fd)ttter oerflaget.
Der getöbtet ibm ben Sater,
Dem ba8 2cben er oerfpratb botb:
„2Benn ber Äönig nic^t fein SOBort hält,
2Ba8 ber Sauer? — alfo flagt er.
„0chaffft, SllfonS, mit folgern Unrecht,
Deiner 0chroefler guten Flamen,
©Uten fiobn auch Deinem Diener,
Deinem «Reffen guten Flamen!
„Doch e8 bö«3t nicht meine gljre
SIb t>on Dir unb biefer ©chanbe,
Diefer Slrm unb biefe Älinge
gurcht unb Sichtung mir bcrfchaffen.«
Digitized by Google
55
Unb jum tobten ©ater wanbte
Sich bcr tapfere ©ernarbo,
Unb mit lautem fernerem Schlugen
Haflig, mit erbleichtem Slntüfc.
©anj tum oben bis nach unten
8tif) er auf baS Äleib , baS fdjwar je,
Sichtlos jener, bie ihn ^ören,
Unb beS h*tl0 en CrteS achtlos.
ga&t bie eine #anb ben ©art an,
Unb bas Schwert erfaßt bie anbre,
Ungebulbig, jornig fpricht er
So jum Äönig unb bem ©ater:
»Sicher »ollgemefiner SRache barffl Du toanbeln
Durch bcn weiten Fimmel, lieber ©ater
Denn bie fdjarfe Spifce meiner Sanje
Die bie (Srbe färbt mit ©lut ber granfen,
„©Selche bis ju hohem Sternenhimmel
Hat SllfonfoS Hoffnungen getragen,
Soll ihm geigen, baj? er nimmer jicher
3 fl, fo lang ich leb, unb Du gebranbmarft.
„ffiiner bin ich nur Sllfonfo — Saflellaner,
Siner nur, boch jener, bcr gewaltig,
Der bie ©facht gebrochen ÄarlS be6 ©rofjen,
Unb mit Dhränen füllt unb Drauer granfreich.
„Diefe8 ifr biefelbe, ftegeSfi^re H an & no( h
©Selche Dir ben Sieg gab unb ber ©Seit Srflaunen,
Unb biefelbe Hanb au( jj sgater rächen.
Denn es lebt ©ernarbo unb Du bijl gebranbmarft!«
Digitized by Google
56
?Iomatijen wm ©dermo uub Suronborte.
l.
Sutantartt.
Selerma, o Selerma!
9Kir gum Seib bifi bu geboren!
D^nc ßofw in beinern Dienjie
4>ab id> fteben 3at>r oerloren."
„Da mir beine ®unjt nun lächelt
STOu§ in biefer Sd)lacf>t ic^ jterben,
SRicfjt ber Hob ijt«, ber mid; fetymerjet,
Daf? ic§ mufj fo jung berberben."
„Sa§ itf> bitb niefjt flauen, bir niefjt
Dienen batf, ba« fc^afft mir Sorgen. —
2Bollc SSetter ÜJtontejtno«
Diefen lebten Sffiunfdj beforgen.
„5Benn itb tobt nun bin, bie Seele
Sc^toingen ^at entfaltet,
Solljt mein treue« #er§ bu tragen
Dorthin wo SBelerma waltet.
„Unb bu wirjl, wie i$, i^r bienen,
2öie icf> bie« oon bir barf hoffen;
3weimal, bafj ftc mein gebenfe,
3eig mein $crg in jeber SIBocfyen."
„DaJ? fte jicfj erinnern möge,
3Bie fre treuer mir gewefen,
Die idj mir gu meiner Scf)löffer
>$o$cr Herrin t>ab erlefen."
Digitized by Google
57
„©eil idj fie oerloren habe,
3fl mir jebeS ®lütf entfcbwunben.
SRonteftno« , ÜJlontejino«,
Sitter ftbmerjen meine ©unben!
„3jl ber Slrm mir fcbmacb geworben,
©inft bie $anb pom ©cbwert perbroffen,
Scbmerjen mich bie tiefen ©unben,
Siel bes Shit« b a & »ergoffen.
„Äalt fdjon finb mir $änb unb giifc,
2Iud) ba« ^>erj ltirb füll halb (leben,
Slugen, bie uns fctjeiben fa^en
©erben un« nicht mieber (eben.
„Jfüffe mich, mein «OfonteftnoS !
©tbon will ftcb bie ©eel erbeben,
Sunfel toirb e« Por ben Slugen
Unb itb fpretbc nur mit Sehen."
„Sir permacb itb meinen ©egen,
Sir mill itb jte übertragen,
3u bem ^lerrn, an ben bu glaubefl,
©irb bcin ©ort hinauf getragen."
Unb am Sufi bc« b°^ en S3ergeS
Hobt nun lag #err Suranbarte;
Unb e§ toeinte SDtontejinoS,
Ser be« S*eunbe« Sob erbarrtc.
Stimmt ben ^>elm ibm Pon bem «Raupte,
Unb entgürtet ibm ben Segen;
©räbt ein ®rab mit feinem Solche,
3n ba« er ibn möge legen.
Digitized by Google
58
Stimmt ba8 .£>cr$ au8 feinem Sufen,
SEÖic gefdjmoren er bem lobten,
Ser Selerma e8 ju geben,
©ie e8 if>m fein greunb geboten.
Siefe ©orte, bie er rebet,
Dringen tief aus feiner Seele:
„O mein Setter Suranbarte
D bu giebling meiner Seele :
„D, bu nie beftegter Segen,
Son ben Stärfflen bu ber Starte,
Ser bid? fdjlug, mein greunb unb Setter,
Srarf) ba« geben mir im ÜJlarFe!«
Scltrmo.
Unb in granfreid) in SclermaS
Sufen frofj ba8 ^erj ftd> regte,
Unb mit i^ren frönen Samen
Reiter fdjerjt fic , mie fte pflegte.
Unb mit einem Scpttmre fpri(f>t fte,
Sajj bei jebem ganjenbtedjen
3^rem Stittet alle Stifter
3u ben $)rei8 beö Äampfe« fpredjen.
Sa§ fte pocp oor allen Samen
Siefer 3eit unb ber oergangnen
Surdj bie Saaten Suranbarte«
©erb’ im ern’gen Stumme prangen-
Digitized by Google
59
Denn et fei bet fübnfie IRittcr
Silier, bie ein ©cbwert getragen.
Slber fiircbtenb, bafi bie Slnbern,
Da§ jxe Siebe möchten fagen,
Spritzt fte Reitern Slngeftd)te6
Seife mit Derbaltnem ©eben:
„SSeil i(b biefe« fage, glaube
SJliemanb, id) fei ibm ergeben.
„®laubt mir, baft icb nicbtd empfinbe,
SBiifjt e8, wenn icb lieb itjn (»alte,
Denn ©erjianb unb eble ©itte,
ganben eine beffre ©tätte
©eiten, als id) im ©emütbe
SBeibe heilig bub getragen."
S118 fte biefe SSorte rebet,
©inft fie i^tn mit leifem Älagen.
8118 bie Dbnmadjt war pergangen,
©innenb fpratb fte biefe SBorte:
„©idjer ift, geliebte greunbe
SDlir ein UngliicB an ber Pforte.
„Denn e8 gab in meinem Seben
9lie mein Jgterj ein folcbe8 3eicben,
Dfjne ba§ ein ft^wereS Seiben
SJlab mir brofjt’ mit feinen ©treicben."
Slbwärt8 wanbt ibr Slug JBelerma,
Daufenb Sbränenperlen floffens
Äommen fab fte 3Rontef!no8
Sriibe, ob ne &«n ©enoffen.
Digitized by Google
60
Silles 9lotf) bon feinen ©angen
#at baS bittre Seib betrieben,
Steht bie bange Srauerfunbe
Sief auf feiner Stirn getrieben.
Unb er neigt fttb bor Selerma,
Siegt aufs Snie tjerabgelaffen ?
Unb er wagtS nicht auS^ufprechen ;
Unb er ringet ftd? ju fajfen.
gnblich boch mit fcfjwacher Stimme
Spricht er fo mit (eifern Sebent
„Sringer bin ich trüber Äunbe,
®ic bir r Jperrin, fieib tbirb geben."
3hm entgegnet fo bie ®ame:
„gh bu weiter rebejt, fage,
©o ben greunb bu, ben geliebten,
©ie unb wo bu ihn oerlaffen?"
„Herrin, unter grüner Suche
Sobt liegt jener, ber erfchlagen,
Schaue hi« fein $er$ > ba8 felbji i<h
SluSfchnitt, unb bir hergetragen,
„©eil ich ihm, ber mit bem Sobe
Stingenb lag, mein ©ort gegeben,
®a(j bu fähejt, meine #crrin,
©ie er bicfj geliebt im Seben.
„Unb ba§ nicht unwürbgen Sögeln
Solche Speif’ mög «Wahrung geben,
®af» fie nicht bieS §erj berühren,
®aS bir bööig war ergeben,
Unb, bafj er im ®ob bich ehre
©ie er eS gewännt im Seben."
Digitized by Google
61
%
9Ioman$eH pon ®tat>oncl unb ©uabalara.
i.
®ct 'ilufbrud).
S3rabonel 6on ©aragoffa,
Daf er jiefjen mög nach granfreich,
S3on SJiarjHio bem Äönig,
‘Jlimmt er Urlaub tjon Kaftilien.
Siebt ber Staute bie ©eliebtc
©eines ÄonigS, ©uabalara.
®ie bie unbanfbare, fd>öne,
©einer gürjlin Äammerbame.
3$rat>onel jum Seberoofyle
Unb jum greife feiner Dame,
Stuflert eines DienftagS ÜJJorgen
©eine mutigen ©efchroaber.
Reiter leuchtete baS grüf)Iicf)t,
Unb bie ©onne jeigt ihr Slntlifc,
grüh ermaßt jte, ftd> ju fpiegeln
3n ben ©pifcen fcparfer Sanjen.
himmelblau unb fd)arlacf>rotb
prangt baS glänjenbe ©efchtuaber,
purpurn jtnb bie ©attelbecfen,
®d>immelS SJläljnen hennafarben.
3ief)n corüber bem ©alfone,
SBo bie gürften jte betrachten,
Dicht gebränget fleht bie ©träfe,
Unb bie Hoffnung bicht gefdjaart auch-
Digitized by Google
62
Unb c 8 fd?aut ber ganje Raufen
Sraoonel unb feine fpradjt oni
<3elbfl bie Äönigin, ob gürjlin,
9Kit bem bitten Raufen «oanbelt.
3ie^t bet SDiaurenljelb oorüber,
Unb bo« prangenbe ©efdjtooben
2Iber Siele folgen i^nen,
Sie man ni$t jurücE fann galten.
Sragt ber ©aure feine gebern,
Senn mic er oerliebt in ©abrfjeit,
©cfytoört er, ba§ er nidjt mit gebern,
9Iod) mit ©orten tooHe prangen.
2luf bem leisten Serberftfcilbe
Sie Seoife ifi gemalet?
So per(iönbig, tote fein Sräger,
Sie fein $err tief oon ©ebanfen.
Sin ©felett jeigt ftcb getrennet,
Sag fid? ju oereinen trachtet
©it ben ©orten, »oeldje fagen:
$ Ul oergebenß oor bem 2lbfd)ieb.
Sor bc6 Äönige« Salfone
Sr ftcf> neigt bi« auf ben Sattel,
©rüjjet artig ^oije grauen,
Unb bie Samen geljn oon bannen.
Sod) e§ fonnt jtd) nidjt ergeben,
Sort bie fcfyöne ©uabalara.
Sie in Df>nmod>t lag oerfunfen
Son ber Siebe 3aubtraümatbt.
Digitized by Google
63
llrtb ben gürflen bat bie gürflin,
Dafj ein ©all nod) fei am abenb,
Unb ber Äönig, iljr ju Siebe
©prad), bafj man bereit fid6 ^alte.
aa baS SSolf iji 1)0$ erfreuet,
(Sinfam meinet ©uabalara»
Dienfiag ifl’8 unb fonnen^cüe,
Sichres 3eid>en fc^neüen SBanbelS.
9 ' ft-
?Iöarb bem Äönige bie SBlelbung,
Daf? ti 9teun gefdüageit grabet
Unb bafj ©raeonel bie gürflen
Sin ju feinem gefle labe.
Unb fte fyoben ft$, ju flauen,
Dod? getrennet »on ben Damen.
3ene führte ©ratjonel,
Diefe aber ©uabalara.
2lu8 ber Äönigin ®emäd>ern
lieber manbelten bie Damen,
3roifdjen abalifa unb
3elinbaja ©uabalara.
Diefe ©eiben burd) bie ©d)önljeit
2lüe anbern überragen?
aud> in jenen füfjen SBunben,
Die bie Siebe pflegt ju fdjlagen.
Digitized by Google
64
3fl ber ©aal mit ^urpurfcibc
Unb mit gelber auögefölagen,
Doch bie Deppiff>e jtnb grün.
Dag fte $offnung8farbe tragen.
Sluf ein 3eicfjen t>on ben @nben
©oller Eböre Älänge fcfjatlen,
Die balb milb im ©treite toben,
©alb in fügcm ginflang mallen.
©raoonel erfdjeint ber Srfle.
Diefeö foü fein Sotto fagen:
Dag er müg’ in feinem $erjen
Drcugefyeime Siebe tragen.
3mifdjen Äronen fjod? unb perlen
(fine gelfenfäule raget:
„Sille ftnb für ben ber fdjmeiget."
Diefeö bie Deoife faget.
©jarque, be8 Äönigö ©effc,
Unglütflicp bnr<$ 3elinbaja,
Öffnet fjeut bcs 3ornc8 Pforte
©einer tief geheimen Dualen.
Sägt an einem blauen <&immel
(Selben ben Äometen fangen :
„6ifcrfud>t oerje^rt bie Siebe."
Diefe Sorte fte^t man prangen.
3afiro für Slbalifa
Sinft in feiger Siebe brannte,
Der mit biefen trüben Sorten
©einer ©duneren Urfad) nannte.
Digitized by Google
65
ßine SBitttce; Turteltaube
Sa§ auf einem trodnen Slfte:
„$iertyer bracht mitfi 2u(i am 9Banbel,"
Sagt baö SEBort auf gelbem ©afte.
3ärtlitf> auf einanber bliden
©raconel, ®uabalara.
Die ftcf> }u cerjlellen l?eute,
Sinb com Sdjmerj ju feljr ermattet.
Drob erjürnen ftcf> bie gürften,
Unb ber Siebe Äräfte warfen,
Sefjenb, ba§ con i^ren Pfeilen,
Jpo^e Äön'ge nieberfallen.
Sljarque unb 3aftra Ratten
(Sinen SBortflreit mit einanber,
giferfudjt , id? glaube, über
Slbalifa, 3elinbaja.
Sie beleibigten ben Äönig,
Schlieft bas geji in Ungenabe —
3tcifcf)cn (Siferfudjt unb ‘Kiftraun
DIjne Sanierter giebtö Fein Tanjen.
3.
^raooncl.
©vaconel con Saragoffa
3n Tubela con SRacarra,
Da8 Quartier giebt ben (Setreuen,
Sluf bem 3uge ^in gen granfreicf).
Digitized by Google
66
Unb bc« Sbro toeicpe gluten,
Sie be« ©arten« SEBatl umfangen,
©einem genfhr gegenüber,
3pm »nie greunbeöfiimmen Mangen.
Scnft ber STOaur’, e« feien greunbe,
Sie ipn leife flüjlernb fragen,
Db er pab nach ©aragojfa
3pnen Sttoa« aufjutragen.
Unb er fpric^t : „geliebte SOBeUen,
(Sudp rertrau idj meine Klagen,
SEBoUet fie mit meinen Spränen
gort auf euern gluten tragen.
„IRaufcpt ipr am Salfon oorüber,
Sen oiel golbne ©täb’ umfangen,
95So al« ©itter ÜJiajoran
Unb fufibuftge Steifen prangen, v
„galtet an unb tönt hinüber
2111 bie fcpmerjenStiefen Älagen
Seffcn, ber fein bittre« Seiben
5HU ftcp mu§ ttadp granfreicp tragen.
„SBcnn oielleicpt ©uabalara
6 ucf) $u flauen dorthin toanbelt,
©cpafft, ba§ fle in euern gluten
©cpaue mein betpränte« Slntlip.
„Sa« ift Sporpeit! 'Rein fte fott
SRicpt nacp meinen Spränen fragen,
Sie ben gelfen meine« Jperjen«
Seife pöplenb mir jernagen.
Digitized by Google
67
„Den b a8 ©olf ben Äü^nen nennet,
Darf nicfjt feinem Stuijm entfagen.
gort bag 9te| ber Siebe, ba8 mein
©cf>wert in ©anben §at geflogen!"
Unb er pret wie jum 2lufbru$
Sie trompeten ftfjmetternb fallen,
Unb er fefct ftd) an bie ©pi|e
Sc8 ermartenben @eftfjwaber8.
Sa8 ©felett, bag böfe Seiten
Stimmt er twn ber gatjne ©arte,
Unb ein anbreg, ®lüc! oerfünbenb,
$ebt er auf an ber ©tanbarte.
lieber einer ©eltenfugel
Saßt im ©tfjwung ein ©eftwert er prangen,
Unb in ©taurenfrfjrift bieg SDtotto:
Stuf jum Äampfe! gort, na< ^ Stanfreidj!
Unb erweitert brücft bie ©poren
6r in feineg Stoffeg glanfen,
©priemt: „bem Äüfjnen fefet bie #errfcf)aft
(?iner ©eit ju enge ©djranfen!«
4 .
©iiatnlara.
©ag autb gieidj am trüben Sienffag
$e[I bie ©onn’ am Fimmel walten,
Sief bodj birgt ©uabalarag
$lntli| fttf) in ©cfyleierfalten.
Digitized by Google
68
3Btü nidjt fefjn unb nidtf gefefyn fein,
©eit fte Sraoonel oerlaffen,
ein froljeg Slntlig jeigen,
3Benn ber ©djmerj fte macfit erblaffen.
3ene Stacht beg frönen gejleg
©Mit jte in ©ebanfen ftraten.
Sie baö gnbe iljreg ©lütfg war,
Unb ber Slnfang i^rer Dualen.
Sie ben Siebling eng umgarnen,
©ie gebenfet ber ©efafireni
©eufjenb fpritfjt fte: alle jinb für
Sen, bet ©djtteigen fann bewahren.
©ie oerfdfleiert il>re ©djmerjen,
äBifl fte feinem offenbaren,
Saf? im ©cfjtoeigen if>re Dualen
S0?ögen ooB bie Äraft betoafjren.
Senft nidjt, bafj ficf> fermer oerberge
getter, bag im 3nnern flralet,
Sffieil bie glamrne bem SSerfc^miegnen
$eü bodj aug ben Slugen firalet.
(Siferfurfjt unb 2Jii&traun warfen.
Unb bie gurefjt toiü fte erfaffen,
Sa§ in aBjulangcr Trennung
Ser ©eliebte fte oerlaffen.
Sag entf^munbne ©lütf betrübt fte,
©ie erliegt ber ©tunbe Dualen
Unb bie Hoffnung fjält fte aufrecht,
2ftif?traun ftegt §u taufenbmalen.
Digitized by Google
69
doppelt fliegen ihre Spänen,
Seit ber Äönig ihren Damen
$at befohlen, baf? nicht febreibe
8Jrat>onel ©uabalara:
©laubenb, ba§ bie lange Trennung
3öerb’ ber Sieb ein ©nbe machen,
Unb in ihrer Srujt für ihn bann
Siebegglut jtcb roerb’ entfachen.
9Beil fte barf nicht Söriefe febiefen,
3u erleichtern ihre Gualen,
De« ©eliebten benfenb, will fie
(sinen reichen Seppicb malen.
3n bie bunfelbraune ©eibe
Der «Betrübten SieblingSfatbe
©tieft fie einen b°hr n S^fen,
Söilb t>on ihrer Sreu unb Oual auch.
3hm entfpringt ein ftlbern Säcblein,
ämifchcn ®ra8 unb SBlüten jart:
©röfer »iel ifi ©uabalara,
©tieft fie brauf in ÜKaurcnart.
Sllfo freubenloS unb trübe
©ch»inben ihr bahin bie Sage,
«Bis ben greunb fie rnieber fehe,
Der ihr Seiben fcf?uf unb Silage.
Digitized by Google
70
5.
Übcrrafdiung.
3n bem ©garten eine« fiotbeer«,
«Reben einem Söafferfaüe,
SBelc^er über fdjroarje Äiefel
SRoHt bie glänjenben ÄriflaUe.
Sin bem meitberüfymten Ufer,
35a« be« gbro SEBeDen fragen,
3n bem ©arten, too ÜJiarfUio
pflegt ju manbeln mit ben Damen;
2Jht Rapier unb Dint' unb geber
©afj bie fdjöne ©uabalara,
3enem ifyre 2iebe fdjreibenb,
Der entjünbet iljre glommen.
©cfjrieb i^m in Slrabermeife,
S^ränenübert^aut ba« Slntlig,
3ebcr SSut^flab, ben fie f^reibet,
OTadjt fie faft in Ohnmacht fallen.
ipiöfslid? läfjt fie Dint unb geber,
Da« Rapier jur 6rbe fallen,
$in eilt fie uerflörten ©inne«,
Söo be« gbro gluten fdjallen.
3ff c« ibr, al« ob bie SSaffer
©üjje greubenfunbe tragen
SSon bem ^ei§geliebten SRaureu; —
Reiter füljlt i^r #erj fie fotogen.
Digitized by Google
71
^löfclicb, gegen feine ©eife,
gäbt ber $lub bie ©eilen rafien,
Unb er jeigt ibr ©raoonel«
©cbtreigenbe« geliebte« Slntlifc.
Unb bie ÜJlaurin fcbaut ba« ©unber
ßeibgetröflet in bem SEÖaffcr,
Unb fte fpricbt: „geliebte ©eilen,
©ie bie $erjen roanbelbare,
„3n ber ©eele gebt ein Seiten
®?ir, in eurer glut, ber flateti,
Dab ibr SSraoonel gefe^n ^abt
3n Dubela oon Sftaoarra.
„Siebet mir eon feinem ©tbmerje:
Diefre« ßeiben idj bod) trage,
Denn irf> ftnbe SRac^te im Säger
Siufye nicht unb nit^t am Sage.
„3enen Dienflag, ba er fortging,
Sagt’ bie ©onn’ mit folgern ©lanje,
®o ocrfc^ieben bon bem ÜJlotto,
Da« ber greunb ermäljlt ftt^ batte."
Unterbeb erfebien bie gürjtin
Unb ber gütfi mit allen Damen,
Sin Rapier ftebt er bort liegen,
SücEt jt<b nieber, e« ju fajfen.
Unb ber Äönig lie«t e« leifc,
ßefenb reibt er« au«einanbeT,
Dab ba« 93olf nicht glaube, bab e«
©ei eon einer feiner Damen.
Digitized by Google
72
2118 bie Äönige ftdj nagten,
Drat com glug ©uabalara
Dorf) ber Äönig, mie fte eilte,
©djmieg, inbem er fte gemafjrte.
6
ijeimfchr.
©cfymer belabett mit ber Skute,
Die fein fiarfer 2lrm in granfreicb,
©eine Äü^n^eit fjat erfochten,
3n SEubela oon Staoarra,
23raoonel, ber Äüljne, reitet.
grol> lägt er bie Hoffnung malten,
Unb er felber bringt bie Äunbe
33on bem blutgen ©iege6fdjlacf>tfelb.
leitet ein in ©aragoffa,
gorbert Danf bon feiner Dame,
Unb mit ityrem fügen 2lnfcf)aun
Stylt er retylty jty bejahet.
©egenüber bem Salfone,
SDlit ber ©ilberbaluflrabe,
Äennt er an ben fdjmarjen 2lugen
©eine Dame ©uabalara.
Dem ber liebt, ertyeinet alles
SEBie con föfllidjem SRetalle.
geineS ©olb bie blonben 2octen,
Steines ©ilber $änb unb Slrme.
Digitized by Google
Unb er fiefyt bie grünen Äleiber,
Unb er fie^t bie SRofenttongen,
©laubt ber «Blaur’, es feien «Reifen,
Sei füfjbuft'ger QRajoran.
Unb bie «Reifen ifjn entjücfen,
3f)n uertoirrt ber «Dlajoran,
Denn eö ifl ber Siebe SBeife
Hofce Hoffnungen ju tragen.
SltfjeniloS ifl Sraoonel,
Unb oerjtummt ©uabalara,
Db bie Slugen aucf> ber ©eiben
9Rit ber Siebe 3ungen fpracben.
74
£>ie ^erawöfotbcrutifl.
larife an 3ait«.
/rSÖ enn, 3aibe, tu bcn SJluttj ^afl,
2Bie bu frcd> biji unb anmaßlidj,
Kenn, roie flügelfdjnell bie 23orte,
Slucf) bie $änbe bir gemanbt ftnb;
„2ßenn bu in ber dbne fämpfeft,
Sie bu rebeft mit bcn Damen,
©enn bu, mie mit bem ©arettc,
3Jiit bem frummen Säbel tanjcfi;
„Si(l bu fc gemanbt im Kampfe,
3Bie bu manbel|l: burrf) bie Straßen,
Unb fo eifrig, mie beim gefle,
gifrig bei ber blutgen Scfyladjt aud>;
„©enn bu, mie ben Scbmucf ber Säle,
Drägfi ben glänjenbfyellen $arnifcb,
3ft ber Älang bir ber trompete
Sicblitfy, mie ber glöte Älagen;
©enn bu, mie beim Dfcfjcrritmcrfen,
©utfjig fliegen läßt bie Eanjen,
Sludj im gelbe auf bie geinbe
L'äßt bie fcfsarfgefpißte tanjen;
„Kenn bu, mie bu felbft bicp preifejt,
Dem entfernten giebfi bie Slntmort:
Stel) jc&t atebc, unb nert^eibge,
©a8 bu fpradjefl im Sllt»ambra.
Digitized by Google
75
„Unb toenn bu nic^t tnagft allein es,
3enem gleich, btr bicf; erroartet,
©ringe mit bir beine greunbe,
Daß bir itjre #ulfe na^ fei.
„Denn eS ift ber guten Witter
Sraudj ni$t, im gialafi ber Damen,
3So bie #änbe fdjmeigen muffen,
SKit ber 3unge fredj ju galten.
„Slber f?ierljer, too bie #änbc
Sieben , fomm , baß bu geroa^reft
©ie ber fpridjt, ber t>or bem Äönig
Stiü geftfjmiegen ^at aus Sichtung."
2Ufo fdjrieb ber ©laur’ Tarife
SDlit fo großem 3orn unb #aber,
Daß er mit bem Drutf ber geber
Das Rapier gcrriß , bas jarte.
llnb er rief gerbet ben ipagen,
©pratb su iljm: „gef; jum Sllßambra
Unb gteb biefen ©rief 3aibe,
@o baß ©iemanb eS gewahre.
,,©age ifjm, baß fein icfj Ijarrc
©o bie reinen, föneilen ©affer
Des ©enil, beS frifiaüflaren.
Des ©eneralife ©lauern roaföcn.
4 *
Digitized by Google
76
@in Slhettteuer, treldjc« bet $ob unb 2lmor mit
einanber erlebten.
(Seines SagS in einer @d>cnfe
Slmor unb ber SEob ftch trafen,
Sll3 bie Sonne war gerieben
Unb es fchon begann ju nagten.
®en SRabrib begab ber Slob ftch,
«Rach Seoiöa aber Slmor.
glinf ju gufje, auf ber Schulter
«Pfeil unb Sogen läjjig tragenb.
Sor bem 9tidjter, glaub ich, flüchtig,
(fineS «DiorbeS fchulbig, waren
Scibe, welchen fie an einen
Sebenben begangen halfen.
$118 gefegt ftch h a * ten ©eibe,
Unb Slmor ben SEob ftch anfah,
Unb fo häßlich ihn erblicfte,
Srach er au8 in ^eüeS Sachen.
2118 er ftch gefammclt, fprach er:
„Siebflcr, was foll ich ®it fagett,
SUfo fchauberhafte Schönheit
«Rie in meinem Seben fah ich-"
■Drob erjürnt ber üob ftch heftig.
Segt ben fpfeil auf ben gekannten
Sogen. — Slmor that beSgleichen —
Unb fte traten auSeinanber.
Digitized by Google
77
3wifdjen Seibe warf ber ©irtlj ftd;
SDlit bem bicfen Schaft ber £an$e,
Unb, nac^bem er fte Perföbnet,
©eibe mit einanber afjen.
Unb fte mußten in ber Süctje,
©eil eS nict>t ju änbern, fdjlafen,
Denn ein Sett mar nidjt im ©irtbSfjauS,
Unb ber SEBirttj felbfl Feines batte.
3^re Sogen, Pfeile, Äöc^er,
Sie SDtarien übergaben,
©iner ÜJJagb, bie in ber ©cbenFe
Diente, unb bie Slufjtdjt batte.
Slmor eilte fdjon oon bannen,
2116 es Faum begann ju tagen,
3a(jlte was er fcfmlbig, forbert
©cn bem ©irtbe feine ©affen.
Dodj flatt feiner gab ber ©irtb ibm
3ene, bie ber Sob getragen;
2luf bie ©djultern wirft fte Slmor,
©eines ©egeS gebt er achtlos.
Sraurig, mübe, fehlest gelaunet,
©päter autp ber Sob erwarte,
Unb er nimmt bie ©affen SlmorS,
Unb geljt ebenfalls oon bannen.
Unb oon biefer 3eit bis beute,
SBlit bem fpfeile tobtet Slmor
Sille Sungen, es erreichet
Seiner fünf unb jwanjig 3abre.
Digitized by Google
78
Slber jene, bic ber Hob fonft
pflegt ju treffen, all bie Sllten,
ÜJlit ben Pfeilen, bie er fenbet,
3c&t oerliebt ber ginjlre machet.
©trauet @u$ bodj fyeut bie SBelt an,
SlllcS brefct fic^ burtb einanber?
Slmor muf? flatt geben Hob nun,
Hob flatt Hob nun geben fc^affen.
Digitized by Google
79
Schafft mein launig Sieb tute Sorgen.
mein launig Sieb mit ©orgen:
SBcntt id) bin be8 ©tarne« Seute
Unb id; feufjenb bitte „#eute!"
©o Perfekt fte läd;elnb „Slorgen!"
Sin id; Reiter, ifl fte traurig,
Unb fte finget, roenn icb meine,
©precb icb : bidf» lieb id; alleine,
©agt fte mir, baft fte mich baff*.
Dual auf Dual mir ju entfachen
Siebt fte, ba§ mein geben febminbe;
„Jpeute!" feufj ich — boeb gefchminbe
„9Jlorgen!" rebet fte mit Sachen.
2Benn ich ihr in« Slntlifc blicfe,
9Rit bem 2lug jur drrbe fchmebt fte,
Unb ben Slic? jum §itnmel bebt fie,
3Benn ich meinen erbmärt« febiefe.
©chöner Sngel! menn ich« fage,
Teufel! mir entgegen l;öl>nt c8.
„■§eute?" fepfj id;, „2Jlorgen!" tont e8
Äalt entgegen meiner grage.
Unb fte pflegt mich ju nerbammen,
2ßo id; mich ben ©ieger mäbnej
aöenn ich <£immel6gliic£ erfebne,
©iebt fte mir ber <§ölle glommen.
Dual auf Dual mir ju entfachen
Siebt fte, bafj mein geben febminbe >
„4?eute!" feufj ich, buch gefchminbe
„borgen !" rebet fte mit gacben.
Digitized by Google
80
2Bät)renb Der 2lprtl nocf) bli'ifjet.
Söäfyrenb ber Slpril nodj blühet,
greu bidj 9Jläbci)en beiner ©cfjone,
grüf?Iing8nacf)tigallentöne
Schweigen, wenn ber Sommer glühet.
Sieb bem Slmor Deine ©penbe,
Den üribut gieb bu itym willig,
Denn §u pflüden ift e8 billig
'Jlatb ber SMüt’ Die grudjt bc^enbe.
SBinb ber Siebe nicfyt bie glügef,
Unb oerfaufe nicf>t bein Sätteln,
2Benn bi$ SiebeSfeufjer fabeln,
Dem ©eliebten laf bie 3ügel.
aöäbrenb ber Slpril norf) blühet,
greu bid> ÜJiäbdjen beiner ©djöne,
gritylingSnadjtigallemöne
Schweigen, wenn ber ©ommer glühet.
gaffe an ber Stirn bie Soden,
SBenn ba8 ©lüd bir rafdj porbei fu^r,
Denn im 3a(jr giebtS einen 9Kai nur,
2111 baö Slnbr’ ift täufdjenb Soden.
greue bicf> be$ grü^lingä SSlüljen
Unb genieße feiner SBonne,
6^’ in feiger ©ommerfonne
Duft unb garbenf$mel§ Perglüften.
Digitized by Google
81
©ieb bas ©lütt mit Dollen #änben,
Unb bu wirft in gülle leben.
3Benn erlofcfy ber glamme geben,
2Qirb bag ©raun ber SRacfyt bid> blenben.
SOBätyrenb ber SIpril nod> blühet,
greu bief) 2Jtäbd?en beiner ©djönes
grüljlinggnatfjtigallentöne
Schweigen, wenn ber Sommer glühet.
Digitized by Google
82
SRorgtttä am Sokamteätaflc..
§P^orgen8 am 3of)cmneStage,
©utter, ju be8 ©ccreS «Ranbe
®ing idj, eine 3ungfrau fab itf>
©infam fle^rt am oben ©tranbe.
©infam toufcb jte it>re Äleiber,
$ing fte auf am JRofenjfraucb,
Unb inbefj bie .Kleiber trocfnen,
Sllfo flang be« Siebes ^pautb:
„©eine Siebe, meine Siebe,
5Bo foll i«b fte fucfcen gehn?"
Äüjle auf unb Äüfie nieber
$ab itf> fo jte roanbeln fe^n.
©inen golbnen .Kamm in $änben,
Daf? fte fhable i^re Staate. —
„Sage bu e6 mir, mein ©djiffer,
©ßg bitb ©ott oor Seib betoafjren !
#aft bu nid&t mein Sieb gefeiten,
$afl bu nichts oon iljm erfahren?"
Digitized by Google
83
(Stetige mich ©ott, tote fcie ©attfc fliegen»
//@^ü|e mich ©ott, tote bie ©änfe fliegen!
Schütte mich ©ott, tote fte fliegen fönnen!"
hütet Simacho
SJlaf) feinem Dorfe
©änfe unb ®chmergen,
SBclobe ifjn quälen.
2Bie fte entfliegen
©teilt er erleichtert,
©eil ber Unfdjulb’ge
Seicht ju betrügen.
3n bem QJforafle
Sie§ er fte haben,
Unb er oerlor fte
halb au8 ben Singen 5
Unb mit ßrfiaunen
Sieht er fte fliegen,
33on biefem ©unber
ÜJläcfitig erfchrecft.
„Schüfcc mich ©ott , wie bie ©änfe fliegen !
Srfmfse mich ©ott, wie fte fliegen fönnen!"
„Seiben beö ^erjenö,
Sich was entflieht ihr
Der bangen SSrujl nicht,
Stimmer gu feeren!
SGBaS fchafft ifjr ©unber
3u meinen ßeiben,
Selbjl ba8 Unmögliche,
9J?achet ihr wahr?
Digitized by Google
\
84
SEBic wirfi erfreut bu,
©raufame, lächeln,
3Da§ bu allein niefit
0cf>affefi mir Sual!"
Unb als bie ©änfe
Sille entflofin fmb,
Seift er ber .Klage
traurigen Sauf:
„@d)ü|c miel) ©ott, mie bie ©änfe fliegen!
©efjüfee micfi ©ott, mie fte fliegen fönnen!"
„(Sud? gab mein graufameS
9Jläbd;en bie glügel,
* 15af ganj in Scherben,
Sre^e mein ©liitf.
Sludi SSartelilla
$at midj »erlaffen,
3u einem Slnbern
3fl fte entflo^n.
2>iefc8 fefion lange
$ab id) gefürchtet.
Sott), baf iljr flöget
JJacljt icfi mir immer."
„Schüfst mich ©ott, wie bie ©iinfe fliegen!
0cf»ii§e mief) ©ott, wie fte fliegen fönnen!"
Digitized by Google
85
9Äfld)tifler Grbro.
SP^äcbtiger 6bro,
Schönes ©eftabe,
SSürjige SBiefen,
SBalbige fPfabe,
Sagt meinet ©üjien,
355enn iljr jie flauet,
^erjlicbcS ©rüfien
Sei euch oertrauet.
ÄöjHidje perlen,
£>ie iljr bur^firalet
«Dtorgenö bie Söiefen,
SticEet unb malet
griffe ©eßräudjet,
fPflanjen unb gelfen,
Sagt meiner Stiften,
2Benn i^r fte fdjauet,
$erjlidje8 ©rüfien
Sei euef) oertrauet.
SRagenbe Rappeln,
©länjenb ©eftabe,
355o bie ©eliebte
SGBanbelt bie $fabc;
Sagt meiner Süjien,
353enn iljr fte flauet,
^jerjlic^eS ©rufen
Sei euef; oertrauet.
Digitized by Google
^laubernbe Sögel,
J5ie iljr mit Singen
©riijjet ben ÜJiorgen auf
Älingcnben Segnungen,
Sagt meiner Siipen,
SEBenn ifyr fte flauet,
$cr$litf>c8 ©riifien
Sei eucfy certrauet.
87
23 ßcU bie SÖJuttcr mid) gefehlten.
$öeil bie SERuttet micfj gegolten,
©eil idj bi(f>, mein greunb, gefügt,
©ieb, o gieb ben Äug mir mieber,
Den bu mir fyaft abgefügt.
Sieb ben Äug mit gutem ffiiüen,
Dag ifjr 3ürnen mö0 »ergehn 5
Dag mir ma^r^aft fagen fönnen,
Dag gurütf bie S^at gefc^e^n.
Unb eä mirb bir 9tufcen bringen,
Senn jurücf ben Äug bu giebfl?
®ieb, 0 gieb gefdjminb, ©eliebter,
3enen Äug, menn bu micf) liebft.
®ieb ben Äug um ©ottesmiüen,
TOutter ijt fo munberbar. —
Dac^t’fl jurüef ju geben einen,
Unb nun fyaft bu jmeie gar.
De Diego bc la (lana.
Digitized by Google
88
@r, »er micf> liebet, mief) Hebet, »er bat mtd*.
\3t, ber mich liebet, mich liebet, ber bat mich,
®r, ber mich liebet, ben habe auch id).
3öeil es fo ber #immel vuoüte,
®af? ich, aller 9Jtäbd)en Slüte,
9Kicb febon früh oermäblen feilte,
33a§ icb, eb’ ber 2enj oerglübte,
deiner 3ugenb mich erfreue,
®a{j bas giebeSnefc icb weben
SDlöge ebne alle Bcbeue:
•&at er mir ben SBlann gegeben,
©an$ wie man ibn wünfeben füllte.
9Bie icb ibn ju meiner greube,
grüber oftmals malen wollte.
6r, ber mich liebet, mich liebet, ber bat mich,
@r, ber mich liebet, ben habe au<f> icb-
3(1 ein SKenfcb gebulbig, willig,
SJtürrifcb nimmer,
®ut unb billig,
Reiter immer,
Unb er jürnt nicht gleich unb flucht,
3öcnn in meinem $auS ber iprior
SRicb auch jeben Sag befugt.
Unb er benft, ba§, wie St. Slnton,
gern baber ju meiner Sbüre
Sluc!) ein IRab einmal als Sote
3u mir in baS 3immer führe.
Digitized by Google
89
gr, ber micf) liebet, micf; liebet, bet ^at miclj,
gr, ber midj liebet, ben Ijabe audj idj.
Srci fcfimucfe Surften
#ab id? mir auSerroäjjlt,
$afi meinem $au8fialt nichts,
SRtc^tS meiner greube fetjlt.
2118 meinen Streiter
$ab icb ben gipion,
fPrügeluerbreiter,
gin bracer Ärüppelfoljn>
garmelo, ein jteeiter,
gür bie ^rooipon,
Unb für meine greuben,
-gab id> ben 2Ibfalon.
gr, ber mid> liebet, mi<f> liebet, ber fiat mic^,
gr, ber midj liebet, ben fjabe autf> icf;.
Digitized by Google
90
93on ber Jporf^eit fam bae aJMbdjett,
93ott bcr Jpocf>jeit fam f!c.
(^agt mir ber ßrcmtte:
(ÜJlöge ©ott ihm greube fchenfen!)
2a!) fi bu hier oorbei nicht toanbeln
Die, ber fietö ich muf? gebenfen?
S3on bcr #ochjeit fam pe.
9Iuf mein ffiort glaub, guter Witter,
Da§ ich bir bie SBabrhett fage.
©ah pe hi« corbei mol gehen,
2Bar btei ©tunben oor bem Sage.
SJon ber ^ochjeit fam fte.
Sbrämn meinten ihre Slugen,
llnb ihr SJfunb fprach biefe SSSorte:
„Unheil trefe ben SSerlicbtcn,
Dcften Sreu roie 2aub ocrborrte."
SSon ber #ochjeit fam fte.
„Unb oerpucht auch fei bas Släbchen,
Die ben Sßänncrn ©lauben fcfjenPet,
Denn mcr ihr am fdjönjlen fchmeichelt,
3P«, ber pe am tiefPen fränfet."
Son ber $och}eit fam pe.
Digitized by Google
91
ISrau, öiebfter, ber Siebe liiert.
3Jrau, Siebfier , ber Siebe nicht,
Da§ bir nicht ber borgen
Dein Säckeln in Spänen
SJertoanble unb Sorgen.
Unb ftefyfi bu, ©eliebter,
Den 9Jlonb ficf> nicht toanbeln,
Da8 ®lücE unb bie Siebe
glicht launenhaft hanbeln?
Srau, Siebfier, ber Siebe nicht,
Dafj bir nicht ber ÜRorgen
Dein Sächeln in Shränen
SSettoanble unb Sorgen.
Unb bämpfe, ©eliebter,
Dein fröhliches Singen?
5Sol hörft bu « m ©ontnter
Der ©riüe Sieb flingen.
Stau, Siebfier, ber Siebe ni<ht,
Dafj bir nicht ber ÜJtorgen
Dein Sächeln in Shränen
®ern>anble unb Sorgen.
3ßoU, eh bu baoongehfi,
3Jlir ©lauben oerleihen:
Die Sieb iji ein Äinblein
Unb liebt Äinbereien?
9loch gleich ftnb bie Sage.
Digitized by Google
92
£rau, Siebfier, ber Siebe nidft,
Dafi bir niefjt ber ©forgen
Dein Sätteln in S^riinen
SSermanble unb Sorgen.
9ii$t flets ifi e« bunfel,
9?od) tagheller Stimmer,
Unb ®lü<f unb bie greube,
©ie bauern ni$t immer;
Unb Slmor ifi treulo«.
Srau, Siebfier, ber Siebe niefft,
Daf? bir nicf>t ber SKorgen
Dein Sädjeln in Sfyränen
SBertoanble unb Sorgen.
Digitized by Google
93
Jpcco unb ßeanbcr.
I.
^urd) beS $ellefpontu8 gluteti
3fi Seanber füljn gefrömmen,
«Bon SlbpboS Ijin gen Sefiro
#at er feine gafjrt genommen.
3tf ba8 Schiff fein jarter Körper,
Säiebe macht bie Segel fchwellen,
Seine Slrme ftnb bie Sauber,
üJIäcptig teilen fxe bie SBellen.
Unb bie güfje ftnb baS Steuer,
Die erleichtern ihm bie SRühe,
Sompafj ifl fein $aupt — boch achtet
glicht er , ob ber «Rorbftern glühe.
Denn ber glamme gelles Beuchten
gührt ihn burch bie wilben SBogen,
Doch im SBinb erlifcht bie Äerje —
«Rächt hat feinen ?>fab umjogen.
Unb «Reptun löst feine Stürme,
ginjter rollt baS SJleer bie SBogen;
glammenb fommt bie Donnerwolfe
Dief am #immel hergejogen.
Unb ber fühne Schwimmer feilet
Unoerjagt bie mächtgen SBellen;
«Dlit bem Schicffal fämpft er, mit ben
gluten, bie fletö höh« f<hmetlen.
Digitized by Google
94
$ocf> im Äampfe mit ben ©türmen
güblt er wie bie Äräft’ erlagen,
Unb mit großen ©cbmerjen ^ebt er
Sllfo an ftcfj $u beflogen:
„©ein Slbpboö, meine $eimatb,
©irfl bu meinen £ob beflagen?
greunb’ unb ßltern, ach, bergebenä
3fl eur ©arten, ifl eur gragen.
„#eifjgeliebte, meine #ero,
2ltf> , wie tuirfl bu traurig flogen,
©enn bie ©eilen meinen .Körper
$in an bcine ©auern tragen!"
©cbrcacb unb fcbroäcber ringt Seanber,
$eult bie ©eile t>om ©runbc,
©it bem ©terbefeufjer : „$ero ! "
gliebt ber ©eifl bom bleichen ©unbe.
II.
#ero flanb, be8 ßiebling« b arrent >/
©ie jte pflegte, febnfucbtöbange,
Unb fie ftcbt mit ©cbmerj unb ©orgen
-$eute jögern ibn fo lange.
2lu8 bem bob en Senjlcr blicft fte,
Siebt ben ©türm bie ©olfen jagen,
©ebnenb ihre fcbönen Slugen
Sang bc8 ©eereö Sucht befragen.
Digitized by Google
95
98ie bie Sellen in bem ®unfel
Siel) am gufj bestürme« baden,
©laubt fte ^offenb , bafc Seanber,
®e8 ©eliebten Stifte fdjatlen.
Unb fo blieft fte , bis beS Borgens
Srfte bleiche ©tralen fallen. —
2Iuf unb nitber auf ben fluten
0iel)t fte eine 2eicf>e toallen.
Unb fte flauet unb erfennet
©djmerjlid) mit SSerjmeiflungSbangcn,
2)afj eS ift ij)r greunb ßeanber,
3ijre ©e^nfud)t, ifir »erlangen.
Unb mit tiefempfunbnem Seibe,
Sllfo ^ob fte an ju flogen:
„Unglücffeligjk ber grauen!
D beS SefyS, bag mid) gcfdjlagen!
„Seit ben greunb, um befTentroiaen
3d> bie Seit unb mid) oergeffen,
Sir ba8 0d)icffal raubte, na^m es
SlüeS ©liitf, baS id) befeffen.
„Äomme Sob! o fomm gefdmunbe!
Sill bir meine 0ecle geben.
0eit mir tobt ifi ber ©eliebte,
2öi(l id) feinen Sag meljr leben!"
Sllfo fpredjenb biefe Sorte,
©tiirjt bie Sungfrau ftc^ , bie bleiche,
»on be« Sturmes ^o^em genflcr,
jt'üijn hetnicbcr auf bie Seid)e.
Digitized by Google
96
3n beS Rimmels Reitern Steifen
3Bitb fein Scfjicffal meljr fic fdjeiben.
Unb mit ©einen unb mit Älagen
©ruben fte ein ®rab ben öeiben.
Digitized by Google
Digitized by Google
99
t&tacnmo feoparbi, *
geboten 6en 29. 3uni 1798 ju SUccanati,
jeflorbtn brn 14. 3uni 1836 ju Neapel.
1 .
©rflc Hiebe.
meiner ©ruft ber ©tunb grinnern I>alt ic^.
Da icp ber Siebe erflen ©cplag empfunben:
3P bieö bie Siebe, mie ifl pe gewaltig!
Die Säugen an bem ©oben feßgebunben,
©(pau jene icp, bie aep! 311m crfteit ÜRale
3n meine ©ruft fcpulbloS ben 2Seg gefunben.
2BoI fepop bie Siebe petg mit giftgem ©träfe;
9Bit füfem Säcpeln weip pe ju betrügen,'
3nbe§ pe äöunbcn feplägt mit bitterm ©taple.
Unb peiter niept unb mep niept, polier Sügen
Unb leibcngfcpmer unb aep! mit bittern Klagen
Durcpbrang bie ©ruft mir qualootleg ffiergnügen.
©ag mir, mein $erj, trag foü bieg bange ©cplageit,
Die 3IngP, bie bitp erfapt, bei bem ©ebanfen,
Sor bem fein anbreg ©lücf fortan barf tagen.
©ei bem ©ebanfen, beffen fefle Dtanfen
3n jener SRacpt bitp 3auberpaft umfcplangtn,
Da peilge ©title füllt’ ber grbe ©epranfen.
* Opere di Giacomo Leopardi. Edizione accrcsciata , ordinata c corrrtta, sc—
condo l* ultimo inlcndimento dell’ autorr, da Antonio Ranicrc. Firenze 1815.
Digitized by Google
100
Du rufyelofeS, f oßer ©tuet unb Sangen,
aßarffl mid) untrer auf meiner ©djlummerjtelle,
Sejtänbig jitternb, feljnenb, Poll Verlangen.
Der Äummer ijt mein trüber Settgefetle,
Unb mie bie Slugen ju im giebcr fallen,
Dem Schlummer icf) Pergebens 9?ejse fletle.
D mie lebcnbig aus bem Dunfel mallen
$error bie 3üge, bie icf> fiiü betrachte,
©efctylofinen SlicfS mit fcfymerjlicfycm ©efallen.
2ßie roilb baS $er§ aus feiner 8Ju^ crroac^te !
2Bie Sujf unb fieib jtdj brängten taufenbfaltig !
5Bie Söunfcp auf SBunftf) fiel) in ber Sruji entfalte !
©ebanfen, bidjt, mie burcb ben Sßalb geinaltig
3m Slätterlabnrintlj bie SBSinbe tauften,
ISin langes SDiurmeln, formlos, Pielgeflaltig.
3nbeft id> ftfimeigenb biefen Älängen lauft^e,
Sagjt bu mir ^erj , bafi jene mir enteile,
Um bie idj Sdjmerj unb Äampf unb Gualen taufte?
Äaum traf bie Siebe midj mit ftbneUem Pfeile,
SIlS jene, bie ben giftgen Schaft cntfenbet,
Son mir entfernt fdjon mar mantt» lange ÜReilc.
Schlaflos lag idj, oom jungen Dag geblenbet,
ffiorn SRojfeSfyuf bes SdjloffeS SSänbe fdjaUen —
$!<§, all mein ©lütf Ijat ftcf> mir abgemenbet!
SRidjtSaljnenb fd?licf> ttf> furtfjtfam burrf> bie fallen,
Sie{j Pom Salfon umfjer bie ©liefe fcfjmeifcn,
Sermorrne klänge, Särmen ^ört icf> fdjallen.
Den Don ber Stimme laufet i<§ ju ergreifen
Der Sippen, beren §auc§ in frönen Dagen,
2ld)! nur im Slug bie Stirn mir foüte greifen.
Digitized by Google
101
©tmeiue Stimmen fühlt an« Dfyr ich fcblagen,
Unb abnenb fafjte mich ein falte« Stauern.
Sieltest? bielleicbt? — mein $erj lafi ab ju fragen!
Unb al« ber Bärm oerraufcbt in jenen Sölauern,
Unb jene Stimm im $erjen, al« oerflungcn
Der Staber Son, erfüllt’ mich tiefe« Srauern.
©eblenbet flanb ich ba, »om Seib bejroungen
Schlich ich jum Säger, fc^Iog bie Slugenlieber;
Die $anb auf« ^»erj geprefjt pab ich gerungen.
Unb jitternb hob id? mich bum Säger trieben
Serfhimmt mar ich in bangen Ctualgcbanfen. —
Seroegt noch dtrna« ja ba« $erj mir roieber?
Da prefjt ich tief ba« bittre Slngebenfen
3n meine SSruft, e« blieb ba« #cr$ üerfdjloffen ;
9tie foll fortan ein Slngcftcbt mich fränfen.
Den langen Schmer} ermäbl ich jum ©enoffeni
Die Seel ijl trüb unb berbfllidj, »Die bie Sage,
Da Stegen enblo« fommt herabgeftoffen.
Unb bitb, burtb ben icb biefe Scbmerjen trage,
3<$ fannte bitb nicht einmal, fonnger Änabe,
SU« icb «lug fcb on beinern crflen Schlage.
Damals Derachtet’ ich ber greuben ©abe,
Der Sterne Sticheln unb ba« füge Schweigen
De« üKorgen« unb ber SBiefen grüne Sabe.
SJlir mufjte fclbfl be« Stubme« Siebe fcbroeigeu,
Die einfl fo »tarm bie Seele mir burdjglübte,
De« Schönen btijje Slnbacht »oelf ftch neigen.
Da« ffiiffen auch, um ba« ich einfl mich mühte,
grfthien oerächtlich , ba« in frühem Sagen
3cb buch erfannte al« be« Sebett« 23Iütc.
Digitized by Google
102
Äonnt icfj fo weit bor meinem ©elbji tjcrfcfjlagcn ?
Unb folctye Sieb bor Siebe lag berfunfen?
SGBie eitel boefy ift unfer befieg SBagen?
9Jtein ^>erj aüein gefiel mir, febnfucf)t8trunfen
2Sar id> mit ifym berfenft in SESecbfelflagen,
Setrac^tenb einjig meine« ©djmeräeg gunfen.
Da8 Slug, in fid> berfenft, Ijerabgefölagen
llnb fd>eu unb flüchtig , fonnte nicht bie Büge,
$on irgenb einem Slngeftdjt ertragen »
Dafj nicht ba« reine SSilbnip trerbe Süge,
lief in ber Srujt, wie in be« Storgen« ©tunben
Da« S3ilb im ©ee, ben leichte Süfte pflügen.
llnb boch, ba§ Steue faum ich je empfunben, ’
Die uns ba8 .£>er$ befdjwert, unb ba« Sergnügen,
Dag, wie cg flieht , jurudlläfjt giftge SBunben,
©djuf in ber ©eele mir ein tiefe« ©’nügen,
3n borget Beit , noch war mir nicht berbünbet
Die glühe ©djaam unb nicht be8 Srrt^um« ßugen.
6uc^ (Sblen fei beim >§immel c« berfünbet,
Dafj nie ben ©eift ©emeinljeit mir befledte,
Da§ rein bie ©lut, bie mir ben ©eift entjünbet.
SRoch flammt ba« geuer ! — Da« mid> cinft erfdjretfte,
Da« fcfjöne Silb , nod) ift'ö bem ©eift lebenbig }
Unb war ba8 ©lücf nidjt Ijimmlifd), ba8 c« weefte —
Äein anbre« fenn ici> — itjm bien id) bejlänbig.
Digitized by Google
103
($Ugi*.
& o bin, mo mar id)? roa8 fd>afft bieft ©duner jen?
Sajj id) fte mieber faf)! — nun ifl ber griebcn,
©o lang id) bin, ein grembling meinem -gterjen.
2öa8 faf) id), ®ott! t)ätt’ id) ben Söunfdj üermieben!
äße8t)alb erbeb id), ma8 ifl biefc« ©rauen?
2Bie ifl Sefmnung ganj »on mir gefcfjieben !
Ser Soben fdjmanft, id) fann ba8 2id)t nid)t flauen,
Ser Soben fdjmanft, ba8 ifl fein mafjre« 2eben,
6in finflrer Sraum, fo fyoff id) mit Vertrauen.
D, $immel! nein! idj füt)le e8 mit Scben,
2Ba« id) empftnb, ifl mat)r, bafj feine ©tunben
©tir gtücflid) merben je ber 3eit entfefjmeben.
Saf? id) geflorben, et) id) bid) gefunben,
Sie in ber Söruft untilgbare« Verlangen
©ad) meinem Sob ermeeft, ba8 nie entfdjmunben!
Sann mär in grieben id) f)inab gegangen;
Sefct fann icf) meinenb nur beS @nbe8 benfen,
Sem lebten 3iele nai) id) mid) mit Sangen.
D Fimmel, tafj nid)t tjülfioS fo micf> fränfen!
äßa8 foü id) ttjun? ad) Hoffnung blieb mir feine
gür meinen ©djmerj , alö ftiüe« ©rabeerfenfen.
5öer badjte bieö ? Äaum mitt mir« matjr erfc^einett.
3Sa8 Städte i$ unb Sage mir erflehte,
Sa mir e8 roarb mufj nad) bem Sob id) meinen.
SBeldj hoffen bod) unb meines ©lücE oermctjtc
Serfelbe Slugenblicf, ber e8 geboren,
Söie fdjmanb in ©ac^t be« Sage« ©torgenrötfje.
Digitized by Google
104
@o hart glaubt Sieb ich nicht, als ich erforen,
Die jefct mich mehr als alle elenb macht,
Die je gewefen fmb unb bie geboren.
3<b liebte längfi, ben Srrtbum bat gebraut
9Jtir bie (Srinnerungi umfonfl bie .Klagen,
Umfonfl befämpf id), Siebe, beine SDtacbt.
Seicht würb id) baS, was ich empfinb, ertragen,
Dürft ich ju ihrem frönen $lngejid)te
3n ©ebnfuebt auf leibbolle Slicfe fd)lagen.
#eut ging bie lefete Hoffnung mir $unid)te.
©ie eilt hinweg — in bieftr einen ©tunbe
Crrlieg auf immer id) bem Seibgericbte.
3nbe& id) flag unb gebe in bie Stunbe,
Stuf itb ben ©türm oergebenS an, ben Stegen,
Dafi er fte halten mög an biefem ®runbe.
Den 3Balb hör braufenb ich ben ©türm bewegen,
Unb burd) bie SBolfen bin ben Donner rollen,
(Sb f»b ber junge Sag begann ju regen.
O SBolfen lieb! o (Srbe blüteneolle!
SDtein Sieb enteilt; b fl bt SJlitleib, ijl auf Srben
gür ben ber glücfloS liebt, es nicht oerfcboHen.
Der ©turnt erbraust, la§t ffiolfen Stacht eS werben,
Sebecft mich Stebel, bis in anbern Steifen
Der junge Sag oertreibt ber 9tacbt S3efd)merben.
Die Suft ijl flar, bie wilben ©türme febweigen.
Die Slätter rubn, bie Äräuter; oor bem ©ebimmer
Der ©onnc mujj ber feuchte S3licf ficb neigen.
3d) feb cS wol, ich finbe Teilung nimmer
Dem, was mich ferner jtt ich febe, bajj oergeffen
®ebeime8 SBeb mich rajlloS foltert immer.
Digitized by Google
105
Sleich mit ben Äelch beö 2eibe8 tmllgemegen,
O $immel, gart} nach beinern SBoblgefallen,
3tei§ iä) bae #er} nicpt au8 bet 93rug oermeffen.
D Sieb unb bu »erlägt mich! millg nicht flauen,
Du Fenng bie Siebe nicht, bie ich bir trage,
2ie8g auf bcr Stirn ge nicht, »oll Gual unb ©rauen.
So fei« für immer beim, unb Feine Älage
Serratfye meinen Schmer} j in alten Stunben
2eb, fern ber 2iebe, glücElich fc^öne Sage.
D möge nie bich biefeö 2eib »ermunben,
Die 2lngg, bie Gual, bie, ohne ju ermatten,
Unfaglich fc^mer}f;aft get8 mich ^ält gebunben;
3nbcffen Sbränen meinen SSlicF umfehatten,
Dap bu mein Sieb , mich einfam lägt , alleine
Den Schmer}, ben 2eibgenogen }u begatten.
5Ba8 benF, maö thu ich, ma8 igö, bap ich meine?
©eil icfj nicht folgen bir, biefj nicht Fann halten,
ÜJtup ich »er}roeifeln, feufjen um bich Steint.
Unb meinen merb ich, menn aus ©olFenfpalten
Der SJtorgen lacht, unb menn bie Stacht geboren,
So lang mich biefeä 2eben8 Söatibe halten.
Du mcipt nicht, bap ich feuf}e, bap »erloren
Stach beinern SlicF ich bmtgrej felbft im ©rabe
Sticht eine Syrern b fl ft bu für mich befchmoten.
So gerb ich troglos mie gelebt id; h fl be.
Digitized by Google
106
3 .
<2ci)icff<l[.
(Entfernt boin SDiutterjweige,
SSergänglicb armes 2aub,
SBo^in ciljl bu? — Der 3Binb bat mich getrennt
Sern bon ber Suche, bie mich jiingfl geboren,
6r trug im gluge, wirbelnb, bon bem SEalbc
hinweg mich auf baS gelb;
Som S^al auf baS ©ebirge bebt er mich,
ÜJtit ihm, ein ^ilger, wall ich,
Unb tnetter alte Sage, rubeloS.
3<b geh, babin bie Dinge aöe gehn.
Der Stofe Slatt,
Das Slatt beS 2orbeerS aud?.
$a« UiicnMittK.
(2?tetS war mir treuer biefer öbe $iigrl
Unb biefcS Didicbt, bas fo großen Sfjeil
Som fernflen ^orijont bem »lief entjiebt.
Ǥier fafj unb febaut ich bie Unenblicbfeit,
Die eS berbarg; baS Ijeilge Schweigen unb
Die tiefffe Stube fü^It icb in ber (Seele,
3m .fterjen, baS bon feiner gur<bt bewegt.
Unb wie ben SEßinb itb ttörte bureb bie ipflanjen
#inbraufen, fo bcrglidj icb biefe Stimme
9)fit jenem tiefen Schweigen, unb es fam
Srinnrung mir beS gwigen, beS Sobes,
DeS ©egenwärtigen — unb ihrer Stimme.
So tauchte unter im Unenblicben
ÜJtein Denfen: unb ber Scbiffbrucb war
®ir fiijj in biefem SDteere.
Digitized by Google
107
5 .
®er Slbcnb 6c# JcicrtogcS.
i^ie SJIac^t ifi flat unb milb, bie SBinbe fchweigen,
Unb ruhig ob ben Sägern unb ben ©ärten
.^infchwebt ber Slonb, unb hell in feinem Sichte
©länjt fern bas SBalbgebirge. D mein fieben,
©chon ifi eS füll auf allen SEBegen, feiten
Son bem Salfon erglänzt bie nätfjtgc 2ampe :
Du fcfjläfft, unb fchöne Sraumgebilb umfehweben
Dich in bet füllen Äammer, unb fein 2eib
Sebrücft bidj, unb bu weift unb ahnejt nicht,
SBeltb tiefe äBunbe bu mir hoff gefcblagen.
Du fc^Iäffl : jum $immel fchau ich grüfjenb auf,
Der bott fo frieblid) füralt, ju bet SJlatur,
Der altaDmätbtgen , welche mich
3um 2eib erfc^uf. Dir fei oerfagt bie Hoffnung,
©o fpricht fte, felbjl bie Hoffnung} anberS nicht
2118 nur oon Spänen folt bein Sluge glänjcn.
®8 war ein gefltag heut: jefct ruhff bu au8
Son beiner greubj bieUeicht gebenfeji bu
3m Draum ber Sielen, welchen bu gefteljl,
Unb welche bir gefielen: bafj mein Silb
3n beiner ©eele lebe, hoff i<b nicht.
3nbe§ frag ich, Wa8 mir oom 2eben blieb,
Skrf auf bie @rbe mich unb flag unb jittre.
O fürchterliche 3eit, — unb noch fo jung!
Sich, nah erfüllt ber einfame ®efang
De8 Surfdjen, ber, oom geffgelag jurücf,
Die SJiacht burcheilt ju feiner armen Jpüttei
Unb heftig preft fidf mir ba6 #erj jufammen.
Sei bem ©ebanfen, wie enteilet alles
Unb feine ©pur jurücf lägt, ©ich, entfehwunben
Der geiertag, ihm folgt ber SBerftag nach,
Digitized by Google
108
Unb jebeS menfd>lidje ^Begegnen
Sntfü^rt mit ftcf) bie 3cit. SEBo ifl bet Älang
Der alten SSölfer nun? wo bas ©efd>ret
SSon unfern weltberühmten Sinnen, wo
Die grofje #errfd)aft 3tom8, bie SBaffen unb
Der 8ärm, ber über 6rb unb SDieere jog?
3e|t fc^weigt bie SBelt unb alles ruht im grieben,
Unb ihrer benfet Utiemanb weiter f>eut.
3n meiner 3ugenb, als ben Sag beS gejtes
3<h l»eifj erfehnte, wenn er war »ergangen,
SBarf ich mich fchmerjenSooll umher im Säger,
Unb wenn in fiitler 5Kad)t ©efang erflang.
Der nach unb nach erftarb in weiter gerne,
$rej?t’ et mir ähnlich fdjon bas #erj jufammen.
Digitized by Google
109
6 .
'Tin ttu 3Ronfc.
£5 jarter 9J?onb! fyeut iflS ein 3a(jr, bafi icb,
SEBic idj gebcnfe, fam auf biefen §ügel,
Soll ©tfjmeri, bicb anjufc^aun.
Unb bamalS fcfywebtejt bu ob jenem Söalbe,
3b n ganj erljellenb, wie bu jefct e8 tljufl.
Dodj trüb unb jitternb oon btr Üljräne, bie
3n meiner Sßimper bebt, erfc^einfi bu mir.
Denn müfyfam war mein ©ein, unb ijt es notf),
68 wanbeit nicf>t, o mein geliebter CKonb.
Unb bennod; ifl 6rinnerung mir füfj, unb lieb
Die ©$merjen aufjujä^len. D, wie fd)ön
3jt in ber 3ugenbjeit, wenn Hoffnung lang
Unb furjen 3Beg nod> bie grinnrung l)at,
Da8 Slngebenfen ber cergangnen Dinge,
SEBie trüb jte aud) unb fc^merjenSboU gewefen.
Digitized by Google
110
7 .
Sin ihn fclbft.
3«** wirf! bu nifjit für immer,
Stein miibeS §erj. Sie legte Säufcbung ft^wanb,
Sie ich unfterblicb mahnte. Sie erftarb.
Unb fügl ict> auch, bafj nicht bie Hoffnung floh
SeS lieblichen 33etrug8, bie ©e|;nfutf)t bo«h-
Sür immer ruhe jegt. Su baft genug
©ejittert, unb für nichts gegittert boct).
SS ift bie Srbe Feines ©eufgerS Werth.
SieS ßeben ift langweilig, bitter,
Unb weiter nichts, unb biefe SBelt ift ©taub.
©ei enblicb füll. 3um legten ÜJtal
SBergmeifle. SaS ©efcbicE
hat nichts für unferSgleichen als beit lob.
Verachte enblicb bicb unb bie Statur,
Sie rohe Äraft, bie heimlich herrf^t gum UnglücF,
Unb baS unenblich leere SticbtS beS SlU.
Digitized by Google
111
8 .
StödUgcfang eine« «jirtcn in tcr afiatifd)cn SSufte.
fdjaffft bu Sftonb am $immel, fag e8 mir,
3n bciitcm tiefen ©chweigen?
Der Slbcnb (leigt, bu toanbeljl,
Die SBüfte ring8 betrochtenb, unb bann ruhfl bu.
Unb bijl bu noch nicht miibe,
Die ewgen §)fabe ^injumanbeln ?
Unb efeltö bich noch nicht, fdjaufl bu noch gern
5Iuf biefe Dealer?
(58 ifl bein geben gleich
Dc8 Ritten geben.
5Jtit erfler «Dlorgenröt^e
Dreibt er bie beerben burch bie gelber, jtefyt
Die beerben, Äräuter unb bie Quellen;
(frmübet ruhet er am Slbenb au8:
SWic^tö anbreS fjofft er je.
©ag mir, o ÜKonb, was nüfct
Dem #irten nur fein geben?
Unb bir bein geben? fag, rooju
SSJlein furjeS SBanbeln unb bein ewger gauf?
Der toeifje ©rei8, ber fdjroacfje,
Sarfüfjig , tjolb befleibet,
®lit fdjmerer gafl beloben.
Durch S3crg unb D^al,
Durch fefjorfe gelfen, tiefen ©onb unb Dornen,
3m 5Binb unb ©türm, unb wenn bie ©onne glüht,
Unb toenn e8 hagelt , läuft
Unb läuft unb Feucht,
Durchfchreitet ©trom unb ©umpf;
(fr fällt, erhebt ftd?, Weiter jlrebt er, weiter,
5Waftlo8 unb ruhelo«.
Digitized by Google
112
3erriffen, blutig, bis er borthin fcmmf,
©obin tag geben,
ffiobin fo oicle geiben ilin getrieben:
(Sin ungeheurer Slbgrunb, fcbaurig. —
(Sr flürjt hinein/ unb alles tfi rergeffen.
Das, feufcher ffltonb, baS ifi
DeS Söienfchen geben.
3ur SJiübe wirb ber ©ienfch geboren hier,
Unb bie ©eburt fchon ift ©efaljr beS ÜobeS.
Das erfte, was er fühlt, ftnb Schmerjen
Unb Gual, unb auf beS gebenS 0chwelle
©mpfängt ber SSater unb bie SDiutter ihn
9Jiit bangem Üroji, bafi er geboren worben.
Unb wie er fpäter wächst,
Sefchü|en beibe ihn; unb weiter fletS
ffiit Shaten unb mit ©orten
(Srmuthigen fte ihn,
Unb tröffen ihn, bafj er als 2Jlenfcb geboren.
Das ift bie fchönfte ©abe,
Die ©Item ihren Äinbem geben fönnen.
Doch weshalb fchenfen jene fie bem Sicht,
©eSbalb befehlen jene fte im geben.
Die ob beS gebenS ffetS fte tröffen muffen?
3fl geben geib,
©eSbalb ftnb wir fo fpät t>on ihm befreit ?
Das, reines 2Jtonbenli<ht,
3ff ÜJlenfcbenf<hic£fal!
Doch bu bift ewig,
Unb bu beachteft meine Diebe nicht.
Unb bennoch, einfamer unb ewger ©anbrer,
©ebanfenooller, boch oerffehefl bu
S3ielleicht bieS ©rbeitleben, weift
©aS unfer geiben ifl unb unfer Seufjen,
Digitized by Google
113
Unb biefet Hob, unb biefed legte
©rblaffen auf bem SIngejtcgt beö ÜJtenfcgen,
Der Slbfcgieb oon ber Gfrbe, baS
SSerlajTen aller bie uns lieb im geben.
Unb bu begreif)!
Den ®runb ber Dinge unb ben 3toecf beS ÜRorgenS,
De8 SlbenbS unb beS Schweigen«,
De« etogen ®angS ber 3eiten:
Du toeifit, bu jtcger, welker füfien Siebe
Der griigling lächelt,
Unb toas ber ©ommer will, unb toas
Des SBinterS Sis.
£>, bu toeifit taufenb Dinge unb entbecffl jie,
Die bem befcgränften Ritten jinb oerborgen.
SBenn itg bieg oftmals fege
©o einfam an bem Dlanb ber SBüjte fielen,
Die fern ber $orijont umfreist,
Unb toenn itg mit ber beerbe
^intoanble, ©cgritt oor ©cgritt,
Unb toenn itg leuchten feg beS Rimmels ©terne,
grag itg gebanfenooll:
Sßoju fo oiele glammen?
2BaS fdjafft baS bobenlofe Euftmeer, was
Der tiefe grenjenlofe liitger, toas
Gebeutet biefe uferlofe £be?
Unb toaS bin itg?
©o reb itg mit mir felbjl: unb toas
3jt biefe 2ßelt, bie gren§enlofe,
Unb feiner jaglenlofen Äinber 3toetf?
©o oieler 2Rüg, fo oieler ^Regungen,
Der gimmliftgen, ber irbifcgen ©eftaften,
Die rugloS (tcg betoegen,
3um ^)unft jurütf, oon bem fte auSgegangen,
Äann feinen IRugen, feinen 3toecf itg ftnben.
Du, ßtoiger, toeifit fuger biefeS alles.
Digitized by Google
114
3$ toei{j, ich fühle nur,
®a§ non bcm emgeit Kreislauf, bafj
SSon meinem flüchtgen ©ein oiclleicht
Sin anbrer irgenb eine grud;t geniest:
ÜRir ift baS 2eben elenb.
D, meine beerbe, bie bu ruhfl, bu feige,
2>ie bu nicht fennft baS Slenb, wie ich glaube!
D, wie beneib i dj bidj!
Glicht nur, weil bu beS ficibS
Semuft nic^t bijt;
•Kein, weil bu jeben ©chmcrj unb jeben Kummet
Unb jebeS gürdjten fc^neü ncrgejfen halb
25och mehr, weil nie ber ©tunben Saft bu fü^Iefl.
2Benn bu im ©chatten auf ben Kräutern lagerft,
Sijl bu jufricben, ruhig;
Unb eine grofie 3eit beS 3ahrS
Sßerbringft bu alfo, ohne 2angewcile.
Unb ich auch ruh im Schatten auf ben Kräutern,
$och eine efle ©attigfeit umbunfelt
Sie ©cele mir, eS flachelt mich ein StwaS,
®ajj, ob ich ruh, bod; ewig ruhloS bin.
Unb bennoeb wünfch ich nichts
Unb habe nichts, um baS ich weinen fönnte.
3öas bu empfinbeft, unb wie tief,
3ch wei§ es nicht; hoch fcheinft bu glücflich mir,
Sluch ich geniefj ein ÜBenigeS,
£> meine beerbe, unb bieS guält mich nicht.
3ch würb bidj fragen, wenn bu reben fönntejl :
©ag mir, weshalb empfinbef,
Söenn füfj eS ruht, ©eniigen jebeS 3:^ier,
Unb wenn ich ruh, tt»c8f>alb erfaßt mich Sfel?
Digitized by Google
115
aMclleidjt, wenn icfc beflügelt wärt, wenn
3$ auf ben Sollen fliegen fönnte,
Unb ein bei ein bie 0terne jaulen, wenn
Son 23crg $u S3erg i$ mit bem Donner rollte,
Stirb i dt) glücflicfjer fein, o meine $eerbe,
SSieüeicbt ift eS aud) wol ein 3rrtl>um nur,
Senn icfj ber anbern (Scfyicffal mir erfeljnej
SSielleicfyt in jeber gorm, in jebem 3uftanb
3(1 jwifetjen ©rab unb Siege alles elenb,
Das ins SBcwufjtfein ein ©eburtstag rief.
Digitized by Google
116
Kgo £ostolo f *
geh. 1792, gtjl. 1827.
<3onettc.
l.
beilge ©öttin, bie ber Sieber ÜJtengc
3n mir ermecftejl, ef) be« erflen Streben«
SoUbuftger griibling war »erblüht be« geben«,
Unb nod> juriicE ber lag mar, ber bie Enge
ÜJlit mir betrat be6 SBeg« ber Älaggefänge,
3u Sethe« (lummen Ufern, adj! oergeben«
{Ruf ich bid; beute an! bo<b, leifen Sebcn«,
#ör idt) noch beine« Eiebe« toeidje Älänge.
Du bifl jugleidj mit meinem Senj entfdjmunbcn,
Du gabejt ber Erinnerung mich prei«,
3ugleicb ber 3ufunft augenlofem Sangen.
Sind) fübl td) mol, bie Sieb aucfj bat« empfuuben.
Daß nicht ber Sieber jartgemobne« {Rei«
Den Schmer $ oerfcbeucbt, ber meine Seel umfangen.
* Poesie di Ugo Foscolo. Faenza 1819.
Digitized by Google
117
2 .
23cim Xofce bed Srubere.
SDu tcirjl midj einfl, wenn 3lu^ icf) fann erjlreben,
2)er flüchtig je(st umirrt oon 2anb ju Sanbe,
©eflagen fel»n an beineS ©rabeS 3ianbe,
SD 1 ? ein lieber greunb, bein jung Derblii^teö Seben.
SQ?it beiner 2lf$e fpridjt mit ©djmerjenöbeben
SSon mir bie ÜJlutter, ber com fremben Sanbe
Umfonjl bie Jpänbe auSjiredt nadj bem ©tranbe,
2Bo jene lebt, bie mi$ bem Sic^t gegeben.
3$ füijle ftnjirer SDia^te feinblidj SBalten,
®ie Sorgen , bie com Seben bidj certrieben —
D, rnödjt mit bir bafjelbe ©rab midj galten!
Das iji oon all ber Hoffnung mir geblieben!
©ieb, frembeö SSolf, ba§ fte bie §änbe falten
Db meinem ©taub bie Slfc&e meinen Sieben.
Digitized by Google
118
3 .
TOfin »ilb.
§Cu« fyol>lem Slug ber ©lief tiefjtnnig fällt.
Da« Slntlifc flolj, unb blonb ba« »ucid^c $aar,
Die 2ippen brennenb feucht, bie 3äl>ne flar,
Stuf frönen $al« ba« $aupt gebeugt gejküt;
Dem fdjlanfen aöucfj« ein einfach Sleib gefaßt,
©ebanfen unb ©eberben fdjnell unb toafyr,
©emäfiigt, reblict», menfc^lit^ ganj unb gar,
Der 3Belt entgegen, gegen miety bie Sffielt.
Oft mit ber 3unge fiifjn, mcl)r mit ber $anb,
SDteifl trüb unb einfam unb nacfybenfenb immer,
Sfafd), fliktig, jornig, grieben« unbefannt?
Sin gaflern unb an Sugenb reid) — bem (Schimmer
De« $erjen« folgenb, lob itb ben Serftanb,
llnb SRubm unb Stuty finb icfy norm ©rabe nimmer.
Digitized by Google
119
«Hitotitelle. *
Sieb«.
1 .
§5ßi(l t>ir meine Siebe nid)t besagen,
©ieb bae £crj, bae id) bir gab, mir wieber —
SJleinen Sciben will id) gern cmfagen.
3d) fenbe bir fo jaljlenlofe ©rüge,
©ie in bem ©alb ber ©inb beweget »lütter,
Soöiel ber $eilgen jtnb im ^arabiefe.
3 .
3d) babc einen »rief oon meiner Sieben,
g6 ijl ein £noblaucf)fd)eibd)en jart bae Siegel,
Unb brinnen ftel)t: ieb will bid> nic^t, getrieben.
4 .
SJiur einen einjgtn Äu§ für folc^e Qualen,
SRur einen einjgen Äu§ für fol$e Sreue,
©itlft bu, mein Sieb, fo Meinen So^n nid)t jaulen ?
5.
ge ift ber Äu§ ein ^)fanb,
gin Untcrpfanb bee ©lüde jufünftgcr Sage,
Unb id) »erfpredje, fcfjeinte , ale ob er fage.
6 .
@o jäfjle glücflidj benn bid) ju ben SReidjen,
©enicfj ben Äu§ im Stillen, fdjweige, fd)weige.
Denn Äüjfe finb ber Siebe ftumme 3eid)en.
Egcfia. Lipsia 1829.
Digitized by Google
120
7 .
Sin fdjöner Sraum tjat mid> beut Stadjt befuget,
üttein füfieS ©täbeben burft icb fyerjlitf) füffen,
Ser bu mich mecfteft, ©Jorgen fei berflucbet.
8 .
Su bifi, mein 2ieb, ber Sdjönbeit Stuett unb Slüte,
So glänjenb fdjön bein Slntlif} unb bie Stirne,
Safj fci)merjlo8 mieb ber Siebe $aud> bur<bglüf) te -
9 .
3rf> miU berttmnbeln mich in eine ©ritte,
Safj mein ©efong, wenn bu im ©djlummer liegefl,
©crffifien mög ber Siätbte ^eilge Stille.
10 .
SBJenn beine Slugen febauen in bie gerne,
Dann blicft ber ganje #immel auf unb fcbroeiget,
Der bod> bie Sonne tyat unb ^unbert Sterne.
11.
S8 ftralen atte Stern' im nötigen Sunfeln,
©eil bann bie flaren Slugen ftnb gefcbloffen,
Sie fctjöner biel als fie , unb fettet funfein.
12 .
1 .
Sluf beine Slugen neibifcb ftnb bie Sterne,
Senn, toenn bu fie am üJiorgen aufgefdjlagen,
Snttoeieben fie in unermefjne gerne.«
13 .
SBenn 2iebe ftcb bie Siferfudjt crlefen,
©lieft fie untrer mit bunbert Slrgufiaugcn,
Unb ifi bod) blinber biel als fie gemefen.
Digitized by Google
121
ScbtitSrcgcIit. *
Um feinet Äfeiber willen höhne Seinen,
Df! wirb au« bem jerriffenen ©ewanbe
Sin reine« $erj unb eble Sugenb feheinen.
Slbwärt« wirb leitet ber Strom ben Stachen tragen;
Se8 SchicffalS SBillen fämpfe nicht entgegen —
Senn glücflid? ijl wer fann bem ©lücf entfagen.
©tet8 wirb, wer bient, im Sieben Schmer* empfinben,
Sie greiheit ifi ber höchfie Schah ber Srbe:
SBer frei barf fein, ber laffe ftch nicht binben.
3n Sanb fchreibt wer be8 Slttbern $er* »erbittert,
Sodj ber ©efränfte gräbt e8 ein in ÜJtarmor,
2So feine Seit bie tiefe Schrift »erwittert.
Sie SBefle pflügt, ber will bie Söüjie bauen,
Sen flüchtigen SBinb in luftge 3tefee fangen,
5Ber feine Hoffnung fe|et auf bie grauen.
Sie Sunfi ju lernen fei bir feine Schanbe,
Senn, lieber Sruber, häufig wirb« gefchehen,
Sah fte biefj frei macht oon be8 Schitffal« Sanbe.
Sem ßblen ift ber Sob ein fchöner SJIorgen
Stach trüber Stacht — Sin bittrer Schmer* bem Slnbern,
Ser in ben Staub gefegt all feine Sorgen.
’ F.geria. LipsU. 18!9.
6
Digitized by Google
122
X i t t. *
beS SöalbeS bid>te ©cbatten
gliebt baS gramgequälte $erj,
SRube für baS Seibermatten,
gricben fuc^cnb für ben ©d>mer$.
SBaS ber Slnbern ®lüt£ befeueren,
SEBetft niri?t bie erjiorbne Sufi,
®enn mein grieben iji oerloren,
Unb mein geinb bie eigne SSrufi.
3ji jte ^ier? fyabt ibr gefeiten,
fPflanjen, meines SebenS ©tern?
Silier Orten mufj id> fpäben,
Unb icb meifj boef), bat fte fern.
2ltf> , mie oft ^abt ibr perbunben,
Dicfjte SMätter, uns gefeljn !
Sieb, baS ©lücf fo furjer ©tunben
ÜJiujjt in rafeber gluckt pergebn!
Seudjtet je, geliebte 3meige,
SEBieber mir beS ®lücfe6 ©d)cin?
Unb baS ®cf)o lispelt leife,
Unb mir ifts als fpräd? eS: nein!
©üfieS SiSpeln Ijör icb Hingen,
3Bie ein ©eufjer, ber perballt.
SBillfl bu einen ®rujj mir bringen?
#eijjt es mol: icf? fe^rc halb.
Ejeria. Lipsia. 1829.
Digitized by Google
es ifl beS «Stromes Sünen
3miftben biefer greifen 6rj>
3jt fein Sispeln, ifl ein ©töfyncn,
SRitleib ifls mit meinem ©c^mcrj.
SBenn fte fpät aut§ mieber feljret,
3flS nur, wenn bie @tunb erfdjcint,
£>af? ifyr Slug, im ©djmcrj ocrfläret,
lieber meiner Slfdje meint.
9tomantacn. *
tuci§ bcin Sieben trügt nur,
®o§ mein aucf) ifl nur ©cfyeini
Dein f<$meidjelnb Sluge lügt nur,
Du fdjerj’ft, idj ladje bein:
grei folg ein jeber feinem Streben,
3$ feufje, ja, bod) nid)t für bidj mein Seben.
6in 3eber liebt ben SInbern,
®8 reut bicf), mid> aucb reut e$j
©o lafj bie Siebe roanbern i
Du bijl geteilt, mich freut eS:
g8 jiürjt bie Seit, maö jte geboren,
Du bifl für mid>, id) bin für bidj oerloren.
üRein Sieben i(l entfcfymunben,
SBae einfl mar längji »ergangen,
3d> benf vergangner ©tunben
SRit^t mefyr, voll ©djmer verlangen :
3 ä) tl>u, mie bu, bie bir gefielen,
3d) gebe Slntmort beinen ©pielen.
aSillanclIa. *
unb frifcfy! aus unfrcr ©litte
©ei Perbannt bie fteife ©itte;
Sen foll ÜobeSftrafe treffen,
Ser uns tuiü mit ©orgen äffen.
3eber tanje , jeber fpringe,
3eber triUre, jeber finge,
Saft und feine Saune jtningc.
Saffct ben (Sntfdftuft bod> fahren,
©tetS perftänbig ju gebaren,
Unb mit aufgeblafnem ©treben,
Silier SSelt ©efe§ ju geben.
3eber tanje, jeber fpringe,
3eber triUre, jeber finge,
Saft uns feine Saune jtningc.
23er fid> allem mollte fdjmiegen,
©fiiftte halb ber Saft erliegen;
2Rüf> ift einig, iiberfcbtnenglicfy,
Sndj wir fmb niefjt unnergänglicfj.
3eber tanje, jeber fpringe,
3eber triUre, jeber finge,
Saft uns feine Saune jtninge.
126
(Suarini.
36« Äugen.
5(ugcii , iljr irbifcfycn Sonnen,
Die itjr mein fieiben erfonnen,
Die ifjr, felbft menn ibt gefttylofftn,
Döbtet mit glammengefdjofTen,
SB aS tfyut ifer, frag id? mict) toieber,
$ebt i^c bic fcijnceigen SMber? —
Digitized by Google
Cftaöcu
rort
«ftlidjclagnalö puanarottl, *
gel>. 1475 in Gafrntino im Sdjloji Saproft,
gcft. ju 'Hem Ptn 17. Scbr, 1'64.
/V)
glaube baß bu mir t>on ©ott gegeben,
211® meines Seelenleben® cinjge STCabrung;
SScil flet® mich jtoingt ein unabweisbar Streben,
Did? anjufdjaun, ber Sdjönßeit Offenbarung ;
3n beinern ©lief fann iti) nur gliicflicb leben,
ÜBie gifen beim 9J?agtiet in 2öed>felpaarung »
Did> futb icb immer mit ber Seljnfucbt Sd>merjen
So f aß id) bidj , fo ^alt icb bid> am ^crjen.
Unb menn bie ®lad}t ber ©üte muß erliegen,
Die ©raufamfeit pon Siebe roirb bejttmngen,
3öenn ftd> bie Jgjärte muß ber ©nabe fcfymiegen,
SBirb halb mein tiefe® 2eib auch fein perflungen:
Denn ÜJtitleib muß in einem >£>er$en ftegen,
2Bo foldje Schönheit in bie SBelt gebrungett:
Denn too ju flauen grabe ifl bie Scheibe,
©erfiecft gebogen nimmer ftc bie Sdjneibe.
* Rime di Michclagnolo Buonarotti. Lipsia. 1833.
128
3cb benFe meiner Sage, bie entfebmurtben,
Unb ma8 icb n>ar, eb bu mir mar|t geboren;
Da b<Ut ictj Sßiemanbe Sichtung noch empfunben,
llnb jebe ©tunbe mar beS Dag8 berloren,
9?od) ^att icb nic^t ber 9Kufe Äu§ empfunben,
3m ©cbmarm ber Sftenge loar icb mie oerloren.
Db gut, ob bö$, je (st fennt man meinen 9?amen,
Unb ba§ icb bin bie SSölfer ringe bernat»men.
SOSenn e8 gefcfjietu, bafj mir bein Sluge minfet,
©ei e8 ein ©cberj nun, ober fei e8 ©nabe,
2Sie menn ba8 ^»Iber, büfcgetroffen, blinfet,
Die Äugel fortflürmt auf befebmingtem ^)fabe,
©o ifl eg mir, mein #erj eriiieft, oerjinfet.
Die ©pratfje febmanb, ba icb fte brauchte grabe:
Unb mag icb jüngfi §u bitten mar ocrmefTen,
3m jitternben Verlangen ifle oergeffen.
Digitized by Google
3d)laf «in! *
5Du bifl ba8 füge geuer,
Du bitf bie 0ee(c mein,
Du Sieb bift meine Siebe ~
2Ba8 roiüji bu met)t? fd?laf ein!
Du trägfl bie 0d>lfif!el in $änben
3u meiner Siebe 0cbrcin,
Unb auch $u meinem ^erjen —
2Ba§ milljl bu me^r? fc^laf ein!
Unb bu in biefem J£>erjen
33i(l Königin aüein !
Unb roirfi mid) jierben fe(;en —
2Sa8 ioillfl bu me^r? fdjlaf ein!
Unb mirft mich fierben fe^en,
3fl e6 ber 2SiÜe bein. —
0tblaf ein, mein jii(je8 Sebcn,
2Sa8 roiüjl bu mei^r? fctjlaf ein!
mi. Aug. Mopisch. Berlin. 1837.
§* d) 0 1 1 1 ö n t>.
Digilized by Google
133
Jameö gugg, *
gtb. tm 26. San. 1772, flefl. tcn 21. 9?orbr. 183?.
®it Sitte Bon Jif*.
//SB» big bu gemefen, bu fcpnblicfye« SBeib,
Drei «Rcitfjte oon $of unb #auS?
2Bag bringt bir bcn tropfcnben Scfjweifj auf bic Stirn,
2Bie geronnener SleereSfcffaum ?
„3$ fürste fefjr, bu t>ag gefct>n,
3 ßa3 gute TOenfcfyen nie fa^n,
3$ fürchte fefyr, bu toareg, loo
9fie fräste ber graue Jpafyn.
„Dort) baS Spiel Ijat ein Snb, unb ber 3ügel bridjt,
Sortier roirb bein 2ol)n bann fein?
33iel beffer, bu bliebeg im Sette ju §au8,
Sei mir unb ben Äinbern fo flein."
„»Sei gill, fei giü, mein Meiner guter SUlann,
Sei gill, unb lauftfje mir,
3d) macf)e bie $aare ju Serge bir geljn,
Deine 2Iugen erblinben bir.
„„Dorf? fag fein SBort, mein guter alter SDiann,
Unb fag fein einjigeö 3Bort,
Ober feproer fall beine Strafe fein,
Som Sctymerj feig bu oerborrt.
* Queens Wake.
Digitized by Google
134
„»Die crflc 9?ad)t, als ber SNcumonb ermaßt,
Unb im ©türme bie SBoIfcn ftdj fhitten,
SBir fattelten rafdj mit bem garrenfrautblatt
Unb non Äilmerin Äircfye mir ritten.
»68 maren bie ipferbe t>on Sirfengejmeig,
Unb ein’ge tum Sorbeer, bem grauen;
Do$ meines mar ein ©tfjierlingSrotyr,
Unb prächtig mar es ju flauen.
»ffSIuf ben bügeln ritten ben gucfys mir tobt,
Unb ben ©iarber auf feljtgem SBaüe,
SBir jagten bie 6ule atemlos,
Unb jmangen fte nieber jum galle.""
»3u ma8 marS gut, bu fääublidjcs äßeib,
3u maS bodj nü|t e8 bir?
SSiel bejfer bu bliebejl im S3ette ju <§au8,
Sei ben fleinen Äinbern unb mir."
„»Unb mir ritten meiter, unb ritten fo frolj,
2)urdj bie bidjtefien 9iebel ber ÜRadjt,
Surdtfömammen bie glut unb burdjfdjmeifttn ben SBalb,
S3i8 EommonbS un8 gelabt.
»„Unb alö mir famen auf Sommonbs #6&,
©o Icidjt aus bem ©attel mir fprangcn!
Unb mir tranfen ein S3ier, baS nimmer gebraut,
S3om Äorn bem bie Slüten nie fprangen.
„»Dann plö^Iic^ erlaub fid? ein Heiner, Heiner üJiaitn,
S3on unter bem moosgrauen Stein,
©ein Slntlij} mar bleid), mie ber Slumcnfobl,
Unb er tjatte ni$t Slut, unb er Ijatte nicfjt Sein.
Digitized by Google
135
,,„6r fefcte eine ©djitfpötc an feinen ÜJiunb,
Unb er blicS fo wunberbar fein,
Dafi ber Sradwogel flog unb ber Siabe tjerbei,
3u laufdjen ben üJlelobein.
„„68 Hang fo fü§ burd> Sommonb grün,
©o fü§ unb bocf) fo welj e8 flnng,
25afj baS 9Biefel au8 moberiger #öl}le fprang
Unb tanjte ben 9JJitternad)t = §ügel entlang.
„„Der fdjwarje «Rabe flog fyeran,
Der SIbler freiste oorbei,
Die goretle fprang au8 bem 2od? 2eoin empor,
68 jtoang fte bie ©tclobei.
„„Unb toir tanjten bort auf fiommonb grün,
Si8 ber Sag auf bem SWeere ermaßt.
Äein 2Bunber baf? i$ mübe bin,
SEBenn folcfjc ga^rt \ 6 ) ooübracfjt.""
„3u was warS gut, bu §eren = SBeib,
3u was boct) nüfct eS bir?
«Biel beffer bu bliebejl im Sette ju #au8,
Sei ben fleinen Äinbern unb mir."
„„Die jweite Stacht, als ber Sfeumonb erwart,
22ir flogen baS braufenbe SBteer entlang 5
Die Äammmufdjel war unfere Sarfe fo fefl.
Die ©egel t>on grünem ÜJleereStang.
„„Unb ber ©türm braust’ baljer, unb es blifctc fo ferner,
Der ®iföt flog jum •fMmmel wie ©preu,
Unb es rollte ber Donner, ber ©eeljunb ^eult’,
Unb wir pogen unb preiften oorbei.
Digitized by Google
136
„„Unb mir flimmten bie grünen Seeljügel empor,
Serüljrten bie SEBolfen fo grau,
®ann fcfjoffen l>erab mir, mie menn ein Stern
$erabfällt oom Fimmel fo blau.
„„Dorf) baö Segel Ijielt aus, unb bie Sarfe mar gut,
Unb fo fejl mar ber luftige Äiel,
Daß mir bie Serge ber SBogen (jinburtf)
3ertbeilten im ^eiteren Spiel.
„„Unb fc^nell mie ber $agel, unb fdjnell mie ber Sturm,
2Bie bie ÜRitternadjtSflammen mir flogen,
So fdmffen mir über bie fdjäumenbe glut,
3erfprengten bie berjlenben Stogen.
„„Unb als mir famen an StormegS Stranb,
3m Sattel bem Sturme mir faßen,
Durcfjfömammen bie glut, burcfcfcfjmeiften ben äöalb,
SEBeit hinten ben Stranb mir Bergaßen.
„„Schnell ifl bas Stefy auf Öommonb grün,
Unb fdjned bas SBinbfpiel im Sagen,
Unb leicht mol ifl beS SlenntbierS Sauf,
SEScmt £unbe unb tlfen es jagen.
„„Dorf? nirfjt baS Sicfy, noef) bas Sienntljier braun,
Die fpirftpfuf» , baS SSBinbfpiel fo fömäc^tig,
Dur^fliegen bie Serge, baS Sötoor unb baS D&al,
93ie unfere »Joffe, fo prächtig.
„„Sief ifl bie Scfjlufy, unb ber Dojfrin ifl fleif,
3u ben Slugbraun beS Rimmels mir flogen fo roeit!
Unb lang ifl ber $fab , ben fein guß nocl> betrat,
Sill über ben Schnee ber (Smigfeit.
Digitized by Google
137
„„Unb als wir famen nad? gapplanb öb,
Segrüfjten bie glfen uns alle;
Unb alle bie Seen bom eiftgen 9iorb,
Sie gelten ein gefi mit Sdjalle.
„»Die 3aubrer unb bie $erenfd>aar,
Die ©eifter beS 2BalbS unb ber S$lud>ten,
Unb bie Säger ber 2Solfen, (te alle ftnb ba,
Unb bie QJleerfraun aus Siefen unb Suiten.
»„Unb fte muffen uns all mit bem #eiengebräu,
®efeltert bom Sljau beS Sumpfes fo falt,
93i8 mir glänzten, ber Stofe SapplanbS gleidj,
Die fproffet unb blühet im roilben SBalb.""
„Du lügft, bu lügft, bu fäanblidjeS 3Beib,
Du lügft, bu lügejt mir!
Denn bas fjäfilidjfte SBBeib auf ben Äüjten bon gife
Sfr fdjön, berglidjen mit bir."
»„Unb bie üJteerfrauen fangen, bie SBalbungen Mangen,
Unb es flauten bie Saiten bom Safte;
Unb es ^ing eine $arfe an jebem gelS,
6ine fieier auf jeglichem Slfle.
„„gs fdjallet ©efang, unb ber SBJalb erflang,
Unb tief unb tiefer wir tranfen,
SiS mir in ben SIrmen ber 3auberer
Sn füfien Schlummer berfanfen."«
„$intbeg ! hinweg ! bu fd>änblidjeS 2öeib !
Die fdjledjtfie Sfyat glaub id) bir gern,
2Bie t>ieltefi bu mir gfcr unb Sreu,
Die treulos bu an ©ott bem $etrn."
Digitized by Google
13S
„„Unb ba lernten mir bon bem 6Ifen=®oif,
ltnb pon bem Steijler fo treu,
Daö ©ort, baß unß burdj bie güftc trägt,
Sricfjt Schlöffer unb {Riegel mie Spreu.
„„Die Ie|te Stacht in SRaißrp’ß Scgeun,
— Daß ©ort ^att’ nicht gelogen —
©ir festen baß Sein auf beti fchmarjen Stein,
Unb auß ber 6ffe mir flogen.
„„Unb mir flogen über Serg, unb mir flogen über Hhal,
Unb über baß ffltecr unb bie Sucht,
Siß mir erreichten baß frohe ßarlißle,
Unb fprangen anß £anb in ber Schlucht.
„„Unb mir gingen jum Sogen am alten Hhurm,
Unb mir traten fo frei mie bie £uft hinein,
Unb mir tranfen unb tranfen, mir fonnten nicht mehr,
Son beß Sifchofß uraltem ©ein.""
„Unb ift baß mahr, mein guteß alteß ©eib,
©aß bu gefprochen bom ©ein?
Unb gelte eß geben, unb gelte eß Hob,
So mill ich ©enoffe bir fein.
„Unb gehfi bu mieber nach Karlißle,
3u trinfen ben blutroten ©ein,
Serflucht fei mein §erj, ich fliege mit bir,
Unb flöge ber Heufel mit ein."
„„Sich fehlest rneijjt bu, bu Voriger ©reiß.
Die ©efahren bie mir bedangen;
3n btt lebten Stacht, bie mit fchmelgenb perbracht,
Da hätten fie fajl unß gefangen.
Digitized by Google
139
„„Seoor »eit erreichten bie fanbige gurth,
Äam ladjenb ber SMuthaijn gezogen,
Die luftige Spige turn ßttrief S^urm
ÜRit buftigem ©lau war umjogen;
Unb in ber 2uft Derfpürten tt>ir
Des grüfjtljauS nafifalte SSogen.
„„Unb als wir erreichten ben $ügel Don Sraib,
SBegann es flammcnb ju tagen.
Unb ber wilbe 3ameS unb ber flolje 58aron
Söaren bort, ben Kchbod ju jagen.
„„Unb ben Strang fte 3 ogen, bie Pfeile flogen,
Die Süfte burchfchneibenb fo gut,
Unb purpurn fiel nieber ber ÜJtorgenthau,
©efärbt Don Jperenblut.
„„Sich fehlest wei§t bu, mein thöriger ©reis,
Die ©efahren bie wir bejwangen;
Äein Söunber baf? ich mübe bin,
Äann ich nach $au8 gelangen.«"
„„Doch fag mir baS Sffiort, mein gutes altes SEBeib,
©efchwinb fomm, fage eS mir;
Denn mich gelüjlet beS guten rothen SBcinS,
Unb bie 2uft ju burdjfliegen mit bir.
„3$ h ö b nicht begehrt bein höllifche« 9>ferb,
3ch burchfehwimme im Sturm nicht bie glut,
Doch fliegen fann ich, fo gut wie bu,
Unb gieb mir ben SBein, fo roth wie S3Iut.«
„ U D fi, o fi, mein Heiner, alter 9Jlann,
Das SGBort barf ich nicht fprechen,
ßs mürbe bie SBelt wie bie $ötle fo fchlimm,
Sie mühte jufammenbrechen.
Digitized by Google
140
„„Senn alle bie ÜJläbcben im ganjen 2anb,
©ie mollten fliegen im üöinbe,
Unb alle bie üJlänner abmütfen ba« Äleib,
Unb folgten ben Simen gefebminbe.*"
Sod) ber gute alte ÜJlann mar ein fluger alter ÜJlann,
Unb ber gute alte ÜJlann mar Flug;
Unb er l?at gemacht bie liebe lange ülacbt,
3u flauen ben ^erenflug.
SSerfleit laufet er in ÜJlaiörp’« ©cbeun;
Ge« Fam bie $erenbanbe;
Unb er Ijörte ba« ÜBort oon mächtiger Äraft,
Unb fab ihre Saaten ber ©t^anbe.
Unb ein bei ein ftc fpradjen ba« ÜBort,
3öie fc^netl ju bem Jperbe jie jogen,
Unb fte festen ba« Sein auf ben febmarjen ©tein
Unb au« ber Gcffe jie flogen.
Ser gute alte ÜJlann Fam au« feiner #öf)l
ÜJlit gurebt unb grobem ©dbreefen,
Sotb b att er ?« ne 3eit jur 3leu,
Ger mollte ben rotben ©ein fcbmecEen.
Unb er fefcte ba« ©ein auf ben fdjmarjen ©tein,
Unb ba« eine Sluge auf unb ba« anbre geftblojTen,
Unb er fpratb ba« Üöort, ba« icb nennen nitbt barf,
Unb mar au« ber gjfe gefcbofTen.
Sie #eren jertbeilten ben ÜJlonbflral fo bleich,
Sief feufjten bie jitternben üßinbe,
Socb fte mufjten e« nicht, bafj ber Fleitte alte ÜJlann
glog hinter ihnen geftbminbe.
Digitized by Google
141
Sie flogen jum .Retter beS frotjen ßarliele,
Unb fte traten fo frei wie bie Suft hinein,
Unb jie tranfen unb tränten, fte tonnten ni$t meljr,
Dee Sifctyofe uralten ©ein.
Der gute alte ©ann , er warb fo frotj,
Unb er tanjt auf bent mobrigen ©runbe,
Unb er fang bie föönflen Sieber oon gife,
Unb taumelte ringe in bie SRunbc.
Unb wieber unb wieber jum Waffe er fetyrt,
Unb er fog unb er fog fo lang,
Sie er fcfyaute niepte meijr, unb bie Bunge warb fcf>wer,
Unb lattenb bie Stimme oerflang.
Unb bie §eren, fte tranfen bee Sifdjofe ©ein,
Sie fte fpürten bie ©orgenwinbe,
Unb fte fcfjtrangen ftd) auf in bie Säfte juljauf,
Unb oerliefjen ben Sllten gcfcfywinbe.
Unb er fcf)Iief unb er fdjlief in bem Retter fo tief,
Sie f>odj im ©ittagelitfjte,
Sie rau^ i^n ermeeften fünf gnglänber.
Die fdjlepptcn ifyn oor bie ©ericfjte.
„Unb wer bift bu, bu Voriger ©reie,
Der bu I>ier fc^Iummerfi fo fein,
Durd) fefte Sdplöffer unb tttiegel oon Sta^l,
©ie famjl in ben Dburm bu hinein?"
Der gute alte ©ann ju reben begann,
Dod> fanb er fein ©ort fo gefcfywinbe,
gr oerfu^tc ju benfen, bod? wirbelte im #irn,
gr tonnte juredjt ftd) ni$t ftnben:
3d? tarn oon gife, ber alte ©ann rief,
Unb ritt auf bem ©itterna$t=©inbe.
Digitized by Google
142
Unb fte (liegen unb fniffen ben alten ©ann,
Unb fte peitfcbten bie alten ©lieber,
S3iS baS rotbe Slut in ben ©drüben ib m flanb,
Uub riefen, ber ©ein rinne nieber.
Unb fte (liegen unb fniffen ben alten ©ann,
Unb er flanb gcbunben am ©teine,
Unb fte Rauften ein geuer rings l>eriim,
Unb »erbrannten ihm gleifcb unb ©ebeine.
„D tt>eb mir! fprad? ber gute alte ©ann,
Dag je ber Sag mir gelabt,
Unb toeb ben böüifcben #eren all,
Die ©enfdjen in ©ütibe gebracht!
„£ag nie einem alten ©anne nad) mir
SRadj »erbotenem ©ute lüflern fein,
Dag nimmer ein alter ©ann nach mir
3um Seufel laufe nach ©ein."
Der Slaucb fdjlug auf in beS Sllten ©ejicbf,
gaff fonnt er ben SItbem nicht halten,
Unb bie glamme lobt auf mit 3ornc8gejif<b,
Unb rerfeugte bie Änie bem Slltcn.
(Sr fab nach bem ßanbe, toober er fam,
(Sr mugte nicht, mic ihm gefebäbe,
Unb er baebte an feine .Kleinen ju JpauS,
Unb aeff! bem Sllteu rnarb toebe.
Unb fte toattbten ihr Slntlig ber ©onnc ju,
©it flaunenbem ©unbern unb ©rauen,
Denn es Fam ein Ding aus ber fiiift herab,
Das buttfei unb grog toar ju flauen.
Digitized by Google
143
£cr 33ogel fam aus bem 2anbe bon gife,
Unb cS Pom mit SdjrecPen uttb ©rauen,
linb wa8 war e8, als be8 alten SDlannS 2Beib,
Eie Fam, feinen Üob ju flauen.
©ie fe&t iljm aufs #aupt eine Äappe fo rotlj,
Unb frojj blieft ber alte ©lann nieber,
Unb ftc wispert ein SELJort if>m in baS Dbr,
Unb b»b in bie Säfte ficf> wieber.
Unb ber gute alte SJlann ju fpringen begann,
3n ber SSJlitte ber glüljenben glammen,
Unb baS Söanb, baS ifyn prefjt an ben [Ring fo fcjt,
(SS fiel wie 3unber jufammen.
Unb er fpradj baS SBort in frb^lic^er <&ajt,
Sief, tief ben Sltljem einjog er;
Unb er fefcte ben gufj auf ben glü^enben ^faijl,
Unb fort burcf) bie Stifte f>in flog er.
3Bcit, weit umfreist er ben wirbelnben 9?audj,
Unb er blicEtc halb fjeiter, halb trüber,
Dod? als er ftep fdjwang bie Süfte entlang,
©djallt wilb fein ©eläcfyter herüber.
Den Äopf trug er fjoef), unb gefpreijet bie 2lrm,
Unb bie güfie rubern gefcfjwinbe,
Unb bie ©djijfie oom SRorfe beS alten SDtannS
©ie flattern weithin im SSinbe.
Unb er lacljt unb lad?t, unb flog unb flog,
3fym bäumte ber ©pajj fo prächtig,
Unb es flang fo ftfyrill wie ber SDtöoe ©efdjrei,
3Benn ben ©türm fie jertljeilet fo mächtig.
Digitized by Google
144
Unb er flauet juriitf nadj bem SSoIP non Carlifile,
SSBie bie norbifcfyen Sufte ityn tragen,
Unb er nicft mit bem Äopf, unb ma$t ein ©eftcpt,
®ocf) ben 2lbfcf>ieb »ergajj er ju fagen.
©ic oerfcbmanben fyocfj im Sieger fo blau,
Unb bie (Snglänbcr fatsn jle ni$t tveiter,
laut beö Sllten ©elädjter erflang
2lu« ben Stiften, fo milb unb fo Reiter.
2Jtög jeglidjer Sftann in bem Sanbe non gife
S9eadjtcn toa8 biefcr crbulbet,
Unb nimmer fdjelten fein arm alte« SBeib,
©o bie! e8 aucfj immer oerfdjulbet.
Digitized by Google
145
SOidrgrcfjor. •
„ £SJ£ jr 0 re ä ot ! SJlacgregot! bed geinbcd bab Siebt!
Soll über Sen Sommonb ber ÜRonb ifl erwart;
Unmutig bie Stand bein Sägern fdjdicn;
3luf! auf nach ®len 8gon, bem geinb ju vergelten !"
SBSiCb bliefte Slacgregor im fxnjlcren ©ebtoeigen,
2Bo bie falben ©tratbftllonä, bie felftgen, jteigen. —
»„©ei), Stalcolm, ju fcblafen, bie Stand ftnb entlaßen,
#eut toerb iä) um Sampbett mein Schwert nicht erfaffen.*"
„SRacgregor, 3Racgregor, ber geuerbranb lief
Drei Sage burdf) Serge unb ©fluchten fo tief.
Der geinb jtfjt im ©attel , fte fommen mit SSRacbt,
Sluf, baf) mir ibm fcplagen im §aufe bie ©flacht!"
„„Der Sampbeü mag fommen, wie fein SBort er gegeben,
Der fiolje SRac 5Rab auch , oon liefen umgeben,
3tb barf biefe Stacht , icb miß mich nitbt ft^tagen,
Sd jwingt mich ju tbun, wad itb jittre ju fagen.
„»ffiergieb mir, mein Sruber, bied Sangen ber ©eele;
Du weifjt bafj im Äampfe icb nimmer fonfl fehle,
Dafj ber Srfle ber terjfen ich Stubm oft gewann,
Dafj nie mich erfebreefte ein irbif^er SRann.
„„Doch febmur icb beim Äreuje, bei ©ott unb ber ©eelen,
Unb icb barf unb icb fann biefem ©d;mure niebt fehlen,
Sinen ©eift ju ©len Spon ju treffen beul Stacht,
Sb öjllicb noch fallen bie ©chatten ber Stacht.
•) Queens Wake.
7
Digitized by Google
146
„„Slllein in ber Äammer imb jüngjl ich gemalt,
Unb gebadjt einer I^at, bie einjl icb ooUbracbt;
Unb herein trat ein SJiäbchen, unb flaute mich an,
2Bie nie e8 erbulbet ein irbifdjer SJiann.
„,,3<h fannte jte, ®ruber, ich fannte fte wolj
Da8 Slntlifc war bleidj, unb ba8 Sluge war hob*-
Sieb, einjt war fte ftbön, unb bürfte i<b fpreeben,
(58 würbe Por ©rauen bein ftoljeS $erj bretben.
tt „SBie lang jte permeilte , ich fönnt e8 nicht jagen,
3rr war mir8 im Raupte, ba6 -§erj ^ört icb fcblagen;
Doch febien ein Sabrtaufenb mir flüchtige 3eit
3u jenes 9Jtomente8 ©wigfeit.
„»Unb ob fte bie $ocblanbe all mir perbiegen,
SJtit 2änge be8 Seine, bie fein ÜJtenfcb fann geniegen,
Unb alle bie 3nfeln — unb auch biefe §)ein!
Den fcbredlicben Äauf ginge nimmer icb ein.
„„ÜJtacgregor, entflöb in ber ©rbe ©runb,
3u entfliebett ben Gualen ber nächtlichen ©tunb,
SBerjweifelnb , Perjagcnb am -heil meiner Seelen,
3u entgehen ben goltent, bie furchtbar mich quälen.
„,,3ch fchtour in ©len ©qle ju fchaun fie b«ut Stacht,
®b öfllich noch fallen bie ©chatten bcr Stacht.
©ie fagt mir, unb eiSfalt burchliefS meinen ©inn,
Der {Ruhm unb ber Stame SJtacgregorS fei h>«-
„„Dag bie Hanne, bie graue 3abtbunberte lang,
Die Serge bc8 .jjocblanbS ©len galo8 entlang
Den Stubm bot Perbreitet, foU weifen unb jinfen,
©b bleicher im SJtorgcn bie SJtonbjhalen blinfen,
Digitized by Google
147
„ »$on ber aiadje Golqu^ounS §erfd>eüt unb jerfreffen »
Dafi bie ®eier »on Sennor unb ßommonb ftcf> prefTen,
Sieb fefllidj ju freun an SRacgregorS ©ebein,
Uagtäglicb unb 3ab« lang, in bitten 3iei^n.
„Sic gab mit $um Slbfdjieb bie #änbe fo meifj,
3b* Slt^cm mar geuer, ibr Sufen mar Sie !
Sie fpracb, mie ftc fcfymanb, ein etbleid^enber Schein:
Doch foßfl bu üKacgtegot mein eigen nod) fein !""
„SKacgregor! bu rafcft, mie milb ber Sli| fprübt,
66 mmirrten bie Üräume ber 9la$t bein ®emütb.
Äomm, roajfne bitf>, ©ruber, hinaus in6 ©eftlb!
Äomm, febau mie jer^auen bein §elm i(l unb Scbilb!
„Die Sparten bat pljnenb ÜRac 92ab bir gegraben,
2118 bid>t ityn bie 2ömen üon Docbart umgaben.
Diefe 9?ad)t foH ben Stoljen fein .goebmutb gereun,
Sein ©lut mirb ben ®lanj bir ber SEBaffen erneun.
„Dein febrecflieber Sraum in bie fiüfte »erhallt,
ffienn laut bureb ®len ßpon bein Sdjladjtruf erfebaßt."
Sffiie bildet ber Slonb bureb Sturmroolfen ber üllaebt,
So flammte üttacgregorS Sluge entfalt. —
68 bleibet — e8 bunfelt — jufammen er bricfjt :
„D, niebt für ba8 9BeftaQ !'" leife er fpridjt.
<§inmeg eilt Sftacgrcgor — er gebt nic^t allein,
68 folget ibm ffllalcolm jum SteQbid^ein.
5Seit bebnet jicb ßommonbS ftfjlummernbe glut,
3n feinem Sufen roeleb ^ef>re Seit ruttt !
Die Serge unb SBälbcr aus blauem See glüljn,
Darüber, tief unten, bie Siadjtmolfen jiebn.
/
7*
Digitized by Google
148
©ic gingen im ©cijmeigen, benn nab mar baS diel;
Das ÜRonblicht fafl fenfrecht com Fimmel fcfjon fiel;
Äein menfc^lidjcr gufi mar im gelb unb im 3Balb;
Äein Don, als baS ©chlaflieb ber Sellen, erfüllt.
3ung SRalcolm oerjtecPt ftc^ in jittcrnber Sil. —
Slltein jianb SKacgregor am Sacf> oon ®len ®t)le.
SRinuten oergingen, ba fdjmebt auf ber glut
Sin ©chifflein, barinnen ein grauenbilb ruht.
SS maren bie ©eget oon ©pinnemeb fein,
Der ©lühmurm baS Sachtlicht , bie Siaaen ein Schein,
Sin glanjlofer ©tral mar Sugfpriet unb 9Rajt,
Sic SRitternachtS glühet beS SalbfeuerS ®laft.
Db milb an ben getfen aufbraufet bie glut,
DaS Soot an ber Älippe am Sirbel nicht ruht,
SS folget bem ©teuer nach minbmärtS unb lee,
Unb mögt , mie gefchaufclt auf Sellen ber ©ee.
Sluftaumclt bie «Rächt in bem SEBalb, in ber Sucht,
Der SRehbotf oon ©airtreh oerläjjt feine ©chlucht,
lieber Sache unb falben, in fcuchenber Sil,
Unb fchauet jurücf nicht jum Sach oon ®len ®ple.
Der guchs flieht im ©djrecfen, ber Slbler crmacht
SluS flüchtigem ©chlummer ob fcljtgem ©chacht,
Son ben monblichten ©chmingen abflreift er ben Dh au /
Unb freifchenb entfchmebt er im SRaihthimmcl blau.
3ung SRalcolm fieht nahen bie Dame fo bleich;
üRit dittern begrüft fte ber $erjog foglcich;
Sr fieht , mie URacgregor bie Änie ihr beugt,
Sie fall jic fein glehen oerneinet unb fchmeigt.
Digitized by Google
149
2öie erjümt fte ihn aufhebt, oerlachenb fein 5Sert>
Dann fchleppt jte in8 Schiff ihn , fe|t ©egcl — unb fort !
Ob fctjncH auch bic Sarfe bie SBogen jertfjeilt,
Dod) fundier jung SJtalcolm jur ©eite ihr eilt.
©tacgregot! SBlacgregor ! er bitterlich ruft;
ÜJlacgrcgor! ÜJiacgregor! antlrortet bie Sluft.
gr fdjlug nach bem Silbe, ein triiglicher Schein,
©ein Schwert berühret ben ©trom nur unb ©tein.
Doch ber ©eufjer, ber tief au8 ber Sarfe erflang,
gr fchallte fo qualboll, fo grauenhaft bang !
Seicht fchrocbet ba8 Soot — bie Älänge bertoehn —
.Sein Slug hat ÜJtacgregor je roieber gefehn.
Digitized by Google
150
3.
Xcr -21fat oon TOac Mimioii. *
SD^ac ÄinnonS 5J?aft im ÜJtorgenlicht lacht,
SEÖo in 3ona8 Sufen ber ©inb ijt ermacht;
Sic ÜJlorgentoolfen bcr fchmanfenbe fujlt,
Sie blaugrünen ©eilen tief unten er grufst;
Ser SInfer fchtoebt unb ba8 (Segel fällt,
Unb ber fcibene ©impcl im ©inbe fchtoellt;
Soch feinem ber üftönche auf heiligem ®runb
Sa8 3iel be8 9lbt8 pon 9J?ac Äinnon ifl funb.
©ebnen eilet ba8 Schiff burd? bc6 9J?eere8 glut,
Db bie 93f önc^e allein c8 auch haben in #ut,
Senn nie noch ein SRenfcf) bon anberem ©tanb
Sluf bem Secfe be8 heiligen ©chiffeS ftanb.
Seicht fchreitet SDfac Äiniton bie ipianfe entlang;
©om golbenen ©ugfpriet erflinget ©efang;
Ser ©teuermann richtet empor ba8 ©enief,
6r hebt bie Äapu|e, unb hebet ben ©lief;
Sluf ben ©<htt>ingen be6 ©inbe8 bie ©arfe ffrebt,
Ueber ©eilen unb ©ud)t toie ein Sraumbilb entfehtpebt.
ffion ben Stürmen unb ©äUen ber Sftönchc ©lief fpiirt,
©ohin ihren Slbt jene ©arfe entführt;
Slu8 3ona8 Sucht ba8 ©chifflein cntfthroanb;
©ie fahen e8 fernhin nach ©orben gemanbt;
©i8 bleicher unb bleicher, Pom Slebel umtpebt,
@8 ätoifchen ben jahllofen 3nfeln entfehtpebt.
3u bem SJtonnenfloftcr bann fchmcifet ihr ©lief,
Ser ©chtoeflern gebenf, bis ber Slbt fejjrt jurücf.
* Queens Wake.
Digitized by Google
151
Sreimal mit trübem Schimmer bie Stacht
3ft über beit $aiben oon SJiull erroaebt;
Sreimal bie SJtöoc taucht aus ber glut;
2luf bem febroffen Stanbe ber Älippe fte rubt,
3n Schlummer gemiegt bon ber Sranbupg fo laut;
Unb noch immer bas aöadjtlicbt ber Seemann erbaut,
2luf ber Spi|e beS Sb ur mS, wenn ber SIbenb ergraut;
Unb ben Som burcbfcbalkt 8ärm unb ©cbrauS,
Senn ber 2lbt i|t noch nicht gefommen ju #auS.
Unb ber SEBolf, ber nächtlich burchfebmimmet bie glut
2öo Stofa im 3tinge ber ffiranbung rubt,
3u jagen baS müjte ©efcblecbt fo milb,
Sa6 an Seiten ber ©rüber ben junget jtcb jtiHt:
Ser ^eilige batte ber Sorge fein
Uebergcben ber gürjten gerechtes ©ebein:
©efeheuebt marb ber SBilbe com Seichenmal,
Unb jürnenb febmimmt ^etm er in junger unb Gual.
Senn Iaufchenb hört er, im Schleier ber Stacht,
Sen üRöncb unb bie Sionne, fo leis unb fo facht,
Unb miepern unb gleichen unb feufjen fo bang
SaS graue portal, ben Äreujgang entlang. —
C, weif’ mar ber ©rünber, mol bat ftcbS beroäbrt:
SSom 33eib roarb bie Sugenb jur Siinbe »erfebrt.
See SBacbtlichte glänjenber Stral lifcht aue,
SJtac Äinnon iji enblicb gefommen ju $au6.
ßinen fremben Änaben bat ^eim er gebracht,
Sefdjeiben unb ernjt, ber feiten nur lacht;
©r glänjet in heiliger Kleiber Spracht,
Unb lebt mit bem Slbte bei Sag unb bei Stacht.
Slnmutbigen SBucbfes unb fchlanf jumal,
Sein Sein mar jierlich, ber gufj mar fchmal,
Digitized by Google
152
Sein Sritt toat fo leicht, bafj fein Son erflang
3m lauftenben C(?r, an ber aöölbung entlang!
Sein Singe mar litt toie be8 SJtorgcnS ©lut.
Sein #al8, toie be8 Schwanes in 3ona8 gluf.
Seine Sätjne fo toeif» toie ba8 Slfenbein,
Seine Sippen tote Äirften im taufeuchten Stein,
Unb unter ber $aube, fo lieb unb fo fyolb,
aßeit toogten bie Soeben toie flüfftgeS ©olb,
Der ^errlitc 3üngling, in Stönfyeit unb ^rac^t,
6r lebt mit bem Slbte bei Sag unb bei Statt.
Kenn SIrm in Slrm burt bie 3nfel fte mailten,
Dann nieften bie 3ungen, e8 latten bie Slltent
Dot bie grommen im ©rauen unfii^nbarer Stulb,
Sie blieften jum $immel unb flehten um #ulb.
Sie fiirtten, bafi jiirnenb ber ^eilige ftaut,
Der ben Sempcl inmitten ber glutcn erbaut,
Der feine Seele gefefcet jum $>fanb,
So lang il>n ju ftüfcen, toie Sttgenb beflanb. —
Unb jefct ber grembe, in fyeimlitcm SSann,
3u ftön unb ju jart, um ju fein ein 'Dtann ! —
Der Süngling, fo ftön, beg Stritte fo fatt,
(fr lebt mit bem Slbte bei Sag unb bei Statt.
Die ÜJtonbe flogen unb Sage oorbei,
Die SJtönt« ftnb artig, bie Stonnen ftnb fteu;
Dot bie grauen Sllten, mit Sittern unb 3agen,
21m Slltare fnienb ben SSufen jtt ftlogen.
SJt’Äinnon im Sraume ben ^eiligen fafy,
2Sie er liitelnben S3licEe8 iljn grüßte fo nafj,
3Bie er auf aus bem ftulbigen Saumcl iljn riefe,
Unb ju opfern geböte bem ©ottc ber Siefe,
3« bem Sempel, ber nörblit ftt au8 ber glut,
Den gcfttoärjt au8 bc8 Ü)teere8 Slbgriinben bie ©lut!
Digitized by Google
153
Den erhob ber liefen gewaltige 9J?acht
3nt Wetteifer mit jenes SaueS Fracht,
Den er felber in 3ona8 3nfei ooübracht.
68 flarret rings um ihn bie Düne bon Sanb;
68 haben bie gifthe öerlaffen ben Stranb;
Unb fo hoch auf fchweüte bie jornige See,
Daf? feucht warb ba8 Äreuj auf ber Stirn oon Dan*pe.
Der ÄrciS fei gefchloffen, bie 3eit fei Bollbracht,
©elobt feiö bem ÜJteere, bem Sag unb ber Stacht,
SEBenn Streit ftd> erhübe, getrübt fei ber ÜJtuth,
6in Dpfer ju bringen bem ©otte ber glut,
6r befahl ihm ju eilen, ben Srauch ä u begehn,
6r nannte bie Sötönc^e, bie mit ihm ju gehn,
Unb »erfprach auch, bort ihn mieber ju fe^n.
ÜJtac Äinnon erwart aus bem Draume fo ferner,
6r öffnet ba8 genfter, er fefjaut auf ba8 9Reer;
6r fdjaut auf bie Serge, er fcfyaut auf ben Stranb;
Den Sinn ber ©rfdjeinung er nimmer oetflanb;
Stie war ber feltfame Srauch ihm genannt.
6r tnufjte gehorchen, ba8 boch war ifjm flar,
6r burftS nietet uerweigern , Serjug broht ©efafjr.
Sluf fprang ber Slbt im 2Rorgentid?t,
Da6 burch bie Schluchten ber Serge bricht.
Unb c8 fleuert bie Sarfe jum nörblic^en Stranb,
3Rit allen am Sorb, bie ber Selber genannt;
Da8 $eer ber Söolfen nach Dfien flog,
Der 2Sinb war fchwach, unb bie glut ging tjoctj,
Unb bie wallenbe See war glänjenb unb liefet,
6in 3acfengebirge oon flüfftgem Sicht;
Unb fern bie fdjwanfenben glutcn erglühn
3n prächtigem Purpur unb magifchem ©rün.
Digitized by Google
154
äüie fdjaufelt bic Sarfe in jubeinber 2ufi!
Sßie tanjt fte fo leicht auf be6 2Jteere8 Srufl!
$od| über bcm bäumenben Slbgtunb fte fd|it>ebt;
Stuf ber ©pifce ber ©ogcn fte toenbet unb bebt 5
Unb leidjt burdj bie fcfiäumenben SMen fte flrebt.
Das Steer mit bumpfem ©emurmel fiel) bridjt;
@8 freut ftcfy bie ÜJtööe im 9Jtorgenlicfjt;
Der Daudjer im ©runbe ber See ftdj Perlor
Unb taudjt in ber gurcfye be8 ÄieleS empor?
Unb hinter ihr, fern nach @übtn hin, freien
6in fchneeroeifier gaben bie glut ju burchjiehn.
2lm fcfjrecf litten ©tranbe bie Sarfe fchon ruht,
3Bo ber ^eilige Dom ftcfj hebt aus ber glut;
Oft hatten geflaut fte ben graunoollen ©tranb,
Doch fern ficf) gehalten oom ^eiüofen 2anb.
auf flieg es oor ihren äugen fo bitfit,
Unb ttmS fte erblicften, fte mußten cS nicht.
ßS hüben ftt^ graue Pfeiler empor,
ßS wölbte (ich mächtig bas brofienbe Sfjor.
Der ©ifdjt ber SBSogcn, bie SJlebel fo feucht,
Sin ©eufjen, baS bang in ben Söölbungen feucht,
$at fte im eiftgen Sangen toerfcfieudjt.
SRach Dflen hin tuanbten fte fcpnell ihren Äiel,
3n feljtgcr Sucht baS anfer fiel;
©ie befchritten in ©tfprcigen unb ©rauen ben ©tranb,
2Bo bie Steife ber f$tütir§lidjen Pfeiler flanb,
Die Slöcfe erhob feine irbifcfje $anb.
SBie ber Sogen gebeugt, ber ben £immel umfpannt,
Ober mächtig unb grab, eine fdjrccfliche ©chau,
ÜRit grünlichen glecfen im bunfelen ©rau.
Digitized by Google
155
gS führte ihr fpfab fte mit SEBunbern unb ©raun
lieber mächtige glatten, t>on »liefen gewann,
©emeijjelt »on feiner fierblichen $anb,
©on ©lauern gefchüfct gegen 2öogen unb Sanb.
35er ©Sachter ©uStieUa am ©Sege fte fehreeft,
©on 9tebel um$ogen, mit ÜJtooS überbeeft j
Der ©Säcf>tcr, ber fle^t bei bem Dom an ber glut,
Unb ihn fchüget mit Stcbeln unb 9iorblichtS=@lut.
Doch als fte bie Äanjel beS SDJeereS befieigen,
Unb fchett bie gluten, bie bonnernb (ich neigen,
Sin ben Pfeilern gelernt, im ßntfefjcn fte beben,
Unb laufen ben «fipmnen, bie fchmcüenb ftch heben.
Der &lippen ©efang, menn ber ©Sinterflurm braust,
Der Donner beS JpitnmelS, beS grbbebenS ©raus,
bereinigt, erft^ien eines SDlägbclcinS ©attg,
Dem $od)fang »erglicfjen, ber auS ber glut Hang.
Der ©aulen {Reihe, im Smielicht ecrflecft,
Sie ©tenfchengefialten bie ©liefe crft^recEt i
©Sie {Riefenmönche »ergangener Seit,
3n biefett Dempet für immer gefeit,
Die ber ©ott beS ©teereS »ermanbelt in ©tein,
3« grauen ©emänbern, mit grünlichem ©tf>ein,
gür einige Dage l;ier Slnbacbt ju halten,
Unb einig ju meinen bie faltige glut.
©o fcpminbelnb bie mirbelnben ©Sogen fich ballten,
©o milb auf gellet unb braust ihre SButh,
Daß entfett con ben ©äulen fte fliehn unb Slbgrünben,
Unb auf ©tarmoraltären ben ©Seihrauch entjünben.
Sur heiligen glamme auf hebt ft<h bie $anb?
Die ©liefe ftnb bangenb jum SDBcfien geroanbt;
Das £nie auf gemeißelter glatte ruht,
Unb fte fingen bie #t)mne bem ©otte ber glut.
Digitized by Google
156
©ie leimte bet ÜRönfce.
Der bu bcS SKcereS gluten hebft,
Sief in ben fohlen beS SlbgrunbcS lebfi,
Schau gütig bem Dpfer bcS ©eihraucheS ju!
® er bu nicht fennefl ben Schlaf unb bie {Ruh;
©eijt, ber bu manbeljt bie ©ogen entlang,
Dir, Sott beS ©eereS, tönt unfer ©efang!
Dir, ber mit beiner rechten £anb
Die glänjenben gifche treibjt an ben ©tratib;
Dir, beffen #auch bie ©egel regiert.
Dir, ber ben #ai unb ben ©allfifch entführt j
Dir, ber ben ©ünber ftürjt in bie glut,
Sluf ben ©pi|en ber ©ogen entjünbejt bie ©lut >
®eß 3iirnen bie eiferne Älippe gerfpringt,
Der im ©irbelminb lachet, im ©turmgebcul fingt;
Dir, ber als ©ebirge fiel) bebt aus ber glut,
©o nimmer »orher eine Älippe geruht;
Deß bleiche ©tim im Fimmel hoch thront,
©o bie Sngel roanbeln unb manbelt ber üRonb:
Dir bringen ben rothen ©ein mir bar,
Des {Regens ©ott unb ber ffiinbe ©chaar!
Dir, ber bu bie fchmcllenbe faljige glut
Sanft flrömen läffefl in ©onbenglut;
De§ 2ager oon flüffigem Silber gemacht.
Der bu fließt an ben Sufen bie gürfiin ber «Rächt,
Der bie ©olfen bu mebeft oon ©eereSthau,
Unb ben Stebel, ber ruht auf ber SEiefc fo blau,
©enn am guße bes tpgcls bie ©eile oerflingt,
Unb bie ©chatten ber {Rächt ber Schlummer bejmingt >
©enn auf ber Sranbung ber flecfige ©chaum
3m ©chmeUen ber ©eilen betoeget ftch faum:
Dir gießen bieS Del mir unb bir biefen ©ein! —
„SSiel größer muß bas Opfer noch fein!"
Digitized by Google
157
Die 2Jiöncpe erbebten, ber Slbt warb bleiep:
Da8 SBort fam nimmer au8 irbifd?em SJeicp!
S3om gelfcn perab, au8 ben güften c8 Hang,
— ©ie tou§ten nic^t, welker Sruft e8 entfprang —
Älar fcpallt’ c8 in traurigen SJtelobein:
»Siel größer muf? ba8 Opfer nocp fein!"
©ie puben fiep auf, fo traurig unb bang,
Sie wallten bie fepwärjlicpen Säulen entlang}
©ie fallen pinab in bie bonnernbe glut,
Die unten, oiel punbert gaben tief, rupt;
©ie fcpauten bie japllofen 3nfeln üorbei,
SSon Sarra naep SDtull, oon 3ura naep ©fpe;
3um £immel empor, auf bie SBogen jte fcpaun,
©ie blicEen auf alles in ©cptoeigen unb ©raun,
2118 füllten bie fpiäfce fte nimmer mepr fcpaun.
3n ficiler Älippcn fcpauriger ©eplucpt
Den SSlicfen oerborgen rupt füll eine Suept.
Unb als fte Famen jum felfigen Dpor,
Da fcpallt ein ©efang au8 ber Siefe empor.
Der flin^.i |0 füfj, ber Hinget fo wep,
Unb fte fürcpten, er Fäm oon ber 3üngfrau ber ©ec.
SK’Äinnon lag an bem Sianbe ber ©cplucpt
Unb fepauti pinunter jur glänjenben SSucpt;
Unb er fap fte ftpen auf moojtgem ©tein,
Unb jte Fämmt fiep bie Soeben unb finget allein;
Dann fcpwimmt fte bie ftlbernen gluten babin,
Die meid) ipr umfpielen ba8 lieblicpc Äinn;
Die feegrünen Soeben jurücE fte fcpwang,
Unb immer erflinget ipr fiijtcr ©efang:
Digitized by Google
158
@cfang icS ‘Sltemaa&tM.
SJFatilba von ©Fpe,
©o fchön unb fo treu,
Kupt biefe Sacht alleine.
Söol laufet pe bang
De8 SBinbeS ©efang —
D SKäbchen, »eine, »eine!
Denn tief in ber glut,
Dief, tief, tief in ber glut,
Diefe Sacht bein Siebfier bei mir ruht.
Die SEBänbe entlang
Älagt ©eißergefang?
5lm Säger ßebt pe ihn flehen:
Doch nimmer ein Äup beftegelt ben Sunb
Unb Feine Umarmung? in fdjretflidjer ©tunb
Serhaßt unbeachtet iljr gieren.
Denn tief, »o bonnernb bie Sranbung fcpaßt,
Sluf bem Säger fo feucht, »ie ber Schnee fo Falt,
Sei ben ©erlangen im Schlamm, bei ber $)erl in ber glut,
2Iuf ben Äräutern ber Diefe ihr liebes Sieb ruht.
Unb lang fcpläft er bort unb fchlummert gefunb,
3n bem #au8 oon Äoraßen mit mir auf bem ©runb.
ffion bem Fimmel bie ©onne, fern, fern unb fahl,
Umfpielet fein Säger mit jitternbem ©tral,
3n ben SEBeßen fein ÜJlantel woget fo feucht,
©ein Saufdjen bie glänjenben gifche oerfcheucjjt:
Doch SEBeßen unb 9Sinbe pnb längp fchon oerroept,
©h il)t ©eliebter ttom ©chfummer erfleht.
Äeine Jjjeimath! — Fein Äup! — nein, nimmer! nimmet!
©8 hält if»n bie Siefe für immer unb immer.
Digitized by Google
159
Der Slbt erbebte bem fcfjrecflicfjen Drohn;
Der Slbt unb bie SRönchc ber Älippe entflohn.
Denn unheimlich war unb büfier ber Sag.
Unb jie famen jum Schiff, unb fte fomen jum Stranb;
Unb ein alter SRann an bem Steuer bort ftanb,
Unb fein Sart war lang unb ftlbergrau,
©ilb wehten bie Soden, ba8 Slntlifc fo bleich,
Äaum festen ein SRenfch er an8 irbiftfjem Steid).
©ern Ratten ben 3wed fte, ben Flamen oernommen;
Sie fragten wohin? unb woher er gefommen;
Doch ein Schütteln beö #aupte§ bie Slntwort oerneint;
Unb er menbet baS Stntlifc jum SReere unb weint.
Unb fte grüßten ihn alle mit jitternber #afl,
Doch ber Slbt erbleichte, oom Srijreden erfaßt;
Sein erjwungenes Sachen er(lidt in ber Qual,
Denn baS Slntlifc, er hot e8 gefehn fchon einmal.
SRit fchwellenben Segeln ba6 Schiff eilt oom Stranb,
So froh, JU oerlaffen ba8 friedliche Sanb;
Der ©impel im glänjenben üRorgenlicht lacht.
Sie brohenb ^erabfätlt ber Schleier ber SRacht.
Der Sitte empor an ben Sugfpriet (ich hebt,
©r fchaut hinab, 11)0 be8 SReereS glut bebt ?
Unb fte hörten ihn fagen: „D, fchwer ijl bie 9>ein,
Doch gro§, wie bie Sünbe, ba6 Qpfer mu§ fein!"
D, milb ifi fein Slid, bie ©eberbe geweiht,
Unb et flauet jum #immel, fpricht: je§t ijl bie Beit !
®r blidt in ben ©inb, er flauet hinab,
SU8 furcht er ein Ding, ba8 ©ntfefcen ihm gab;
©r heftet ben ffilid, er jeigt mit ber $anb
Sluf einen Stral, ber im Dflen entffanb.
Die ÜRön^e erbliden am luftgen Sen ÜRore
©inen Slnblid, ben nie fle gehabt noch juoor.
Digitized by Google
160
©ein ©ürtel war gelbblaucr S3li|5e ©prülw,
©ein $clm beS 9fad>tf)immel8 bunfcleS ©lütm>
Unb fte fjörten ein lautes Jg>eroIb8ijefc^rei :
wSereitet ben ©eg für ben Slbt t>on 3!"
Unb ein Son, fo wunberbar laut, erFIang,
Db nont ©teere er Fam, aus ben Süften et brang?
D lauter oiel als bc8 2)onner8 Droljn,
2)a{? in Slngfl unb 6ntfe|en bie ©tülien entfloljn. —
2) er läuft an bie Saue, ber fniet t>or ben» ©djrein 5
66 fämpften bie Slement’ im SSerein.
68 war ein ©io ment nur be8 ©treitS unb ber SButb —
$inab taucht ba8 ©djiff, wie ein SSogel ber glut!
25a8 jlattlid) unb fdjön auf ben ©ogen gefdjwebt,
3m nädjfhn ©ioment e6 bie Siefe begräbt. —
©tiü ijl8 auf ber glut, aus bem ©runbe nur bringt
6in ©djrei, ber bang auf bem SDieere oerElingt,
Unb ftfjweigenb bie Siefe bie ©ünber oerfcf>lingt.
Digitized by Google
161
ffi I c n 91 o i n. *
ob bem gelfen, bcr bemalt
2)a8 Äinberfpiel bcS Stroms t»on 25er,
2ßo nie bcS Sägers horn enr>ad)t
Unb baS ©efumrn bcr Sienen nies
3n einer Söüjte, ob, allein,
gin Serg ergebt fitb, wie ein iSfjurm,
ffierbirgt bcS ©onbeS Silberfcf>ein
Unb ladjt t;ocf? ob bem Qonnerjhirm.
Dort fpiegelt 2lbin, Weit unb tief,
Der Älippe 2Mlb, bie fenfrec^t jleigtj
Sßo nie bie flare Quelle fdjlief,
3m Sommer warnt, im #erbjt fo feucht.
Die ©orgenbpmn’, bie SSeSper flang
Dort niemals, nur ber ©öoe Schrei;
Der gelfenabler baut fein Steft
Unb ©eijter jiefyn im Sturm oorbei.
gin alter Selber einjt bort ftanb,
3u prüfen feines SannS ©eroalt,
Db burcf? ben SBalb, am Älippenranb,
Stbon laut SJtoüemberS Sturmlieb fd>allt.
Der ©ittag ift fo ernft unb flumm,
2116 ob Statur ben 2ltf?em hält»
S5om fernen SSergflrom baS ©efumrn
Durchbricht allein bie Stuf) ber 28elt.
* Queens Wake.
Digitized by Google
162
Dft faf) ber ©reis im SJlorgenlicht
Die SRebel jiehn am gelfenfranj,
*&at, menn ber SKonb burrf> SEBolfen bricht,
3m £{jal belaufet ber glfen Sans»
©efefyn bie ©eiflet in bem Üfyal,
3n jeher gorm, bie Dfftan f ah>
©cfang gehört ber tiefen Gual,
giir Sßenfc^en, bie bem Sobe nah-
Doch ad>! ben fd)idfalfchroeren Sag
®at) er, rnaS nie ein ÜRenfdj gefeijn,
3BaS felbfl bem Slar bie ©dringe brach,
Den $irfch berfc^eudjt bon feinen <§ühn.
§eft jtanb er in bem 3auberfreiS,
5118 ft^au I hod) ob gairn=@orm, ergreift
grfdjien — es friert fein S3lut ju gis —
Des Sturmes mäd)tger «Riefengeifl.
Sein Slntli| war fo »elf unb bleid),
So blicEt ber ©eifl ber 2J?itternacht;
Db bem Scheiterhaufen, bem JRauchthurm gleich,
fflom Slthem beS Sturmes entfacht.
Sein rotbeS Slug broht milb herab.
Seine $aube bie SJtonbroolfe jtlbergrau;
©8 mar bie fnotige Schlange fein Stab,
SIuS ber ÜKilchfltaf am Fimmel fo blau.
gr rief: „hinmeg! hinmeg! entmcich!
§alb nacfter, rauher, fchmacher SSurm,
SBie mageft bu bich in mein 8?eid)
Unb ruffl heraus ben ©eijt ben Sturms?"
Digitized by Google
163
„„Unb wer bifi bu? ber ©eher fragt,
Ser bu 3erftörung trägfl im Slicf,
Sefj Slug fein Sterblicher erträgt,
Du Serggeifl, was ift bein ©efehief?""
„3n biefer feuchten ©üft allein,
Seit füflenloS bie glut gefchtreüt,
Srhob ftch meines SEh rone8 Schrein,
Sein Schrecfen unb ber Schrecf ber ©eit.
„3ch tauch ber Sonne ©lanj in S3lut,
SSerfchleirc ihrer ©traten Fracht,
Umhüll ben 2Ronb mit trüber ©lut
3m bobenlofen ©runb ber Stacht.
„Ser rothe S3li| mein Stof? fo fchnell,
Ser ©irbclwinb ifl meine Sufi;
3<h jauc^ge, trenn bas Sturmlieb h*U
©rflinget um ©len SlrinS SBrufl.
„(?8 ifl ber etoge gels jerfchellt.
Sein toürbig $aupt ifl grau unb fahl,
Slm Fimmel ©rönlanbS glut jerfpellt,
SluSlifdjt ber Sterne lichter ©tral.
„©er ifl eS, ber bie ©ogen ballt?
©er furcht bie Stirne oon Sairn=©orm?
©er fchlug im gels ben weiten ©palt?
3<h bin es, ich — ber ©eifi beS Sturms 1
„Unb fort follfl bu in wilber 8il,
SaS fPferb bie Sturmwolf, bie ftch ballt;
Saut fcfjall bein Schrei im Sturmgeheul,
Slm Duell, am gurth, im wilben ©alb!«
Digitized by Google
164
Der Selber beuget ftdj gefcijwinb,
Unb groj? fein 3auberbann erfcfieint:
„hinweg, bu Oeifl, ber $ölle Äinb !
Der ÜJtenfc^en bu unb ©otteS geinb!*
6r fcfywingt ben Stab nadj SRorben lei«,
Da fpringt be« Siorbpol« JRing in Stütfen,
Unb burd> ben Weiten <£>immel«frei8
Der Donner gellt, bie Sli&c jücfen.
Die gJebeltoolFe, bi$t geballt,
3n Säulen greift bie Äluft entlang,
3erjlörung burc§ ba« Dljal erfdjaüt,
SDrifft #ecrb’ unb Wirten, fcfjrecfenbang.
Der ©rampian bebt be« Sturm« ©ewalt,
Unb gel« auf gel« getürmt erfcfycint,
Sen 9iet>i« fdjüttelt bie wilbe ©ejfalt
Unb tounbert ftd), wa« fein $err gemeint.
Setbft fern, in Narrow« glfcnt^al,
3n flummer Slngfl ber Schäfer weilt»
Som flüdjtgen Schrei erftfjrecEt, bem Sljal
Sang mancher arme Äncdjt enteilt.
Die gowtfyer« fdfirecft bc« SBilben ffiutlj,
Unb #artfelt beugt fid) feiner $anb;
£aut braufet ßtjcoiot« blaue glut,
Der treu bewadjt DZort^umberlanb.
Do$ o, in jener Sd)re<fcn8nadjt
3n Sloitt wilb weld) wüjler ©rau«!
3tn bleiben Sicfjt au« bem 9GBolPenfc^ac^t
Sluf l>ub ft<$ bort ba« Sturmgebrau«. —
Digitized by Google
165
Sobtfliü ber SBinb, noch cfj e8 tagt,
®on Klippen rollt ber «Hebel grau,
Uitb au8 bcm Reitern $immel lacbt
Dc8 9Horgen6 Sluge, rein unb blau.
Unb flar unb flitt ber Sonne ©lanj
JRubt einfam an 2o<b 2loin8 Srujij
2Beit tjebt ficb feiner Sanne Äranj,
Dem ntüben Sluge Sroft unb 2ujt.
Um gelfcngacfen, Älippenfpalt
3m liebten ©lanj ber «Hebel rollt,
Unb, wie ©etoanb ber dngcl, wallt
®om $ang er nitber, rein wie ©olb.
Der ©rei8 febläft, fern bc8 Sage8 Schein,
Dort unter jener gelfenfron;
©ein ©eift febweift burtb bie Dcb allein,
®on SHenfeben unbemerft entflobn.
Sief ift fein ©tblummcr. -fweb berab
Der ©ebneefturm um ben $ügel Flingt;
Der üRautwurf böblt fein mooftg ©rab,
©ein JÄequiem ber SIbler fingt.
2Ba8 beult ber gu<b8 am Ort fo grün,
Der frifcb im ©onnenbranbe lebt?
SBa8 will bc6 SobtenoogelS ©ebrei,
Der ob ber oben ffiüjle f^webt?
SBenn 3abt’ auf 3<>b l ' e nicberfebaun,
3n 2lbin=©len ber ©ommer lacbt,
2Ba8 füllt be8 Wirten SBrufi ein ©raun?
9ßa8 bat bie 3eit an8 Siebt gebracht?
Digitized by Google
166
Das ©ras ifl grün, »oeijj baS ©ebein,
•&icr fhirjt fein Sergbirfcb auf bet 3agb;
#ier rief, bei SobtenlidjteS ©djein,
Die ©ule einjl in bunfler 9ia$t.
Das ©falbenmal fo aiterteeifi
auf ber floijen ©tim ©airn=@ormS,
Dort fdüummert SfoinS ©ebergreis.
Der einfl befdjmor ben ©eijl beS ©türm«.
Unb SlbenbS noty, in trüber 9Jad>t,
2Benn laut ber ©türm bie glügel fcbmingt,
2Benn toilb ein ©cbrei bid; beben madjt,
©emurmel fern am gelfen Hingt 5
9ßenn um bie Älippen, fc^riU unb bang,
SSerirrter SSBanbrer SRotbruf freist,
SJorm gcnjler bie SBinbijarf crflang —
D büt bidj! Das ifl SlbinS ©eijl!
Digitized by Google
167
5.
<2d)ött 2Jt<rm. *
jÖ, bafj id> lag in 9J?art)8 ©ruft!
23ei Sag unb SRadjt fte na$ mir ruft;
£), bafj idj lag in SflarpS ©ruft
Slm frönen Äirfonnell See!
SSerfludjt fei, teer bie Sljat gebaut!
©erflut^t bie Jpanb, bie fte »oHbradjt!
Sn meinem Slrm beS geinbeS ÜJladjt
Sraf fte mit SobeSmefj.
D glaubt nidjt, bafi mein -§ers mar ferner,
Sllö fie erbleicht unb fpracfj ni$t metyr —
©, ferner roarb iljr ber Sob fo feljr
Slm frönen Äirfonnell See!
3$ ging entlang bem SBaffet Mar,
Der geinb allein mein güljrer mar,
Der geinb allein mein gü^rer mar
Slm fdjönen Äirfonnell See.
3d? fafit ibn, ljub bie Älingc mein,
3$ tyaefte i^n in Stüde Mein,
3d? Ijadte iljn in Stüde Mein
gür fie, bie für mid> ftarb.
Die über alles lieblidj mar 5
©in Äranj t>on iljrem frönen #aar
Umföling mein $erj für immerbar,
33i8 id; ben Sob ermarb.
* Minstrlesy of the scoUisb border, collccted by Sir Walter Scott. 2 rol.
Kelso. 1802.
Digitized by Google
168
D, bafi id; lag in 9Jlart>8 ©ruft!
®8 tobtet mi$ beS Rimmels ßuft,
Sei Sag unb Stfadjt fte nad> mir ruft:
»D Fomm unb füll mein 2Befy!"
O ÜKarty fc^ön, o 9JFarp fein!
grol) »är id?, bürft id) bei bir fein,
®o bu fdjlafft, in bem Sett fo Flein
Slm fd>önen ÄirFonnell See!
3dj wollt, mein ©rab war grün genug,
ÜJicin Slug umjög ba§ Seidjentud),
$afi id) in beinen Slrmen ruijt’
Slm frönen ÄirFonneU See.
3d? wollt, id> lüg in ©lartje ©ruft:
Sei Sag unb 9lad)t fit nad) mir ruft!
Unb tdj bin müb beS Rimmels Suft,
Seit fte traf SobeSwe^.
Digitized by Google
169
üobcrt pitrnö, *
grb. fcen 25. 3anuar 1759, gtjl. 3uli 1796
1 .
Sanft fcnft ftd) ter 'llbent.
@anft fcnft |td) ber SIbenb auf ßraigie=3Jurnmoob,
llnb fröfyliclj ermaßet ber SBlorgenj
Docfy aU. ber grüljling in Graigie=©urnmoob
Äann mir nichts geben als Sorgen.
3<f> fefje fproffen ©lüt unb ©latt,
3dj tjöre bie 2Balboöglein jtngcn:
Dod) fönnen jte ber trüben ©ruft
SWit^t Sujt unb greube bringen.
Um beineS 3orne8 mißen tann
llnb barf icf)8 au8 nit^t fpredjen;
25ocf> fdjroeig idj länger, roirb mein $erj
©efjeime Siebe brecfjen.
D, füj? unb ftttig, ftfjlanf unb jart
Sei) id) bid) ttor mir flehen:
®od) ad)! ma8 mirb mein Seiben fein,
grljörft bu nidjt mein gieren!
3n fremben Slrmen bid) $u febn,
3m Jorgen ein Reifes ©erlangen: —
©8 brätle mein $erj, ba8 mirft bu fefyn,
3n fdjmerjlidjem Äummer unb ©angen.
®od), 3eanp, fag bu feieft mein,
Dajj bu mir einjig ergeben:
Unb banfbar miß id) bein eigen fein
Slße 3eit, bie (Sott mir gegeben.
* Tbc works of Robert Barns, ectr. by Dr. AdoJphus Wagner. Leipsic 1835.
8
Digitized by Google
170
*
2 .
<Zd)ön ift iinfc faifct».
ijl unb falftf), bie mir fd?afft Stbmerj:
Sie fpottct meinem gle^n;
Sie bradj ihren Schwur, fle brach mein $er$ —
3d) mag nur Rängen gehn.
6in ©irnpel fam mit ®olbe8 Schein,
Unb id) tterlor bie ßiebfle mein.
Sinb Ä'aufgut an bie Söeiber fein,
So laj? bie Schöne fle^n.
Unb toer bu fcijl, o fei nitbt blinb,
£raf bicb ber Siebe «©aud> ! —
Äein SBunber, ift fte falfd) gefinnt:
68 ift ber Sßeiber Sraucb !
D SBciber fcbön, o SBeiber merth!
Der 6ngel 2eib rnarb euch befcbeert;
3$ mein, e8 war ju Diel begehrt:
Der 6ngel Seele auch-
Digitized by Google
171
3.
3d) ging einen traurigen Oang.
^d? ging einen traurigen ®ang gcjlern Slbeub —
6r tpirb mid) gereuen, idj fü^i es genau: —
3d> erhielt meinen Hob ton jtpei fügen Slugen,
3toei fügen Slugen, fo loonniglidj blau.
SWicfjt toarenS bie Socten, fo gtänjenb unb golben,
Sie Sippen nidjt, feucht wie bie SJlofen Pom Hljau,
Der fdjttellenbe SJufen nidjt, toeig rnie bie Eilien: —
68 tparenö bie Slugen, fo toonniglid) blau.
Die ©prad)e, ba8 ßädjcln oerlotften ba8 $er$ mir,
Sie Seele bejauberttb, — ich füglt e8 genau:
Unb ad)! ber ©djmerj unb bie SobeSttunbe
Äam all pon ben Slugen, fo wonniglich blau.
Socf) lag nur ba8 .Ringen, unb lag nur baä Silen:
SMctleic^t nod) erhört fte mid? — hoffe unb trau!
Serflögt ge mich aber, bann ftnfe ich nicber,
Hobt bin por ben Slugen, fo tponniglicb blau!
8 *
Digitized by Google
2Bic ift Sie 'Jtacbt ft> trüb unb lang.
®e ijl bic ©acht fo trüb unb lang,
©in ich nom fiiebflen ferne:
3d) ^ab nicht ©uh bie ganje ©acht,
Unb fchüef ich noch fo gerne.
Denn o! ihr ijl bie ©acht fo lang,
Unb o! ihr Draum ijl trübe;
Unb o ! ihr ©Mnoenberj ijl fehler,
Die fern non ihrer Siebe.
©ebenf ich ach! ber frohen 3eit,
©erlebt in beiner Siebe, —
Unb jefct ber ©Soge, bie un« trennt: —
ffijirb jlets mein Sluge trübe.
©Sie langfam fehlere ©tunben fliehn,
Der Dag, tnie freubloS trübe: —
©o fehltest ihr bamalg nicht bahin,
2118 nah mir meine 2iel,e -
Denn o ! ihr ijl bie ©acht fo lang,
Unb o! ihr Draum ifl trübe;
Unb o! ihr ©Sittnenherj ijl fchtner,
Die fern non ihrer Siebe!
173
5 .
2d)rtrf nicht btr JSuifc auf CConodtM^eah.
Scharf treht ber ©inb auf Donocht=$eab,
ffiilb fiöbcrt ber ©djnce burcfj baS Sfyal.
6$ Flopfet leife ber ©ettler ans S^or,
ülagt jitternb feine Gual:
„SRerlan’ct euren ©änger nicht,
Die SRacht tfl falt — o lagt mich ein !
Sagt nicht ben bitterfalten Schnee
J)eS Sirmen ©afjrtuch fein!
»Soll neunjig ffiinter fah mein Slugi
Oft, tto baS 9tebhufjn fd)tt>irrt, erflang
©ein glötenfpiel, unb ihr habt oft
5J?ach ihm getanjt bic Sage lang !"
Srtoachenb rief gut gppie mein:
»©tefj auf unb öffne, guter ©ann !
Du weift eS tool, bie ©itternacht
©arb furj, wenn er fein ßieb begann.
„Äomtn, Slltcr, fefs jum .©erbe bidj!
©alb foll bie glamme Ijell erglühn*
Dein ©lut ifl bünn — bu gingefl irr:
Du folltfl fo fern com ©aus nicht jiefjn ! "
Der ©änger fpracf): »3$ l^ab fein ©aus!
fParteihag brach bie glitte mein :
ßin flüchtger ©reis, burch Schnee unb ©türm
®eh weinenb ich im Sternenfchein ! "
Digitized by Google
Digitized by Googl
177
JuJrt ftyrorij *
gcb. ju Sfberbeenffjire ben 22. 3anuar 1788,
gtß. ju SHifToiutiglji ben 19. SfprU 1824.
SRonftnadjt-
@onne ber ©djlaflofen ! melandjolifcfjer ©lern!
Dein tfjranenboHer ©tral glüfjt jittemb fern.
Du jeigjt ba8 Dunfel nur, verfdjeuctyfl e8 nicfjt,
Den Stimmen gleich, bie Iei8 grinnrung fpridjt.
©o glänjt, mal mar, vergangner Sage &id)t:
g 8 fdjeint, bod) märmt ber matte ©tral unö nid)t.
gin Schein ber Stacht, brin bang ber .Summer mailt,
Deutlid), bodj fern — flar — aber o, roie falt!
* llebrew Melodie».
Digitized by Google
178
ÜJjomas (Ältwrc, *
flcb. ju Dublin fctn 28- SKai 1780.
1 .
Du 'llbcnbgeläut, bu üibcnbgcläut.
SDu Slbenbgeläut, bu Slbenbgeläut !
SBie manche (Srinnrung bein Älang mir erneut
SSon Sugenb unb $eimath, unb ad)! t>on ber 3eit,
^118 juerft id; gehöret bein füfieS ©eläut.
2)ie glüdlidjen Stunben jtnb längjt nun babin,
Unb manches ^erj mit heiterem Sinn,
DaS froh einft «jelaufcbt beinern Slbcnbgefang,
$ält jefct baS ©rab, fo eng unb fo bang, v
Unb fo toirb es fein, wenn mein ©eifi ifl entflohn.
^»ell fliitgt beS ©eläuteS h a tnionifther $on,
2Benn anbere Sänger burihmanbeln bie 3eit
Unb preifen bich, fiifjeS Slbenbgeläut!
The works of Thomas Moore. Leipsic 18X6.
Digitized by Google
179
2 .
31n 3ulia.
@d)ön ift ber Üraum, o bimmlifd) fcfyön!
äBenn fut) getrennte 2iebenbe feijn:
Um SJfitternadu, Siebten, benf i$ bein,
Um 3Witternad)t, Siebten, benfe mein!
Senf baf? bu gebft beinen füfjefien Äuf,
Unb id> toill benfen, id> fü^l ben ©enufj.
Unb erröt^efi bu — bas grrötfyen fei mein,
Unb roenn id? meine — bie Üfyräne fei bein!
Digitized by Google
180
3 .
*51 ii —
ZS«> als ief) bicf) liebte, ief) mu§ eS gejtebn,
Sa Oatt id) oiel fröf)licf)e ©tunben:
Socf) ber #of)n, ber je|t für bicf) füllet mein §erj,
3ft mefjr, als icf> bamalS empfunben.
©o, ob mir oereint jinb ober getrennt,
Stets fcfjeint bicf) ein 3ouber $u faffen:
Sief) lieben ift fefjon greube genug,
Socf) ©oüu(l ifi es — bicf) Raffen!
Digilized by Google
X>«r >cr ÜBogen im (2onn«nlict>t I ad)t. '
©er ©ipfel ber ©ogen im Sonnenlicht ladjt,
Doch ^crrfdjct im Sufen it>r ewige SRact>t >
So lä^clnb bie ©ange oft roftg erblüht.
Ob bang in SBcrjmciflung bas $erj auch »erglüht.
(Sin trübes (Srinnem, ein Äummer jerft^ellt
2luf ewig bie Seiben unb greuben ber ©eit»
Das ®lüc£ unb bas UnglüdE berlo; - feine 2Jtadjt,
Unb wanbeiloS liegt auf ber Seele bie SJlacfyt.
Der eine ©ebanf in bem ®lücf fi<h ergebt,
©ie erflorben ein 3weig in ber grüljlingSluft bebt
Der Sonne Stralen umfonfl ihn umglüljn,
(Sr lächelt im Sichte, bod> wirb er nicht blüljn.
* Irish Melodie*.
182
5 .
'Iß c mt alle« foie auf 6en -Kamen ucrtrdit.
SSßenn alles bis auf ben Dlamen fermebt,
SBebccfet mit geblern unb 8eib:
D, meinejt bu, menn ber 9tubm mirb gefebmabt
Des SebenS, baS bir mar gemeint?
3a meine, mie immer auch läjlert ber geinb,
®8 mäfc^t beine S^räne mich rein:
ÜRit bir, ®ott meifj eS, ^ab treu i<b8 gemeint,
23BcIc^e ©ebulb gegen i(?n aud? mar mein.
Dieb meinten bie Dräume ber erflen Sieb,
Dieb jeher ©ebanfe mein,
Unb fiel} id> jum Fimmel im Dobe: cergieb!
©ebenf id; auch fierbenb noch bein.
2Bol finb bie greunbe com ©lüde gemeint,
Die ben Dag beineS [Ruhmes nod) fe^n i
Dotb ber jmeite ^Jreid, ben ber Fimmel uerleibt,
3jl ber Stolj, für bicb untequgebn.
Digitized by Google
183
6 .
3Sic füfi ifi mir bi« <Ztuut>, rerrni 3n>iclid)t flnft
Sßic füfj ifl mir feie ©tunb, tvenn Sroielidjt ftnft !
Der ©onnenjfral jlitt jieljt baS ©teer entlang,
gin lieber Sraum vergangner Seit erflingt,
Dein treuer 9tam erbebt im SIbenbfang.
Unb mie mein SBlicE verfolgt ben ©ilberpfab,
Der ob ber glut jum litten ©eften bebt,
©ein id), bajj nie mein gufi ben ©eg betrat,
©o fern im ©teer ein griebenäeilanb fcfjtvebt.
Digitized by Google
184
7 .
O glaub mir, ob aU* bi* 9teijc oerglühn.
£> glaub mir: ob alle bie Steige oerglühn,
Die $eute mir ladjen fo ^olb,
Cb borgen bie SSlumen ber 3ugenb oerblüfpn
Unb fdjminben mie glfengolb:
®o# toerb id> bid; lieben, wie jefct id> bid? lieb’,
Cb ber greube ©dächtet oerflinget,
Unb jeglicher ffiunfc^ be8 ^terjen«, ber blieb,
Um beine Stuine jtdj f^linget,
@o lange mit 3ugenb Unb ©cpnl?eit bir lactjt
Unb bie Silane bie Sang nid>t entmeifjt,
©irb bie Sreue ber ©eel nid>t gu Sage gebracht,
25er birf> teurer nur madjet bie Seit:
C, ein #erg, ba8 treu liebt, nimmer »ergibt,
Unb liebet fe|t bis gum ßnbe,
©ie begrü&et ben ®ott gu jeglicher grift
2)er Slicf ber ©onnenmenbe.
Digitized by Google
185
8 .
33cru>unfertc4 fehlem, o fomm t>u ju mir.
iißermunbeteg SReljlein, o fomm bu ju mir,
Db bie beerbe bicf? fließt — beine $eimatl) ifl (>ier;
$ier ifl ba§ Satteln, bag nimmer ftdj trübt,
Sie $anb, bie bic£> fdjüfjet, bag $er$, bag bidj liebt.
D, mag foU bie Sieb, ifl ftc fletg jt$ nidjt gleich,
3n 9lubm linb in @d>anbe, ob arm ober reidj! —
3d> meifi nid^t, id) frag niefjt, ob ©d>ulb in bir ifl,
3d? meifj nur, idj lieb' bi$, mag immer bu bifl.
Einfi nannte mic^ „Engel" bein feliger 9Jtunb:
Sein Engel miH fein id> im ©raun biefer ©tunb!
3$ folge bir fefl, ob bie #ölle aud) flammt,
2BiQ retten bid), fäüfjen — mit bir fein oerbammt!
Digitized by Google
186
9 .
O nenn nid»t fern ^tarnen, lag iljn rul>n in bet Wadjt.
£> nenn nic^t ben Slamen, laj? il>n ruljn in ber SJlacljt,
SBoljin feine 2If$e mir prunflo« gebraut:
Still falle bie bunfle £[jränt berab,
9Bie ber 9latbttl>au, ber fällt auf bas SSlooS ob bem ®rab.
Dod* ob fdjmeigcnb audj meinet bc8 9Zadjtt^au8 glut,
Sie fdjmütfet mit Slumcn ba8 ®rab, mo er ru^ti
Unb bie Sutanen, bie ^eimlicfi im Sluge erglü^n,
Sein ®ebäd)tnif? erhalten lebenbig unb grün.
Digitized by Google
187
io.
Das Jofctetifdjifr.
(^iebfi bu, roo bunfcl bie Sßolfc bort bebt,
Die bitjlere S3arfc, rote fdjncll fte cntfchrocbt?
Die Segel ftnb bofl, ob bcr SBinb unberocgt,
Unb bie Segel §u füllen fein 2üftchen ftch regt.
D, roaS führt baS bunfele Schiff mit ft<h fort?
Die fthroeigenbe Stutje beS ©rabeS ijl bort,
Das Üobtengeläut nur juroeilen erflingt,
Unb baS Segel, baS fc^roer im Sfac^ttljaue fchroingt.
(SS liegt ein Sßracf an 2abraborS Stranb,
3m graufamen, oben, unroirtfjbaren 2anb,
3öo in beS SKottbcS eijtgem Schein
©efjäuft liegt bleichenbeS SeentannS=®ebein.
Die Sdjattenbarfe, fte fommt oon bem SSSracf,
Unb baS trübe Sicht, baS fchcint oom 93erbecf,
(S8 fpielt um ©eft^ter, fo bleich unb fo blau,
SBie jemals gefeuchtet bcS ÄircbhofS Dh a u-
3ur Dobteninfel, bem SBinb ins ©eficfjt,
3ur Sobteninfel bie ®a{jn fte ftd) bricht;
(Sin fleifchloS ©erippe bie Dane bort flicht,
Unb am Steuer bie -gianb ijl oon biefer SBelt nicht.
D eile, bafi fchncd bcine gahrt fei ooübradjt.
Du fchredflicheS Schiff, eh bergangen bie Stacht,
Dafj ber ffltorgeit crblitfe fo ©rauftgeS nicht! —
DaS bleichte auf immer fein roftges 2id)t.
Digitized by Google
188
li.
.^ord>, 6ie 3$e«|jcrf)mnn* flingent>. "
9tuffif(f)e SDWoMe.
Ǥ)ord)! bie SSeSperfpjmne flingenb,
lieber ben gluten fanft unb fiar,
SRäber fletS unb näljer fdjmingenb.
3ubilate, Simen!
ferner je|t unb fern rerflingcnb,
Ueber ben gluten fanft unb fiar.
Subilatc, Simen!
3efct, mie leis am ©tranb bie SEBeUen
Sterben fanft im ÜKonbenlidjt ;
3c|t, mie milber Sranbung Seemeilen
X)e« ©efange« glut burefibridjt.
Subilate, Simen!
Still! mie lei« am Stranb bie ©eilen
Sterben fanft im 9J!onbenlid)t.
3ubilatc, Simen!
* National Airs.
Digitized by Google
189
12 .
ß glaube bod> nid)t, Saft mein #trj immer lad)t.
£> glaube boch nicht, bajj mein $erj immer (acht,
Dafj nie eS ein lajlenber Kummer befchwert,
Stoch baf? bieS frohe ©elächter ber Stacht
2lm (euchtenben SJiorgen bie ©tirn mir oerflart.
Die ©tunben beS SebenS jtnb leer unb roüff,
Stur feiten bie Stofe ber greube ftc fehmiieft;
3n baS $er$, baS bie (Blumen am frohffen begrübt,
Slm tieffien ber giftige Dorn ftct> brüeft. —
Doch freife ber (Becher! feib fröhlich einmal!
SJtöge nimmer uns treffen ein tieferes £eib,
2118 bie Shrcine, oergolbet oom ©onnenjlral,
9116 baS fiächeln, in (Dtitleib ju meinen bereit.
Das ®emebe bcS SebenS mär bunfel genug,
SBäre greunbfehaft unb Siebe hinein nicht gewebt,
Unb bas $erj ach! oiel ju lange fchon fchlug,
SBenn ben Sauber ber beiben eS hat überlebt.
Unb boch, bie am reinften unb tiefjien geliebt,
(Beweinten $u oft, bajj bem Sraum jie oertraut;
Unb ber greunb, ber bem greunbe ju eigen jtch giebt,
3fi ju glücflich, h“t nicht auf ben ©anb er gebaut. —
Doch freife ber (Becher! — fo lange erglüht
Stoch Sreu, bie ben SJtann unb baS dßeib uns macht Werth:
4?och lebe bie Sieb’, bie bie 3ugenb umblüht,
Unb bie greunbfehaft, ber SJtonb ber baS SUter oerflärt!
Digitized by Google
I>ie .Sjarfe, bic in Xarae JpaU.
£>ie ^>arfe, bie in SaraS $all
(Sinft roecft’ bc§ fiiebcS Spu,
4?ängt je^t fo {lumm an SaraS ©all,
SI18 fei iijr ©etfl cntflobn: —
©o fcfjläft brr ©tplj Pergangner i3cit,
Der gelben {Preis perflang?
Da8 $erj, baS einfl bem SRubtn getpeibt,
©ecft nidjt mehr fein ©efang.
Slicbt me^r bor gürft unb Dam’ erflingt
3n Sara ^arfenfdjaüi
Die Sait, bie in bcr 9?acbt äerfpringt,
©priemt trüb Pon SaraS gall: —
©o raufet nicht mehr ber greibeit Sorn,
3bt ©^latbtruf i(l perfdjmebt;
9lur wenn ein £crj jerbriebt im 3orn,
©irbS funb, bafj fte nod; lebt.
191
14 .
Oft in ter füllen 9tad)t.
©djottifdje SSlelobie.
^ft in ber Pillen SRacbt,
6b mich bet ©cblaf gebunben,
6rinitcrung erwart
Ser Sage, bie entfebwunben.
Sie 2uft, baS 2eib
Ser Änabenjeit;
Ser 2icbe füjjeS Soeben;
Sie Slugen lieb,
Sefct fall unb trüb;
Sie ^erjen all gebroden!
So in ber fliQen Stacht,
6b mich ber ©cblaf gebunben,
6rinnerung erwacht
Ser Sage, bie entfebwunben.
©enn all bie greunb’ erflet»n.
Sie innig mir uerbunben,
Sie ich b fl k fallen [ebn
©leid? 2aub in #erbfte8jtunbcn :
3<b mir erfebein
©ie wer allein
Surcbwallt bcS geftefi fallen.
Se8 Siebtes ©lanj
(Srblicb, ber Äranj,
Unb bob^ bie dritte fcballen.
©o in ber füllen Slacbt,
©eitn mich bet ©cblaf gebunben,
Srinnerung erwacht
Set Sage, bie entfebwunben.
Digitized by Google
192
15.
D 3ugenbglüet, fo lang vergangen.
granjöftfdK SDleloMc.
£5 Sugenbglüct, fo lang »ergangen,
5Ba8 füljl icb eu>ig beinen $aucb?
2118 bir gebleicht bie Stofenioangen,
3Bü8 ftarb nic^t bie Grinnrung auch?
llmfonft ifl aü ber Hoffnung Singen
SBon fünftger greuben liebtem Schein —
®a8 geben fann fein ©liief mir bringen,
X'aS tt>ertf> ber Sugenb füßer $)ein.
Ürüb liegt bot mir be8 üobeS Äüfle,
Äalt webt um meine Stirn bie 3eit.
SO 3ugcnbglanj, ber einff mieb fiifjte,
SBie flob bein buftger ^aud) fo weit !
Stiebt, bajj mich ba fein Sebmerj getroffen,
Stiebt, bafi je^t feine Sufi mehr mein —
G8 ift, baff id? fein ©liief barf hoffen,
2)a8 mertb ber Sugenb tieffier ty ein!
Digitized by Google
193
16 .
J&intocg fccu Sortier! ob bei 2B« in.
SReapolitanifdje SKrtotie.
^)intoeg ben S3cd)er! ob ber 58ein
So buftig unb rojtg aud) lad>t:
(SS jeiget mir aef)! fein glängenber Sd>cin,
2Öie Sage unb 9Mcbt' itb ooHbracpt.
66 febauen aus feinem (iJrunbe
©o fii§e Silber beroor,
SBie fte in ^cimltrf;er ©tunbe
DeS SaubererS Spiegel befd)n>or.
2IuS jebem Sropfen bie Seichen
Sluftaucpen ber greunb’, einjl fo marm;
Unb Sippen ju rotl>, ju erbleichen,
Unb $erjen, ju flerben gu tparm.
SiS »oenn ber Sraum mich umfangen
Der Seit, bie einfi mir fo mertb,
6in fcbmerglicbeS Verlangen
Den 5Bein in Spänen Perfekt.
* 9
Digitized by Google
194
17 .
O fort ber lljränc trüber ®d>rin.
granjbfifdje SJtelobit.
£> fort ber S^ranc trüber Schein,
gt) meine ße begrüßt !
$eut Slacßt nocß laß uns fröjjlidj fein,
Ob autb ber ÜRorgen es büßt.
Der Slbcnbßral, ber jögernb glüfjt,
SBenn ring« ba« Dunfel fcßmillt,
3(1 ©lücf, ba« hart am Seib erblüht.
Der tefcte Srunf, ber quillt. —
Drum fort ber D&rane trüber Schein,
gl) meine fte begrüßt;
#eut SRacbt nod) laß un« fröblid) fein,
Ob aud) ber borgen e« büßt.
Unb menn un« aH ba« bunfle Sein
9lur eint Stunbe »erfüßt:
Denf baß bie Stunb e« müjTe fein,
Die je|t un« froh begrüßt.
©anj leb ße au«, bann becf un« SRadjt
3m «Dtonbglanä, mit bie glut,
Die einen Slugenblitf gelabt
Unb bann für immer rußt.
Drum fort ber Sbräne trüber Schein,
Sb meine ße begrüßt;
#eut 9la<f)t noch laß un« fröhlich fein,
Ob audj ber «Dlorgen e« büßt.
195
18 .
O fiel) mich uidjt fo lächdub cm.
£> ftety mid| ni$t fo Iäc^elnb an,
2af? ruljn mein $erj einmal:
Die Sieb ifl tobt, ber Sugenb SBa^n,
Der Hoffnung ©üitf unb Qual.
Äannfl bu, wenn rutjt be« 6ommer6 Sans
Unb di« ben Quell umroebt.
Dem SBlatt erneuen Duft unb ©lan$,
Das bürr im Söinbe bebt?
D jteli micfi nit^t fo lädjelnb an,
2a§ ru^n mein Jjjerj einmal:
Die 2ieb ijl tobt, ber Sugenb SBa^n,
Der Hoffnung ©liicf unb Qual.
Q mär in meiner 3ugenbjeit
Dief in mein «gerj bein S3lict
®efaüen, prief itp gottgemetyt
üJtein feligeS ®efd)id.
Doc^ jegt bricht er burdj meine 9?ad|t,
Söic ©ommerfonnenjtral
Das 2ßra<£ befdjeint im ©ogenfdjacfyt
Unb fefjärft be8 dlenbä Qual.
D ftefi mid) nilfit fo lädjelnb an,
2a§ ru^n mein #erj einmal:
Die Sieb ifi tobt, ber 3ugenb 2Bal>n,
Der Hoffnung ®liicf unb Qual.
9 *
Digitized by Google
196
|jenn) ^trke Tflljttc, *
gtb. ju SRottingbam ben 21. SJtürj 1785,
geft. ben 19. Getötet 1806 ju Gambribge.
1 .
JBcfmtutb.
SÖenn 3wielid)t ringsum nieberfinft,
©ebet ber SIbenbglocten Hingt,
©ins, 3wei unb Drei unb 35icr :
©t| id; am genjter ijeü unb Hein,
Serfenft in bunte Sraumcrei’n,
Sin fclig füll in mir.
Dod? ob ©mpfinbung, füf? unb milb,
©ein Jperj mit fjeilgem geuer füllt
llnb greube mi$ umgiebt:
Die Dfjrane mir im Sluge
Dodj weif? id? nit^t warum fte fleijt,
Sin frolj unb bod? betrübt.
Die SEBoIfe, bie im ffiinbe fliegt,
Die fdjneü wie ©ein unb ©lütf oerftegt,
#at bie betrübt bie Srujt?
D nein! waö gefjt mi$ füllen ©ann
Der wirre §)lan be8 fieben« an,
Der ©anbei irb’fdjer Sufi ?
* The remains of Henry Kirke White (Campc’s Edition).
Digitized by Google
197
3jlS, bafj i$ 3lujj auf tiefer 2lu
SRicfyt finbe, bafi bie 33erge blau
hinüber icf; mu§ geljn?
£) nein! bc8 eignen $erbe$ ©cfyein
9iur gieb mir, unb ju Jpaufe fein
SBirjt überall midj feljn.
3fi8, bafj be8 Sturmes ©locfenflang
Die Süfte füllet mit ©efang,
SEBenn mid) ba8 ©rab umfifiliefjt?
D nein! nadj bangem ßrbenlauf
SRimmt mic§ bie ero’ge $eimatfj auf,
SEBo ©otte6 griebe fpriefit.
SDBieö fommtV 2Rir ifl e$ faum belrufit:
©etjeimer 3auber füllt bie SSruji,
SBenn greube mi<f> umgiebt.
Die Sljräne mir im Sluge fle^t,
Do<f> roeifj icl) nidjt toarum fie fielet,
SRodj roeöfjalb i d> betrübt.
Digitized by Google
198
£i«8.
£> ba§ icf; wäre bie buftge S3lüt, bie trunfen
2ln meiner SIrabeüa Srujl ftdj fcfjmiegt,
®ie fie in #immel8feligfeit oerfunfen,
3u fierben fo, twn SBonne eingewiegt.
D baß \§ war ba$ Äfeib, ba$ leife waüenb
lim if;rer ©lieber grie^fdje gorm flc^ fcbmiegt,
®er ©ürtcl, ber in ßin8 jufammenfalfenb,
2ßie jroei ©eliebte, i&r am $erjen liegt.
®a§ meiner Seel in ihren golbnen Soden,
So naf) ber Stirn, gu Wohnen war vergönnt,
3u fcbaun ber Slugen felige« Perioden,
®er Sippen Stoff;, bas wie Stubinlic^t brennt.
®otb, wie icb bin, »erbammt, im Staub gu leben,
Seflag i$ acf;! mein allgu ^art ©eftbid:
9?ie wirb erfüllt ber Sef;nfud;t ^eißeS Streben,
llnb nur im iXraum grüfit flüd>tig micf; ba8 ©lüd.
Digilized by Google
199
3 .
(Sinfamftit.
Seicht treit mir fiel ein niebre« 2oo8,
3fl thränentrüb ber Slugen ©djein,
t6 ifl Hiebt Seib, ba8 aus mir flogt —
(?6 ifl, roeil ich fo ganj allein.
Durch SBalb unb Shäler flreif icf? gern,
SBenn froh ber #irt ju £aufe jieht;
21m aSalbfee lieg ich träumenb oft,
2Bemt feine ©ruft im ©lonblicht glüht.
Doch menn, ooll ^eilger «ölelobien,
Der SIbenb flingt im 3miclicht=©chein,
äöirb mir fo traurig meh ba8 -§rrj,
Denn ach! es ifl fo ganj allein.
De$ #erbfte« ßaub, fo melf unb tobt,
Dreibt auf be8 Stromes ©rufl hinab-
3d> möchte nimmer fein ba$ fiaub —
3hm fällt nicht eine Dhfän auf« ®rab.
Der 3Balb unb SBinb mit trübem Don
©erfünben all bicfelbe 9Jläf)r:
(§8 mill fld) «Jliemanb mit mir freun,
gioch meinen, brüeft mich Seib fo ferner!
3n Iräumen bod) faf> ich ein Silb,
Das liebet mich unb benfet mein;
Srmad) ich, ifl ba8 ©lücf entfiohn,
Unb meinenb bin ich ganj allein.
Digitized by Google
200
i.
®tr manteriitc Knabe.
§Sßenn ber SBinterwinb weht über ba8 roilbc ®Zoor,
Unb ber §au6herr fchliefjet bem Settier ba8 Ufjor,
SGBenn bie Sljräne al8 ©8 fällt bie SBange ^erab,
D ^art ifl bein 2oo8 bann, bu manbernbet Änab!
Der SBinter tfi Falt, unb ich tjab Fein ©eroanb,
Unb Falt fchlägt ba8 §erj unter jitternber #anb,
SZicht Sater, nicht SDZutter, ®efchwi|hr nicht ^ab,
Denn icf) bin bie 2Baife, ber wanbernbe Änab.
Ginfl Ftatt id; einen Sater, einen ^eimifcfien Jperb,
(Sine ÜRutter, bie all mir mein Sitten gewährt 5
@8 ftanb unfer <§äu8lein im Dh a k >‘ n SSalb,
9Bo ber Singtaube Srauergelächter erfaßt.
Doch Sater unb SZutter finb beibe baljin.
Die Seute be8 tjcr^lofeu gremben ich bin!
Dem ©raufamen ich entjogen mich h ab,
SZun bin ich bie SBaife, ber manbernbe Änab.
Der Säinb meht fcharf, unb ber ©djnee flöbert fein,
Unb SZiemanb »iß laufen bet Älage mein.
2Bo bie Crltern fchlummern, bort geh ich an8 ©rab —
3m Sob finbet SZuhe ber manbernbe Änab.
Digitized by Google
201
5 .
Stfelummerlicft
einer jum .lote SPertammten, ten Storgen ror ifjrer 4Mntuf)tttng.
(25$laf ein, mein Äinb, auf meinet Srufl gebettet!
ÜRein blutenb ^erj burdjboljrt bein ©cfyrei fo bang;
©d>laf ein, mein Äinb! t>om SJiutterarm umfettet,
Hont bir nicfyt lange mefjr iljr ©cfjlafgefang.
9BaS foll, mein ft'inb, bein aefy! fo banges Älagen?
Sang toar ber ©tfjlummer meinen Slugen fern:
©ei fliU, mein Äinb, fepon tritt bet üJiorgen tagen,
Unb ict) fänb 8Ju[? bem ©e^merj bes $aupte6 gern.
2Ber, armes Äinb, trer wirb bein 2öeinen füllen,
SÜBenn, ein SSerjiofjner, balb bu irrfi im Sanb?
SCBer giebt bir IXrojt, wenn beine frönen quiüen,
Sffienn midj baS ®rab umfcfjlieft mit ©tfymerj unb ©cfyanb?
©4>laf ein, mein Äinb! balb mufi idj bid> oetiaffen,
Stur einmal no$ I afj ruljen mid; oom ©t^merj;
Schlaf ein, mein Äinb! ef> micty bie genfer faffen —
9tie finbefi bu fortan ein SJtutterljerj.
Digitized by Google
202
6 .
'Hu einen Srcimt.
//llnb füljlft bu nit^t?" — Sie gragiftfeharf mit Stahl.
3amol)l fühl ich, unb fühle tief unb marm.
SDlein #erj fann meinen, ob oom Slugenlib,
Sem halbgefcf)Ioffnen, id) bie S^rän auch fcheuche,
Sen bangen Seufjer in ber SBruft oerfcbltefje.
Sort berg ich tief ben giftgen Sold? unb lächle
5lm puftgfien, wenn mir baä #erj am fchmerflen.
3d> »»trfe fort, ob Äummer auch mich quält.
9lur ©rojjmuth iflö, bie Söunbe ju oerbergen.
51(6 id) noch jung unb atleö neu mir mar,
Sebt ich ein einfam 2eben, ungeliebt:
Socf) bamale felbft lernt ich im tiefjlen Snnern
Sen ©djmerj ju tragen, ber bie 3ugenb brach;
Ser 5lnbern (Sorge $u empftnben, meinen,
5Bo mit bie Äraft $u belfm mar oerfagt.
Surdj fülle «Rächte laufdjenb hörte ich
Se8 6lenb6 Schrei, unb Plagte mit ben Slrmen.
SBer maren bie ©efpielen meiner Sugenb?
Sie fülle «Dütternacht, ber «Btonbenflral,
Ser ftbmeigenbe, ber Sterne lichter ttijor.
Sen fl ummen Flogt id); manbte mich inö 3nnre,
3u meiner Äerje einfam liebem Schein.
3cb fonnte nie, mie elenb mir auch mar,
SeS rohen Röbels «Mitgefühl erbetteln.
Ser Schmerlen hülgen JDueü erfdflofj ich nie,
«Mein Jperj ihr Sarg, unb meine Hoffnung — @ott.
Soch baff ich fühle, mirb bie 3eit bich lehren,
S3lieb e6 bem S3olf gleich ernig ein ©eheimnifj.
«Mit ÜRenfchen lach ich — boch fte^t mich fein 5luge,
Sein ich um bie Matur, um bich, mein greunb.
Digitized by Google
203
Du mir Unrecht, ©elig hofft ich febon
3n bir ben greunb gefunben, ben id) fuchtc,
Dafj, eh ber Seiten legte @tunb entfloh*^
3n eins jufamtnenmüchfcn unfre ^erjen. —
3a, unb fte roerbeng bennoch. Sag’ unb 3agrc
Wemeinfam tragen motten mir ben Sumers.
Dann merben mir empftnben, greunbfehaft habe
Die trübften Sage ju erheitern Äraft,
Unb $anb in $anb fott un8 bie legte Stunbc
(9emeinfam führen in baö beffre Sanb.
Digitized by Google
204
Cljflma« Campbell,
j)fb. bcn 27. 3uli 1777, gcfl. ttn 16. 3uni 1841.
Xrcnnung.
5?icbt Stbeifel ijlS an beiner Irene,
SRicfjt beiner Siebe ber SSerluft, —
SS ifl ber Trennung bittre «Reue,
Die fd>n>er belaftet meine SSrufi.
Das ©cf>ön|le was bic Qual berfügte
Defj, ber einfam fein ®lüd beweint,
0inb griidjte, borrenb in ber SSiifte,
0inb 0^ä^e bie baS SJteer berneint.
£>b unberührt bom giftgen SBaftne
2Iud) oft ber 0eele 9%ub> jerfäüt,
Sin treues ^>erj, in ©etjnfudjt brectyenb,
Siegt fdtmer^enboller nur jerfdiellt.
Sntfernung! 3fi burd) fte bem #er$en
9iicf>t me^r als Siebt geraubt unb 0cin?
Das, o^ne {Rübe ©rabeSfcljmerjen,
3ft, ohne grieben, SobeSpein.
Digitized by Google
205
« infccr. *
,3u einem ©emätte.
überall, all überall,
3Bic be8 Schmetterlings jtlberner glügel,
Sie fiieblidjcn treffen mir all überall,
3m S^al unb auf fonnigem |>ügel.
Unb ba8 fröf;lid>e Saucen be8 mutigen ÄinbS
33on taufenb 33ergen fdjallt tüieberj
Unb be8 jungen |>erjen8 ©elädtter, roilb
3Bie ber SSalboöglein jubelnbe Sieber.
Unb bie äöiege, fte fdjaufelt im ©auernhauS
2Bie in ber Sbelen Italic,
Unb bie f?errlicf)jle ©abe auö Ijimmlifc^cn #öhn,
©8 iji eine ©abe für 3iHe.
Senn im Äinberauge ba8 glänjenbe Sicht
3fi allen gemein, mie bie Süfte,
Unb fällt, mie bc8 |>immel8 Sonnenlicht,
3it alle Sudler unb Älüfte.
Sie fagen, bafi nicfjt mehr mie fonft
Sie Sngel manbeln auf drben,
9lid>t mehr, toie einft, burdj ihren SBhmb
Äunb ©otteS ©ebote tterben.
£>, jebeS biefer Äinber ijt
Sin ©ote ©otteS auf ßrben:
„üftit Sngeln gehn mir allejeit,
©h n bafi gewahr toirS merben."
* Keopsake 183ß.
Digitized by Google
206
3n bumpfger Stobt, auf luftgen $üf)ii
firflingen iljrc greuben.
D, bog fold) liebücfceg ©ebilb
2$om (frbeitflaub muf? leiben!
O felig, bie begnabigt ftnb,
3um Fimmel auf ju fd?tnebcn,
©obolb fte if>re SBotfdjaft fdjneü
3m $erjen abgegeben.
Digitized by Google
207
|)frn) ftyöflje ^’beUcj) f *
ertnmfm im ©ufcn oon fgptjia ten 7. geptcmtcr 1822.
'lllafiur ober ber (Seift ber (Sinfamfcit.
®8 mar ein Sänger, bejfen frühes ©rab
©epflegt nitgt Warb oon frommen SÜJenfcgengänben.
Stuf feine mobernben ©ebeine baut
Se$ $erbfie8 SBirbelminb in ober SBüftc
2lu8 melfem 2aub bie ^ramibe auf.
Sin ferner 3üngling — feine 9iuge]äatt,
3Bo er ben legten, emgen Scglummer fegläft,
Sefränjt fein meinenb ÜJtäbcgen mit ß^preffen.
®ut, fügn unb ebet — fein einfamer Sänger
Serflärt im Sieb beö 3üngling8 Ürauerlooß;
gr lebt’, er fang, er flarb in ginfamfeit.
Ser grembling meint bei feinem ©lutgefange,
Unb 3ungfraun gaben, menn er unbefannt
SBon bannen ging, in Segnfucgt jteg oerjegrt,
3n 2iebe8meg, oon feinem ©lief entjünbet.
Ser Slugen milbeö geuer ijt erlofcgen;
Sie ginfamfeit, üerliebt in feine Stimme,
Sannt bie iöfuftf in igre milbe 3etle.
©on gegren ©ijionen, Silberträumen,
grnägrt marb feine 3ugenb. ©on
Ser meiten grbe, ringsum oon ben 2üften
gntfanbte jebeö ©üb unb jeber 2!on
3u feinem #er$en fräftigfteS grregert.
Shellf*y’s poetical works. London 1837.
Digitized by Google
208
Der ewgen SSSciö^eit beilge Duellen fiobn
Stiebt feiner Sippen Dürft, unb alles ©rofje
Unb ®ut’ unb ©(f)öne, was ©ergangenbeit
3n SBa^r^eit ober gabeln überliefert,
Smpfanb unb wufit er. Sllö bie frühe 3ugenb
©ergangen, toanbt er (ich com falten $erb,
ffion feines Kaufes frembgetnorbnen ©lauern,
3n unentbeefte Sänber, SSaljr^eit futbenb.
Unb manche weite Debe, raube ©Süfte jog
3n i^re ©litte furchtlos feinen ©ebritt.
©lit feiner füjjen ©timme, feinen Slugen
£at er fein ©rob unb feine Stubefiatt
Son ©Silben ftcb erfaufet.
Der Statur
©ebeimfte ©dritte bat, gleich intern ©ebatten,
6r ftetS oerfolgetj wo ©ulfaneöraucb.
Der rotberglübenbe, ob eif’gen ©letfcpern,
©in ©albacbin, ob gelfen ©cbneeS ftcb breitet;
9)etbfee’n mit trägen SEBellcn gelfenflippen
Sluf ewig fcblagen; wo oerborgne <£>i>blen
Des geuerS unb bcS ©iftcS Duell oerfcbliejmt,
Dem ©eije unjugänglicb, wie bem ©tolj;
©ternbom’ aus ©olb unb Diamanten wölben
3abllo6 unb mafjloS itjre hoben fallen.
ÄrpjtaHne ©äulen fcbmiicEcn fxe, Slltäre
2luS perlen, unb aus bie Dbrone.
Doch batte nicht bie gröjjre gjlajejtät
8118 ©olb unb Sbelftein — beS wecbfeloolleu Rimmels,
Der grünen Srbe, ihre Äraft oerloren
3n feiner ©ruft ber Siebe unb beS ©taunenS.
3m SEbal oerweilt’ er gern unb febuf bie Debe
3u feiner $eimatb um, bis Daub’ unb ©iebborn
Digitized by Google
209
3b* blutlog Butter au8 ber §anb ibm nahmen,
Son feinet ©liefe Slu8brucf angelocft.
Die Sintilope, bie bc8 SlatteS [Raufeben
3m Sache febreeft, oermeilt, bie §orm ju flauen,
Die anmutbsooller felbfl als ihre ijt.
Serfenft in ewige ©ebanfen wanbeit et
Durch bie [Ruinen längft vergangner Seiten,
Sitten unb SpruS, Salbei unb bie SZBiifle
3erufalem8, unb SabplonS ©emäuer,
Dljebai8 SBunber unb bie ippramiben:
9So immer nur ©fulpturen tounbetbar,
Den DbeliSf, bas 3a8pi8grab, bie ©pbpnt,
Die faft jerfiörte Slfrifa8, in ^ügeln
Die SOBüjle birgt. 3n ber [Ruinen «Dritte
Der Sempel, mäßiger ©äulen, toilber Silber
Son mehr als 9Renfcben> wo be8 SobiafS
©ebeimni§ ÜJtarmorgeifter hüten j wo
Die Sobten ringe ibr fcbweigenbeS ©ebeimnif?
Sin ft um men SJMnben hoben aufgebängt,
Serweilt er lange, im ©ebenfbutb blätternb,
Der 3ugenb biefer SSBelt. Den langen Sag,
Den brennenben, febaut er auf (lumme Silber,
Unb wirb nicht miibe, wenn be8 üJlonbe8 Sicht
©ebeimnipoolle fallen magtfcb füllt.
(Sr febaut unb flauet, bi8 in feiner ©eele
Segeiflerung erwacbenb bie Sebeutung
Der Dinge ibm berfünbet, ibm
Da8 jitternbe ©ebeimnifj ber ©eburt
Der Seit entbüüt.
Digitized by Google
210
ifliß §. C. 1’anlJöii.
L
Pilgrime Wefang.
©en Oft unb 9Beft bin icf> burcfjjogen,
3u fucben, roaä mir jtreng Dcmeint:
gin $er$, mit feinem ©lücf jufrieben,
gin Slug, baä nie im <3t^merj gemeint.
3n gürjlenballen, in ben Jütten
2öar all umfonjt mein I)ü$t6 Stübn;
®erfelbe ÜJtunb, er meint unb lächelt,
3n Seib unb Sufi bie Siangen glüijn.
grft fud)t icb auf ben golbnen Sbronen:
— 2Bo ÜJlacbt ijl, fönnt auch grieben fein —
gä rubt baä matte Sluge trübe
Stuf fernerer Äroncn bunflem Schein.
Den Äricger frag i(b, boeb er rebet
Son ferner #eimatb füfer Sufi;
gr rebet t>on beä Äriegeä Unrecht,
äerjlörung, glenb — fcbulbbemu§t.
3cb fab ben Äaufmann jmif<bcn ®cbäf}en
— Seim SReicbtbum meilt baä ©lüi bielleicbt: —
Doch nein, fein #erj ifl all ba braunen
Seim Schiff, baä fern baä TOeer burcbflreicbt.
Digitized by Google
211
V
«Kir flang ber Saute f ü|je« Sönen,
Suf meidjer Sommerluft gewiegt: —
De« Dichter« Stirn war bleich unb trübe,
3m finfiern Vlict ba« ©lücf nicht liegt.
Dann jählt idj auf bie Seiben alle,
Die eng ba« SKenfchenherä umjiehn?
Äein SZBunber, wenn fein ©lücf ju finben,
gin SEBunber war«, wo e« erfc^ien.
Die Äinb^eit erji mit allen SD?iit>en,
Vefchränfung, Sabel, Straf unb (Pein,
Die greube nur Don gerne glänjenb,
3n bunfier Kacfjt ein trüber Schein.
Die 3ugenb bann, bie gleich bem 28ahnfinn
Die glühen Sohlen ring« oerfireut,
«Kit haji’ger Shat, mißbrauchten Äräften,
Kur afcf>e fammelt, Keu unb Seib.
Der «Kann, ermattet, lebenßmübe,
Vernichtet Hoffnung unb ©efütjl,
an ihrer Statt weltliche Sorgen,
Der falten Selbflfucht bleiche« Spiel.
Da« jlarre alter, trüb unb öbe.
Der fchmachen SSJellen le|te« «Kühn,
Serfünbenb, baß jum ©rab bie Stunben
greublofe Srauerpfabe jiehn.
So loanbeln wir. — Die Hoffnung fdjwinbet,
©leich geengolb, in Staub tjerfefjrt ;
Die Sufi oerwanbelt (ich in Schmerjen,
6in jeber Sritt ber 3eit jerjiört.
Digitized by Google
212
Der crfie Dteicfytbum, ba$ gmpftnben,
£ä§t hinter (id> nur leeren 9faum,
Der gljrgei§ bann mit feinen 0d)la$ten
SeflecEt Da« Jptrj — ein müjfer Draum.
Die ©egenmart erfüllt mit gfel,
SD?it gurtet bie 3ufunft, unb mir feljn
Sluf bie SSergangenbeit, unb ftnben
SRur Sappen, bie im 0turm bermeljn.
3<b flaute biel’ unb ferne Sänber,
Dod) überall baffelbe Soo«;
Die ^ofnung in erborgten gebern.
Da« Seiben in bet greubc 0<§oofj.
3$ Ijab fein Sieb bon füfynen 8tittern,
2Ba« foüt id) (ingen 0$ulb unb Sob,
SSon 3lul)m, oergänglid) mie ber 2lt{jcm,
ffion gelbem, bie Dom SBlute rotlj?
3 cf; fjab fein Sieb oon grauenliebe,
gin Säbeln, ba« in Spränen fdjroimmt,
De« Scpmerje« Äinb, in Suff geboren,
3n Seib ju fierben früh beftimmr.
3$ Ijab ein Sieb Dom golbnen Offen,
Unb biefe« geb id) »billig euep.
®8 fingt bie gitelfeit beö SebenS
Unb i(t an trüber SBeiöfjcit reicb.
Digitized by Google
213
2 .
l!cr &cmig Se9 Oßen«.
i^er Äönig flieg t>on fiel) ben Äranj unb fpoPaL —
//3Ba8 febaffet, o junger Äönig, bir Öual?
SS glänjet bie #atle t>on Sbelgefiein,
ffiie ©terne in ^eiliger üKitternadjt ©cbein;
3m fpurput bes ©eines bie Sedjer erglübn,
Sie Stäbeben fo fcbön, n>ie baS Storgenrotb, blübn;
3eljn gteitf>e ber Älang beineS StamenS bcjlegt,
Sein Stubm bie enblofen gernen burebfliegti
Sie ©ebäfce ber Srbe, ber 9teid)tl?um im Steer
©inb bein, junger Äönig! — was fehlt bir notf) mehr?"
Sin miibe! fo miibe! — ©, greubc wirb 2eib,
©enn wieber unb wieber ibr ©lanj ifl entweiht.
Sin miibe beS 2äcbelnS, erfäuflieb unb leer,
Sin miibe ber ©djönl>eit, beS ©olbeS ©ewäbr,
Sin miibe bcS SteichtbumS: was fann er oerleibn?
©as iXaufenbe fönnen ber ©eblecbteflen fein.
3$ leerte ben Seeber: was gab mir ber ©ein?
SeS ©abnfinnS Seginnen, fein Snbe ber ^ein.
Sin miibe beS Sinen, bin miibe beS Sillen,
Steine gefle ftnb freubloS unb ob meine fallen.
D, flill ber ©efang: fein 8teij ifl entflo^n!
D, wirf niebt bie Slumen bort nieber am
3b* Stäbchen, oerfcbleiert bie ©angen fo liebt,
3br ©tlaoen beS ©cepterS, ibr reijet mitb niebt!
Ser Äönig erhob ficb im Storgenrotbfcbein
Sei J&örner unb fcbriller Srompeten ©ebrein ;
Sntfaltet fein Sanner ber ©onn unb bem ©inb,
SS füllen bie $eere bie gelber gefebwinb?
Digitized by Google
214
3uoorberjl bie Säger, bcn Sogen jur #anb,
3n Raufen jtcb fammelnb, gleich 2BeUen am ©tranb;
Dann fommen bie {Ritter, im Jrabe gcflrectt.
Der {Roffe ©ebiffe oom ©träume bebectr.
Snmittcn ber Äiinig, ftolj flauet fein ©lief
2Iuf Saufenbmaltaufenb ber Ärieger juriief >
Som ©cbmerte ber ©lief ijt beS SlugeS entfalt. —
SJeb bir, ber bu mit i£>m magefl bie ©flacht!
Unb Üaufenbmaltaufenbe beefen ben ©runb:
— SllS ©ieger fc^rt SIcbmeb — mas le^rt ibm ibr ÜKunb?
Saut bringet in« Ct»r ibm ber SSaifen ©eflöbn,
©ein Slug i?at ber jungen Sraut S^räncn gefe^n;
Der greunb feiner Sugenb liegt tobt auf bem gelo,
Die Slüte beS SlbelS im Äampfe jerftbeUti
Der ÜRenge Saucen bie Süfte burdjbringt: —
SEBen munberts, bag ®fel ben Äönig bejmingt? —
Unb mieber bie Sanner im ©onnenlidjt glübn,
Unb mieber bie gunfen bem $uffcblag entfprübn,
Unb mieber burebs Stbmeigen ber SJlorgenluft
Da8 $orn unb bie ftbriUe Srompete ruft:
ßs brängen bie Sölfer heran mit STOacbt,
3u ftbauen bie golbne, bie furßlicbe ^raebt.
3Ber glaubte, jie blieften auf ÜJtober unb SJtacbt?
Dag fo golben ber $)fab ju bem ©rabe notb la<bt?
Der Salbacbin glänjet, o nichtiger Danb!
Das $)runffleib ifl nur ein fieicbengemanb.
Unb jenem, beg SBinfen gab geben unb $ob,
©tebt nimmer ein Sltbemjug mehr ju ©ebot.
Deg 3ürnen crfdjrecfte ein Sölfermeer,
Deg gäcbeln mar ©onne ben ganbern umber :
Dem 3ürnen, bem gäcbeln, mer laufet ibm nun?
Stuf anberer ©time bie Äronen jejt rubtt.
Digitized by Google
ßr lieget, ein Häuflein fraftlofer ©taub,
©emeinften ©ürmern ber ßrbe jum 3tanb.
©ie legten ben ftönig Ijinab in ben ©cbrein.
©djmarj funfelt ber SJJiarmor mit finfierem Stfyein.
ßrfjabene ©aprljeit Pom ©rabe erilingt,
Die bonnernb bie jitternben 3eiten burdjbringt,
Söo beß Sieben« ©timme, beß Dobeß nidjt
2ln baß §erj beß tl}örid)tcn ©toljeß meljr fpridjt:
21m grufj meine« Sfjroneß ©tillionen ftd> neigen,
De« Diorbenß, beß ©übtnß ÜRadjt mar mein eigen,
©leid? ©ogen beß ÜKeereß bie ©d}ä|e mein,
Daß ©Iiicf fd)ien ber ©dat) meine« ©cepterß }U fein
SJlein ©inf fdjon führte fyerbei jebe Sufi,
ßrfüüung marb jebem ©unfd)e ber ©rufl: —
Unb bennod}, bei allem maß ©lücf mir befdjert,
©ar flctß meine ©ecle non Sorgen befdjmert.
3d> jaulte 3ai}te »oH Äummer unb Seib,
9iur Dierjeljn Dage ber ©lütffcligfeit.
Du ©terblidjer! ©djäfse unb 9Ka$t unb greub,
©aß jtnb jte? — ein ©pielmerf ber flüchtigen 3eit!
Die Slumen ber ßrbe jtnb irbiftf) beflecft,
Unb trüb ber SDtoment, ber inß Beben fte meeft.
9iur eine greube befteget ben Dob:
SDiit Sufi ju erfüllen beß hö^fien ©ebot,
Die einzige Hoffnung, bie nimmer entflieht.
Der ©laube, ber Ijojfenb jum Fimmel fleht.
216
2Ute SBaüabc.
beulen $erbge6=©türme,
SEBilb braufenb rooget ba8 2 Jteer,
Das SDtäbcben meinet am gelfengranb
Unb fingt unb feufjet ferner,
Unb fenbet einen trüben Slicf
Der gluckt ber ©ogen nadj*
SSon ©eiben trägt ge einen £ranj,
Die jittert über bem Sadj.
ff 3 mölf bange ©onben jtnb entgogn,
Der neunte Sag fcgon graut,
©as baff bu bub, mein fübneS 2ieb,
Den ©eilen anoertraut!
©tiH, gilt, i^r roilben gluten,
Dag 8?ub mein ßtebfier füblt!
Ob laut ibr tobt, in meiner SSrufi
Der ©türm botb tiefer roüblt.
„Der Kaufmann gebt mit Seben,
©enn ©türm fein ©cbiff bebrobti
Doch maS gnb alle © 4 >ä|e,
©enn Siebe bleibt im Xob!
©cilfl bu an fernen Äugen,
©08 ©olb unb ©tbäfce giebt?
©ol eine reidj’re gnbeg bu,
Doch feine bie wie itg bicb liebt.«
©anj aufgelöst in Drauern,
Älagt ge um ihren $ort,
58 trägt ber ©inb bie ©eufjer,
Die glut bie Db r “ ncn fort« —
Da fpülen eine Seitbe
Die ©eilen an ben ©tranb
©efnicft tote eine Sitte liegt
Die ÜJfaib am ©eereSranb.
Digitized by Google
Digitized by Google
THE BORROWER WILL BE CHARGED
AN OVERDUE FEE IF THI8 BOOK 18
NOT RETURNED TO THE LIBRARY ON
OR BEFORE THE LAST DATE STAMPED
BELOW. NON-RECEIPT OF OVERDUE
NOTICES DOE8 NOT EXEMPT THE
BORROWER FROM OVERDUE FEES.